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Bundestagswahl Für U-18-Wahl fehlt Wahllokal

Kinder und Jugendliche dürfen bei der U-18-Wahl mitwählen. In Genthin gibt es aber noch kein Wahllokal.

Von Mike Fleske 25.07.2017, 01:01

Genthin l Die U-18-Wahl soll Kindern und Jugendlichen, die offiziell noch nicht mitbestimmen dürfen, eine Möglichkeit zur Beteiligung an der Bundestagswahl geben. Wahlkabine, Wahlurne, Wahlgeheimnis, Stimmenauszählung und Ergebnisbekanntgabe funktionieren wie bei der echten Wahl.

Die Krux an der Sache: In der Region Genthin gibt es keine entsprechenden Wahllokale. „Wahllokale kann es überall dort geben, wo sich junge Menschen aufhalten, etwa in Schulen, Jugendclubs, Bibliotheken, auch mobile Wahllokale etwa auf dem Marktplatz sind möglich“, beschreibt es Meike Achtel, Referentin für das Projekt „wahlort³“ beim Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt.

Neben dem Jugendring unterstützen auch Organisationen wie das Kinderhilfswerk und Jugendverbände die Aktion. Gefördert wird die U18-Bundestagswahl vom Bundesfamilienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung. Gewählt werde in der Woche vor der eigentlichen Bundestagswahl am 15. September.

In Genthin stößt der Vorschlag einer U-18-Wahl durchaus auf Wohlwollen, „Ich halte die Errichtung eines U18-Wahllokales auch in der Stadt Genthin für denkbar und würde die Initiative in jedem Fall unterstützen“, sagt beispielsweise Bürgermeister Thomas Barz. „Der Anspruch der U-18-Wahl ist es, ein Projekt der politischen Bildung zu sein und damit kann man, nach meiner Einschätzung, gar nicht früh genug beginnen.“

Es sei eine gute Gelegenheit mit Kindern und Jugendlichen in Diskussionen zu treten und Kenntnisse zu demokratischen Prinzipien, Wahlen und Parteien zu vermitteln. „Ein ausgeprägtes Verständnis von Demokratie erzeugt wiederum aus meiner Sicht Anreize unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten zu wollen.“

Auch die Genthiner Streetworkerin Petra Schiele steht dem Ansinnen positiv gegenüber und kündigt an: „Wir werden uns Ende August mit dem Jugendforum dazu verständigen.“ In dem Gremium engagieren sich junge Menschen zwischen 15 und 25-Jahren für ihr Umfeld und initiieren Jugendprojekte. Die Runde wird von der Brettiner Schulsozialarbeiterin Ines Blachney begleitet.

Sie sagt: „Es muss den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, die Parteien kennenzulernen und zwar auf eine jugendgerechte Art und Weise.“ Doch Blachney schränkt ein: „Ich denke jedoch auch, dass Wahlen allein nicht die Demokratie darstellen, es müsste Kindern und Jugendlichen schon viel früher die Möglichkeit gegeben werden, sich einzumischen, ihrer Meinung zu sagen und mitzubestimmen.“

Möglichkeiten sehe sie in der Gestaltung von Spielplätzen oder Schulhöfen und den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, die diese auch mitgestalten sollten. Durch die Mitbestimmung würde ein Gefühl dafür vermittelt, dass die eigene Meinung zählt.

Allerdings sieht Blachney Jugendarbeit als langfristigen Prozess, zu dem auch eine besssere Finanzierung gehöre. Die U-18-Wahl sei nur ein Baustein. Aber eine Möglichkeit zur Heranführung an demokratische Prozesse. Denn die Zurückhaltung bei den Nachwuchswählern ist noch groß.

„Wir beschäftigen uns sicher in der Schule mit der Wahl, aber so sehr habe ich mich damit noch nicht auseinandergesetzt“, findet beispielsweise die 16-jährige Emily Beck am Rande einer Veranstaltung in Schlagenthin. Die 15-jährige Vanessa Romainczyk findet es wichtig, dass das Thema „Wahl“ besprochen wird und findet die Idee des Jugendwahllokales gut. Weitere Informationen gibt es unter www.u18.org