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Brücke Warten auf passenden Fördertopf

Sie ist alt und seit zwei Jahren gesperrt: die Brücke über den Einstich am Elbe-Havel-Kanal. Genthin fehlt aber Geld für einen Neubau.

Von Simone Pötschke 16.11.2020, 00:01

Genthin l Wenn in den nächsten Tagen und Wochen im Rathaus an einem möglichst ausgeglichenen Haushalt für das nächste Jahr gefeilt wird, steht auch der Bau einer neuen Brücke über den Kanaleinstich am Treidelweg auf der Wunschliste vieler Genthiner. Nicht zum ersten Mal.

Wie Peter Bernhardt, der sich erst kürzlich an das Volksstimme-Lesertelefon wandte, harren Spaziergänger, Freizeitsportler und Ausflügler darauf, dass mit einem Neubau der Treidelweg entlang des Kanals endlich wieder durchgängig begehbar wird.

Die Aussichten darauf, das macht Genthins Fachbereichsleiterin Dagmar Turian deutlich, bleiben jedoch nach wie vor alles andere als gut. Es hapert an der Kassenlage Genthins, die durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die hiesige Wirtschaft zusätzlich belastet wird.

Bereits vor drei Jahren, nachdem ein Gutachter gravierende Mängel besonders im Bereich der Widerlager der Brücke festgestellt hatte, folgte eine Vollsperrung des Baukörpers. Der Fachmann kam zu dem Schluss, dass die schrottreife, massive Eisenbrücke aufgrund ihres schlechten Zustandes auch nicht mehr saniert werden könne. Nicht nur der Gutachter, sondern auch Dagmar Turian befürwortete schon seinerzeit einen Neubau. Durch den Ausbau des Elbe-Havel-Kanals seien ihrer Auffassung nach ganz andere Wassergegebenheiten und Strömungen entstanden, für die die alte Brücke nicht ausgelegt sei. Mit dem zwei Kilometer langen Bauabschnitt des Kanals im Stadtbereich Genthins war 2013 begonnen worden. Bis zur Fertigstellung vergingen zwei Jahre. Im Zuge des Ausbaus wurde auch der ehemalige Treidelweg auch als Rad- und Gehweg hergerichtet.

In einer ersten, vagen Schätzung vor zwei Jahren veranschlagte die Stadt Genthin für einen Brückenneubau etwa 140.000 Euro. Aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Denn eine konkrete Planung für dieses Bauvorhaben gibt es bis heute nicht. Schließlich war es zu jeder Zeit klar, dass sich die Stadt einen solchen Ersatzneubau überhaupt nicht leisten kann. „Wir haben in den vergangenen Jahren nicht die notwendigen Gelder gehabt, zeitweise mussten wir unter einer Haushaltssprerre arbeiten“, sagt Turian. So sei es nicht möglich gewesen, einen Ersatzneubau in Angriff zu nehmen, schließlich handele es sich bei dem Vorhaben um eine so genannte freiwillige Aufgabe.

An Versuchen der Stadt, die Kosten für einen Neubau auf andere Schultern mit zu verteilen, hatte es nicht gefehlt. Die Schifffahrtsbehörde winkte jedenfalls ab. Sie sah keinen Bedarf, den Treidelweg mit einer neuen Brücke künftig durchgängig zu gestalten.

Es habe zwischenzeitlich, so die Fachbereichsleiterin, auch Versuche der Stadt gegeben, einen Brückenneubau über das Leader-Programm anzuschieben, die allerdings blieben erfolglos. Aber auch hier hätte die Stadt Eigenmittel aufbringen müssen.

Wenn überhaupt sieht Dagmar Turian gegenwärtig nur Chancen, über eine touristische Förderung den Brückenneubau umsetzen zu können.

Ein Fünkchen Hoffnung bleibt den Genthinern wie Peter Bernhardt dennoch. „Der Ersatzneubau wird auf jeden Fall im Haushalt erscheinen“, versicherte die Fachbereichsleiterin im Gespräch mit der Volksstimme.

Mit der Vollsperrung der Brücke sind gegenwärtig Freizeitsportler, darunter Jogger, Walker, Spaziergänger, aber auch Radler gezwungen, weiträumige Umwege ab dem Wasserturm entlang der Geschwister-Scholl-Straße bis hin zur Martha-Brautzsch-Straße, einem innerörtlichen Abschnitt der viel befahrenen B 1, zu nehmen. Der Einstich des Kanals, für den eine neue Brücke gebaut werden muss, führte einst zur Schiffswerft Schütze, die bereits im Jahr 1960 geschlossen wurde. Seitdem versandet der Wasserlauf zunehmend.