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Chorbesuch Schöne Stimmen zu Gast in Genthin

Die Junge Kirche in Genthin hatte Besuch von einem Chor der Augustana-Universität aus den USA.

Von Mike Fleske 10.01.2017, 07:00

Genthin l Einen Tag in Genthin verbrachten am Sonntag 50 junge Chorsänger der Augustana Universität aus Sioux Falls, South Dakota in den USA. Nach der Ankunft gab es eine Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirchengemeinde. Die amerikanischen Studenten sind derzeit auf einer Tournee durch Deutschland und besuchen unter anderem Stätten der Reformation. Da der Delegationsleiter Paul Rohde die Genthiner Pfarrerinnen noch aus deren Thüringer Tätigkeit kennt, machte der Chor nun auch Station in Genthin.

Pfarrerin Beate Eisert übernahm die Moderation des Nachmittages, während Maria Pfannkuchen, die einige Zeit in England lebte, die Dolmetscherrolle bei den Gesprächen übernahm. Unter anderem beantwortete Joachim Sander, Pfarrer im Ruhestand, Fragen zum Glauben in der DDR-Zeit, denn die Augustana Universität ist in ihrer Ausrichtung evangelisch-lutherisch. „Es war eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit“, erinnerte sich der heute 83-Jährige. „Es gab dennoch Behinderungen durch die staatliche Stellen, etwa bei größeren Veranstaltungen wie Gottesdiensten.“

Sander war 19 Jahre in Zeitz und 15 Jahre in der Magdeburger Börde tätig und erinnerte auch an Pfarrer Oskar Brüsewitz. „Besonders bewegt war ich während meiner Tätigkeit in Zeitz, als mein Nachbarpfarrer 1976 ein Zeichen durch seine Selbstverbrennung setzte.“ Das habe Kirche und Staat in große Aufregung versetzt. „Dadurch mussten wir mit staatlichen Repressionen innerhalb der Jugendarbeit rechnen.“ Dieser Bereich sei zu DDR-Zeiten anders geregelt gewesen als heute. „Es hat keinen Religionsunterricht an den Schulen gegeben, wir sind dazu übergegangen, unsere Christenlehre auf den Sonnabend zu verlegen.“

Insgesamt habe es aber durchaus Interesse der Menschen am Glauben geben. „Es gab nicht nur Gottesdienste, sondern auch persönliche Gespräche, besonders in den Abendstunden.“ Über die Arbeit der Kirche heute berichtete Carolin Levin, Mitglied der Jungen Kirche. „Neben Kinder und Jugendangeboten gibt es in jeder Woche einen Spielenachmittag für syrische Flüchtlinge.“ Dieser werde ehrenamtlich betreut. Die amerikanischen Gäste berichteten, dass man in den USA weniger syrische als afrikanische und ostasiatische Flüchtlinge aufnehmen. Allerdings, so berichteten die Gäste am Rande, habe man die Situation in Europa sehr wohl verfolgt.

Auch das Schulsystem kam zur Sprache, nicht nur aufgrund der Nähe der St. Trinitaiskirche zum Gymnasium, sondern auch weil der US-Chor und der Chor des Gymnasiums eine gemeinsame Chorprobe planten. Maria Pfannkuchen erläuterte die Wege nach der Grundschule in die Sekundarschule oder aufs Gymnasium. „Die Sekundarschule bereitet stärker auf das Arbeitsleben vor, während das Gymnasium die Grundlagen für ein Universitätsstudium legt.

In den USA geht es nach der Primary School weiter auf der Junior High School (7. bis 9. Klasse) und dann bis zur 12. Klasse auf die High School. Im Vordergrund des Tages stand aber die Musik. Eine erste Kostprobe gab der Chor während eines Gottesdienstes am Nachmittag. Dort sang der Chor von der Empore und die jungen Stimmen in vier Lagen entfalteten zum ersten Mal ihre Wirkung und gaben einen Vorgeschmack auf das bevorstehende Konzert am Abend. Der Gottesdienst selbst wurde in englischer und deutscher Sprache abgehalten.

Pfarrerin Eisert sprach in ihrer Predigt über den in der Kirche befindlichen Stern, der die amerikanischen Gäste mit den Genthinern zusammenführte, genau wie der Stern die Weisen aus dem Morgenland in den Stall nach Bethlehem geführt habe. Eisert ging aber auch auf das Reformationsjubiläum ein, da sich die Gäste auf ihrer Tour auf den Spuren Martin Luthers bewegten. „Durch die Reformation ist es heute möglich, dass wir unser Christsein weltweit leben.“ Neben dem schönen Gesang war ein weiterer Höhepunkt das gemeinsam gesprochene Vaterunser, das alle Gottesdienstbesucher in ihrer Sprache vortrugen. Selten hört man das Glaubensbekenntnis auf eine solch bemerkenswerte Weise.

Der Chor gab am Sonntag ein Konzert in Genthin. Gestern war er in Potsdam zu Gast und wird in Berlin, Weimar, Erfurt, Eisenach, Leipzig und Wittenberg Station machen, bevor es in der kommenden Woche weiter nach Italien geht, wo Rom und der Vatikan auf dem Besuchsprogramm stehen.