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Bücher Als in Genthin in Milliarden bezahlt wurde

Der Autor Eugen Gliege hat ein Buch über das Notgeld, das einst in Burg und Genthin ausgegeben wurde, veröffentlicht.

Von Mike Fleske 18.07.2019, 01:01

Genthin l Ein neues Buch über die Historie im Jerichower Land hat der Autor sowie Presse- und Comiczeichner Eugen Gliege aus Semlin (Rathenow) veröffentlicht. In der Publikation „Das Notgeld im Jerichower Land“ hat Gliege mit Hilfe von privaten Sammlern Notgeld zusammengetragen.

„In Genthin hat Heimatforscher Dieter Rohr die Veröffentlichung mit Informationen unterstützt“, berichtete Gliege. Die Beschäftigung mit dem Notgeld sei eine spannende Zeitreise. Man hatte bereits 1916 erstes Notgeld in der Region. Grund sei gewesen, dass im Zuge des Ersten Weltkrieges die Rohstoffversorgung in Deutschland nicht mehr gewährleistet war.

„Daraufhin wurden nicht nur Kirchenglocken, sondern auch Münzen eingeschmolzen, um der Knappheit zu begegnen.“ Allerdings benötigten die Händler Kleingeld, sodass in den Ortschaften eigene Münzen entstanden. Poeges Hotel in Jerichow, die Stadt Sandau und das Offiziersgefangenenlager Burg hätten damals eigene Notmünzen herausgegeben. „Die Offiziere hatten damals anderes Militärgeld als die Gefangenen, das nur im Umfeld des Lagers galt.

„Wenn dort jemand abhaute, konnte er mit dem Geld nichts mehr anfangen.“ In Genthin, Burg, Altengrabow, Jerichow und Parey entstanden unterschiedliche Notgeldscheine. Da gab es Scheine mit dem Konterfei Bismarcks oder dem Stadtwappen Genthins. Den Höhepunkt des Notgelddruckes gab es zum Höhepunkt der Inflation 1923. Gab es einige Jahre zuvor Notgeldscheine von 25 Pfennig oder einer Mark, wurden zu diesem Zeitpunkt die Werte auf den Scheinen in Milliarden angegeben. Erst durch fiskalische Eingriffe konnte diese Entwicklung mühevoll gestoppt werden.

„Auch davon erzählen wir im Buch.“ Ein ähnliches Werk hat Gliege über den Bereich der Altmark veröffentlicht. „Für das Havelland bin ich noch in der Recherche, dort gibt es nicht so viele Spezialsammler, deshalb gestaltet sich diese Arbeit etwas umfangreicher.“

Die Bücher möchte Gliege nach den Sommerferien auch wieder in Buchhandlungen in Genthin und Burg vorstellen. „Wir sind im Gespräch, um Termine abzumachen, diese geben wir rechtzeitig bekannt.“ Derzeit wird die nächste Auflage der Bücher gedruckt. Vorbestellungen seien bereits möglich. Sie setzen die Reihe mit historischen Veröffentlichungen fort, die Eugen Gliege seit einigen Jahren im Selbstverlag publiziert. Er möchte damit die Möglichkeit zur einfachen Auseinandersetzung mit der Geschichte geben.

„Die Bücher sollen dazu anregen, sich mit bestimmten Epochen und Zeitläufen zu beschäftigen.“ In den vergangenen Jahren hat Gliege etwa Bücher über den Altkreis Genthin in historischen Ansichten, über die Entwicklung Altenplathows oder über die Sagen der Region veröffentlicht. Zum Teil hat der Autor dabei lange vergriffene Originalpublikationen aus dem frühen 20. Jahrhundert wieder aufgelegt.