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Corona-Virus Sämtliche Einrichtungen zu

Nun wird die Corona-Vorbeugung endgültig im Alltag spürbar. In Genthin schließen ab heute alle Kitas, Horte und Schulen.

Von Mike Fleske 16.03.2020, 00:01

Genthin l Das gesellschaftliche Leben in Genthin wird ab heute nahezu völlig zum Erliegen kommen. Nachdem der von Bürgermeister Matthias Günther einberufene Krisenstab der Stadtverwaltung am Sonnabend getagt hatte, war klar: Neben den seitens des Landes angeordneten Schließungen von Kitas, Horten und Schulen werden auch sämtliche städtische Einrichtungen geschlossen. Dazu zählen die Sport- und Schwimmhalle, die Stadt- und Kreisbibliothek, die Touristinformation Genthin, alle Gemeindehäuser und Sportstätten sowie der Jugendclub Tucheim.

Auch werden, wie schon berichtet, alle städtischen Veranstaltungen entfallen, dazu gehören Konzerte, Jahreshauptversammlungen und auch Zusammenkünfte städtischer Gremien. Besonders betroffen sind Eltern, deren Kinder eigentlich in Kitas oder Schulen gebracht werden sollen. „Für Eltern, die ihre Betreuung noch klären müssen, wird es am Montag eine Notbetreuung geben“, erläutert Bürgermeister Matthias Günther.

Die Eltern sollen nach Möglichkeit versuchen, die Kinder zu Haus zu betreuen. Allerdings ist man sich auch in der Stadtverwaltung bewusst, dass mögliche Klärungen der Eltern mit ihren Arbeitgebern, etwa über zusätzliche Urlaubstage, Home-Office oder Teilzeitregelungen, kurzfristig nicht abgesprochen werden konnten. Aus diesem Grund werde in den Einrichtungen so weit es gehe darauf geachtet, keine Kinder abweisen zu müssen.

„Die Verwaltung rechnet im Laufe des Montags mit konkreten Vorgaben, die wir dann umgehend bekannt geben.“ Auch werde ein Servicetelefon in der Verwaltung eingerichtet, womit Anfragen an das Rathaus gerichtet werden können.

Bei allem Verständnis für Vorsorgemaßnahmen ärgerten sich nicht wenige Eltern über die knappe Vorlaufzeit. „Wie sollen wir am Wochenende eine Betreuung für unsere schulpflichtigen Kinder organisieren?“, fragte eine Mutter am Lesertelefon, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. „Mein Arbeitgeber ist am Wochenende nicht erreichbar“, sagte sie und kündigte an, dass sie ihre Kinder am Montag notgedrungen in der Grundschule abliefern werde.

„Es wird nach Möglichkeit niemand abgewiesen“, machte Ingo Doßmann, Schulleiter der Genthiner Grundschule Stadtmitte, deutlich. Auch er ärgert sich über die Entscheidung des Landes zu Schulschließungen, die erst am Freitagnachmittag bekannt wurde. „Es ist richtig, dass die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten als Mittel zum Unterbrechen von Infektionsketten genutzt wird, die Vorgehensweise dabei ist jedoch kritikwürdig.“

Bereits am Donnerstag hätte die Runde der Ministerpräsidenten bei Kanzlerin Merkel die bundesweite Schließung der Einrichtungen für den Montag oder Dienstag ankündigen müssen, meint Doßmann. „Der zeitliche Vorlauf hätte es Schulen ermöglicht, die Kinder und deren Eltern am Freitag mit Informationen zu Notbetreuung, Unterrichtsmaterialien und ähnlichen zu versorgen, damit wäre ein geordneter Ablauf am Montag gewährleistet gewesen.“ Für ihn sei es wohltuend zu erleben, dass der Krisenstab der Stadt Genthin auch an die Schulen und Kindergärten denkt und die Zusammenarbeit suche, lobte Doßmann.

Auch private Veranstalter reagieren weiterhin auf die Situation. So ist das Frühstückstreffen für Frauen am 28. März im Stadtkulturhaus abgesagt. „Die Karten behalten Gültigkeit, das Treffen wird auf den 26. September verschoben“, erklärt Kristin Schlag vom Organisationskomitee.

Ebenfalls abgesagt wird das Zirkusgastspiel des „Circus Bravo“ am kommenden Wochenende. „Wir würden wahrscheinlich gar nicht spielen dürfen“, teilte Zirkusdirektor Alfonso Lauenburger mit. Alle bislang schon aufgehängten Plakate würden umgehend wieder aus Genthin entfernt.

Eingestellt wird auch der Sport- und Trainingsbetrieb des SV Chemie Genthin. „Wenn Sportstätten und Hallen geschlossen sind, ist es ohnehin nicht möglich weiterzumachen“, sagt der Vorsitzende des SV Chemie, Fritz Mund, zumal eine entsprechende offizielle Auflage voraussichtlich zu erwarten sei.

Weitergeführt wird hingegen der Betrieb im Genthiner Union-Kino. „Wir machen so lange weiter, wie es keine behördlichen Einschränkungen gibt“, sagt Claudia Kaßler vom Kino. Dennoch werde vorgebeugt, so werde auf Handhygiene Wert gelegt, und es bleiben zwischen den Besuchern Plätze frei, um einer eventuellen Infektion keinen Vorschub zu leisten.

Am Gastspiel in Genthin fest halten die Inhaber einer Puppenbühne. Diese soll am 24. März mit einer Aufführung zur Reihe „Paw Patrol“ im Lindenhof zu Gast sein. „Wir haben mit dem Betreiber des Lindenhofs gesprochen und können kommen, werden aber alle Gäste, wie es derzeit Vorschrift ist, registrieren“, so die Veranstalter.

Wie erleben Sie die derzeitige Situation mit Einrichtungsschließungen? Wie hat sich Ihr Alltag verändert? Schildern Sie uns Ihre Erlebnisse und Empfindungen. Wir sind telefonisch ab 10 Uhr erreichbar unter den Telefonnummern 03933/8734- 22 oder -63 oder immer per E-Mail unter redaktion.genthin@volksstimme.de