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Blasmusik Musikalische Reise in die 60er Jahre

55 Jahre alt und immer noch voller Schwung ist das Genthiner Blasorchester. Das bewies das Ensemble beim diesjährigen Herbstfest.

Von Mike Fleske 02.11.2016, 00:01

Genthin l Das traditionelle Herbstfest des Genthiner Blasorchesters ist immer ein Garant für beste Stimmung, aber auch für die ein oder andere Überraschung. „In diesem Jahr lautet das Motto „Zurück in die 60er Jahre“, verkündete Moderator Axel Lorenz bereits zu Beginn des Konzertes, denn Orchester feiere in diesem Jahr sein 55-jähriges Bestehen. Mit dem Swing-Titel „Dolce Vita“, zu Deutsch süßes Leben, begann die musikalische Zeitreise bereits stilecht. Die rund 300 Besucher des Genthiner Stadtkulturhauses erlebten danach ein rund dreistündiges Programm mit vielen Höhepunkten.

So gab es selten Gehörtes wie etwa 60er-Jahre-Musik der schwedischen Gruppe „Hootenanny Singers“, deren berühmtestes Mitglied Björn Ulvaeus war. Dessen große Zeit folgte allerdings erst in den 70ern als Teil der Gruppe Abba. Schwungvoll wurde es auch mit einem Medley der Gruppe Les Humphries Singers, die ihre Wurzeln ebenfalls in den 60er Jahren haben. Mit „Mama Loo“ reißt man auch heute noch Zuhörer mit, zumal wenn der Sound so locker swingend daher kommt wie beim Blasorchester. Das wurde in diesem Jahr durch Britta Unglaub vom Hamburger Airbus-Orchester verstärkt.

„Sie ist heute extra zu uns eingereist“, witzelte Axel Lorenz, der auch in diesem Jahr sein Bühnenoutfit schneller wechselte als sein Schatten. So moderierte er den Schostakowitsch Walzer Nr. 2 ganz elegant im Anzug an, um gleich danach im Hawaihemd als Urlauber auf den einst von Udo Jürgens besungenen „Griechischen Wein“ anzustoßen. Zwischendurch präsentierte Lorenz die Mitglieder des Orchesters und warf einen Blick in die bewegte Geschichte des 1961 gegründeten Ensembles. Gründungsmitglied Gerhard Zenkner spielte auch in diesem Jahr die Tuba und bekannte am Rande des Konzertes: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich das Orchester einmal so entwickelt.“

Im zweiten Teil überwogen zur Freude des Publikums die klassischen Blasmusikklänge. „Böhmischer Traum“, „Trompetenecho“ oder das im Saal lautstark intonierte „Rosamunde“ gehörten dazu. Bei der Egerländer Polka war das Orchester plötzlich führungslos, da Dirigent Klaus Deicke für einem Moment den Taktstock beiseite legte und ein Tänzchen wagte. Auch der goldenen Stimme aus Prag huldigten die Musiker mit einem Karel-Gott-Medley. Als besondere Überraschung sang Axel Lorenz das Lied „Die kleine Kneipe“ in deutsch und holländisch. Der Titel stammt vom Niederländer Pierre Kartner, den meisten besser bekannt als Vader Abraham.

Das Blasorchester bewies erneut seine Bandbreite zwischen Swing, Klassik, Schlager und Volksmusik. Das sorgte für beste Stimmung bei den Gästen, zu denen auch Bürgermeister Thomas Barz, der langjährige Moderator des Herbstfestes Alfred Jansky und der Vorsitzende des Kreisseniorenrates Karl-Heinz Koszior gehörten. „Wir sind dem Orchester seit 40 Jahren bestens verbunden und freuen uns über jedes Konzert“, befand Koszior, der das Herbstfest gemeinsam mit seiner Frau besuchte.

„Eigentlich müsste es so eine Veranstaltung auch im Frühjahr geben“, regte Koszior an. „Es war ein wunderbares Konzert, gut dass es das noch immer gibt“, meinte Besucherin Christel Senger. Für Lisa Wolf, Vorsitzende des Fördervereins Stadtgeschichte sind die Konzerte immer auch eine Erinnerung an die eigene Zeit im Orchester. „Ich war zehn Jahre lang selbst Musikerin und bin damals aus Demsin dazugekommen, heute freue ich mich, dass es die Gruppe immer noch gibt.“

Axel Lorenz verband seine Moderation mit dem Wunsch, dass die Kulturlandschaft der Region nicht weiter ausgedünnt werde. „Wir brauchen auch ein Veranstaltungsgebäude wie das Stadtkulturhaus“, machte er deutlich. Der Vorsitzende des Blasorchesters Gunnar Köppen ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sein Ensemble zurückkehren werde. „Wir sehen uns beim Herbstfest 2017“, meinte er zum Abschied.