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Bürgermeisterwahl 100 Unterschriften in 31 Stunden

Genthin hat am 29. April die Wahl des neuen Bürgermeisters. Einer der Kandidaten ist der 36-jährige Sebastian Löbel (parteilos).

Von Simone Pötschke 21.03.2018, 06:00

Genthin l Zunächst zögerte Sebastian Löbel, seine Bewerbung öffentlich zu machen. „Erst muss ich die notwendigen 100 Unterschriften von Leuten zusammen haben, die meine Kandidatur unterstützen“, bremste er noch vor wenigen Tagen, als der Buschfunk bereits den achten Bewerber namentlich handelte. Jetzt ist seine Unterschriftenliste komplett. Zusammengetragen in 31 Stunden. „Ich war überrascht, wie zügig alles vonstatten ging“, gesteht der 36-Jährige, der sich keiner Partei nahe fühlt. Parteien seien nicht bereit, Fehler einzugestehen. Ihr „Weiter-so“ könne er nicht mittragen, erklärt der junge Unternehmer.

Sebastian Löbel genießt im Rennen um das Bürgermeisteramt zweifelsohne einen Bekanntheitsbonus. Der junge Mann, der mittlerweile in Ferchland lebt, ist Chef eines alteingesessenen Altenplathower Taxi-Unternehmens, das demnächst sein 70-jähriges Bestehen feiern kann. Löbel kennt Land und Leute, kommt viel rum, was ihn letztlich auch zur Kandidatur bewegte. „Viele Leute wissen nicht, wen sie ihre Stimme bei der Bürgermeister-Wahl geben werden.“

Bekannte, Nachbarn und Freunde hätten ihn vor diesem Hintergrund sehr nachdrücklich zur Kandidatur ermuntert, so dass er ernsthaft darüber nachgedacht habe. Über die Lehre zum Industriekaufmann und seinem vierjährigen Dienst bei der Bundeswehr, dazu gehörte ein Kosovo-Einsatz, habe er immer seinen eigenen beruflichen Weg finden müssen. „Ich habe mich stets erfolgreich durchgebissen und einarbeiten können.“ Mit dem Kapital dieser gesammelten Erfahrungen traut sich gebürtige Altenplathower zu, als Bürgermeister eine Verwaltung leiten zu können. Berufliches Neuland scheut der Bewerber um den Bürgermeisterstuhl nicht.

Sebastian Löbel zeigt Mut zur Kontroverse, wenn er nach der jüngsten Debatte im Stadtrat um die Betriebskostenzuschüsse für das Stadtkulturhaus mehr Transparenz von der QSG fordert. Die Vereine sollen nicht benachteiligt werden und die QSG als ein wirtschaftliches Unternehmen müsse genau nachweisen, wie sich die Bezuschussung zusammensetzt.

„Arge Bedenken“ äußert Löbel gegenüber dem Bau der Mulitfunktionshalle an der Scholl-/Jahnstraße. Die bisher avisierte Bausumme über vier Millionen Euro ist für Löbel nicht realistisch. Seiner Auffassung nach müsse der Betrag um zwei Millionen auf sechs Millionen Euro erhöht werden. Auch den Standort mitten im Schulgelände stellt Löbel in Frage. Bedenken der Anlieger, fehlende Parkmöglichkeiten, Sauberkeit im Außenbereich nach Großveranstaltungen - Löbel kennt die Einwände der Bevölkerung und nimmt sie ernst. Eine Mensa sei nach seinem Dafürhalten durchaus in die Räumlichkeiten der Schule zu integrieren, eine neue Stadthalle könne Am Werder, unmittelbar an der Scholl-Straße, gebaut werden.

Löbel plädiert dafür, dass die Stadt und nicht ein beliebiger Investor die Immobilie des Ärztehauses erwirbt, um dort ein Medizinisches Versorgungszentrum aufzubauen. Somit könnte dem Ärztemangel vorgebeugt und eine ausreichende medizinische Versorgung gewährleistet werden. Dass die Stadt für ein solches Vorhaben viel Geld auf den Tisch legen muss, ist Löbel klar. „Wer kein Risiko eingeht, kann nichts verändern. Wenn man vernünftige Politik machen will, muss man weiterdenken“, formuliert er sehr deutlich.

Trotz der großen kommunalpolitischen Herausforderungen der Zukunft sieht sich Löbel auch als Mann der kleinen Vereine. Als Mitglied im Verband Deutscher Brieftaubenzüchter und des Sportangelclubs Ferchland wisse er, was Vereine für die Öffentlichkeit leisten.