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Chorkonzert Schöner Gesang baut eine Brücke

Zum Besuch des US-Chores aus South Dakota gehörte auch eine gemeinsame Probe mit dem Chor des Genthiner Bismarck Gymnasiums.

Von Mike Fleske 11.01.2017, 05:00

Genthin l „Der Sopran singt die zweite Stimme, wir versuchen es einmal - together“, sagte die Chorleiterin des Bismarck-Chores Anke Held und gab mit dem humorvollen deutsch-englischen Sprachgemisch den 100 jungen Sängern den Einsatz. „Mitten in die graue Alltagswelt, die sang- und klanglos mich beengt, höre ich ein Lied, das mir gefällt“, setzten die Chorsänger aus Genthin und Sioux Falls gemeinsam ein.

Chorleiterin Held hatte zuvor, um das Eis zu brechen, ihre Sänger mit den jungen US-Studenten gemischt in der Schulaula platziert. „Dadurch wurde das Eis schneller gebrochen, als wenn jeder für sich geblieben wäre“, erklärte sie. Die Schüler und Studenten kamen dann auch schnell ins Gespräch, halfen einander bei der Aussprache oder beim Finden der richtigen Textzeile auf dem Blatt. Anke Held war mit dem Dirigieren, ihren kleinen gesungenen Vorgaben und den Hinweisen zum richtigen Einsatz, ganz in ihrem Element. Quirlig und mit ausladenden Bewegungen brachte sie das Ensemble in Schwung und konnte dabei sogar auf eine Tonlage mehr bauen.

„Unser Chor kann eigentlich keinen Tenor singen, das klappt vom Stimmumfang bei den 15- bis 18-Jährigen noch nicht.“ Diesmal deckte der gewachsene Chor die Lagen Sopran, Alt, Tenor und Bass ab. Vor allem da die US-Studenten mit einer umfangreichen musikalischen Vorbildung gesegnet sind. „Sie sind schon 20 jahre alt und studieren unter anderem im musikalischen Bereich“, erläuterte der US-Chorleiter Dr. Paul Nesheim. Während Anke Held mit den beiden Chören ein deutsches Lied probte, übte Nesheim ein englischsprachiges Lied. Beide Stücke sollten den Abschluss eines Konzertes des Augustana Chores in der St. Trinitatiskirche bilden. Das Chorkonzert begann gleich mit einer sympathischen Entschuldigung.

 „Wir können leider nicht in unserer Chortracht auftreten, da einige Koffer nicht rechtzeitig eingetroffen sind“, erklärte Paul Nesheim. Denn nicht nur der Flug von Amsterdam nach Berlin, wo der Chor untergebracht ist, gestaltete sich schwierig, sondern auch die Lieferung des Gepäckes. So standen die jungen Sängerinnen und Sänger zwar in Straßenkleidung vor dem zahlreich erschienenen Publikum, boten aber dennoch ein feierliches und stimmungsvolles Konzert, das mit dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel begann und sich über Stücke von Bach, Brahms und Bizet erstreckte.

 Neben bekannten Motetten und Chorälen bot das Ensemble auch ungewöhnliche klassische Stücke, die sich in Amerika großer Beliebtheit erfreuen. Etwa das von afrikanischer Musik beeinflusste „Freedom come“ des zeitgenössischen Komponisten Ben Allaway. Hier waren die schönen Stimmen des Chores auch einmal einzeln zu hören. Das bekannte Kirchenlied „Lobe den Herrn“, brachte der Chor ebenfalls zu Gehör, allerdings in einer englischen Übersetzung, wo es zu „Praise to the Lord“ wurde und einen ganz besonderen Charme bekam.

Den Abschluss bildeten die beiden am Nachmittag geprobten Stücke, die die mehr als 100 junge Sängerinnen und Sänger gemeinsam darboten und dafür einen zurecht tosenden Beifall erhielten. „Das war wirklich ein ganz besonderes Konzerterlebnis“, fanden nicht nur die Zuhörer. Auch die Chormitglieder waren von diesem Auftritt begeistert. „Ich fand den amerikanischen Chor richtig gut“, meinte Sandra Pisch vom Bismarck-Chor. „Man hat schon gemerkt, dass die auf einem ganz anderen Level singen.“

Denn das amerikanische Ensemble probt viermal in der Woche mindestens eine Stunde. „Es war schön, mal einen ganz anderen Chor zu hören und zu sehen, wie die sich vorbereiten“, sagte Viktoria Förste. Es sei für die Genthiner Schüler nicht ganz einfach gewesen, sich im Chor einzuordnen. „Der Sopran war viel höher als bei uns, aber an Anschlusstönen konnte man sich orientieren.“

Komplimente kamen auch von den amerikanischen Gästen. „Ich komme auch aus einer kleinen Stadt und finde es hier sehr schön, wir sind freundlich von den Gastgebern aufgenommen worden“, meinte der 20-jährige Barack Morgan. „Es war für uns eine tolle Erfahrung und ich konnte auch ein wenig Deutsch lernen“, sagte die 19-jähriger Caty Wright. Der Tag zeige, dass die Menschen gar nicht so unterschiedlich sind und das es mehr Verbindendes als Trennendes gäbe.

Der Chor wird im Laufe der Woche ein Programm unter dem Motto „Luther, Bach und Bonhoeffer“ absolvieren und wird Städte wie Weimar, Leipzig und Erfurt bereisen. Die Reise kam durch die Bekanntschaft der Genthiner Pfarrerinnen mit dem amerikanischen Delegationsleiter zustande. „Es war eine große Ehre für uns, dass der Chor bei uns Station gemacht hat“, meinte Pfarrerin Beate Eisert und hoffte, dass es eine weitere Kooperation geben könnte. Die Genthiner Schüler verabschiedeten sich vor der Abfahrt des Busses mit dem Augustana-Chor schon sehr vertraut von den Gästen aus den USA.