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Caritas Genthin 25 Jahre auf Achse für die Pflege

Sieben Tage, 18 Stunden, elf Autos, zwei Schichten: Gut 200 Patienten wollen täglich in und um Genthin und Jerichow versorgt werden.

Von Natalie Häuser 15.01.2016, 18:00

Genthin l Ein VW Polo, drei Pflegebetten, ein Erste-Hilfe-Koffer und ein Dienstfahrrad...Das sind einige Dinge der Erstausstattung, die das zehnköpfige Start-Team vor 25 Jahren für ihre Arbeit als Sozialstation in Genthin zur Verfügung hatte. Hauptinitiator für den Aufbau einer solchen Einrichtung war der damalige Genthiner Pfarrer Willi Kraning. So sollte in Genthin und Umgebung die häusliche Pflege und Betreuung auch nach Umstrukturierung des Gesundheitssystems gesichert werden. Ab dem 15. Januar 1991 gehörten zum Versorgungsbereich Genthin mit den Ortschaften Mützel, Fienerode und Brettin und Jerichow mit Kade, Karow, Redekin, Seedorf, Belicke, Nielebock und Wulkow. Am Donnerstag begingen einige Mitarbeiterinnen mit geladenen Gästen das 25-jährige Bestehen der Station, die ihr Domizil in der obersten Etage des Ärztehauses hat. Hier haben sie sich im Laufe der Jahre von zwei auf fünf Büroräume vergrößert.

Angefangen hatte alles im Dezember 1990 mit ein paar Hilfewilligen auf der ehemaligen Gemeindeschwestern-Station in Altenplathow. Sieben Tage die Woche beginnt der Dienst um 6 Uhr und endet, wenn die Spätschicht gegen 0 Uhr das letzte der elf Dienstfahrzeuge in der Garage parkt. 18 Stunden am Tag, in denen gut 200 Patienten auf 14 Touren versorgt werden wollen. Dazu gehören derzeit Menschen im Alter zwischen 30 und 100 Jahren mit den Pflegestufen null bis drei. Eine der Damen, die täglich für die Patienten auf Achse ist, ist Silvia Bretschneider. Die 47-Jährige gehört seit zwei Jahren zum Team und wird in ihrer Frühschicht, für die sie in dieser Woche eingeteilt ist, an diesem Donnerstag insgesamt 24 Patienten besuchen. „Einige benötigen nur Augentropfen, andere eine umfangreichere Pflege“, sagt die gelernte Altenpflegerin aus Güsen, die aufgrund ihrer Ausbildung auch medizinisch versorgen darf.

Neben ausgebildeten Altenpflegern und -helfern sind für die Caritas-Sozialstation, die in Trägerschaft der St. Mariengemeinde ist, ausgebildete Krankenschwestern im Einsatz. 23 und 24 Jahre lang sind Leiterin Marianne Renusch und Sara Bensch inzwischen im Dienst der Genthiner Sozialstation. „Damals saß ich schwanger hinter dem Lenkrad“, erinnert sich die heute 51-jährige gelernte Krankenschwester Bensch an ihre Anfangszeit. Doch im Februar 1992 gab es nur ein Dienstauto, sodass die Touren innerhalb Genthins auch mit dem Dienstfahrrad erledigt wurden. „Ich hatte den Stadtplan auf dem Lenker, weil ich die ganzen Straßennamen noch gar nicht kannte“, bekennt Bensch. Über zu wenig Nachwuchs kann sich Leiterin Renusch nicht beklagen. „Ich habe den ganzen Schrank voller Bewerbungen“, sagt die 62-Jährige, die Ende des Jahres in den Ruhestand gehen möchte. Zu tun gibt es immer was, gerade auch heutzutage, wo alles hochtechnisiert archiviert wird und die Mitarbeiterinnen einen Großteil ihrer Zeit mit dem Schreibkram beschäftigt sind und so teils ihre Freizeit opfern, um ein paar Minuten länger für die Patienten zu haben. „Arbeit und privates Engagement lassen sich in diesem Beruf schlecht trennen“, sagt die gelernte Kinderkrankenschwester.

Da zum Aufgabenbereich der Mitarbeiterinnen auch Palliativ-Betreuung gehört, müssen sie regelmäßig von Patienten Abschied nehmen. Dann wird in der Sozialstation eine Kerze für den Verstorbenen angezündet und im Team darüber gesprochen, um die betreuende Mitarbeiterin nicht mit ihren Gedanken dazu allein zu lassen. „Es nimmt einen die ersten Tage schon mit, wenn man einen Patienten verliert. Auch wenn man solche Erlebnisse nicht mit nach Hause nehmen sollte“, gibt Altenpflegerin Silvia Bretschneider zu. Sie wirkt auch im Qualitätsmanagemnet mit, um für die Zukunft Arbeitsweisen zu entwickeln, die weniger Bürokratie fordern und mehr Zeit für den Patienten lassen. Dann macht sie sich auf den Weg zum nächsten Patienten in Brettin, der eine Insulinspritze bekommen soll. Inzwischen sind einige Gratulanten im obersten Stockwerk des Genthiner Ärztehauses eingetroffen. Darunter auch Rolf Vernickel und seine Kollegin vom Sanitätshaus Burg. „Ich wünsche den Damen für die Zukunft alles Gute und dass sie genau so weitermachen wie bisher“, sagt der langjährige Geschäftspartner.