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Stadtgeschichte Ein Oberpfarrer findet in Genthin seine Lebensanstellung

Gustav Eduard Ahner war Dichter und Geistlicher und war mehr als 20 Jahre in der Stadt Genthin tätig

28.06.2021, 16:04
Gustav Eduard Ahner, deutscher evangelischer Pfarrer und Dichter.
Gustav Eduard Ahner, deutscher evangelischer Pfarrer und Dichter. Repro: Staatsbibliothek Berlin

Genthin - Mike Fleske

Eigentlich war er kein Genthiner. Aber sein Beruf brachte ihn in die Stadt, in der er später mehrere Jahrzehnte tätig war. Gustav Eduard Ahner kam am 6. Oktober 1812 in Delitzsch in Sachsen zur Welt. Er wurde in eine Familie eines Lehrers und späteren Rektors hineingeboren, die man getrost als Großfamilie bezeichnen kann.

Der junge Eduard wuchs in einem Kreis von zwölf Geschwistern auf. Sein Vater unterrichtete den Jungen in den ersten Jahren selbst, bevor Eduard von 1825 bis 1831 die Landesschule Pforta besuchte, eine von drei sogenannten Fürstenschulen, die einst vom damaligen Herrscher gegründet worden waren und als älteste staatliche Schulen in Deutschland gelten.

Studium in Leipzig und Halle

Gustav Eduard Ahner schloss die Schule mit guten Noten ab und studierte 1831/32 klassische Philologie in Leipzig. Danach wurde er für drei Jahre Schüler von August Tholuck an der Universität Halle. Nach Hauslehrerstellen 1837 bei Leipzig und beim Posener Oberpräsidenten von Elottwell wurde er 1841 Divisionspfarrer in Glogau und war von Frühjahr 1849 bis November 1850 als Feldprediger den preußischen Truppen, unter dem obersten Kommando des späteren Kaisers Wilhelm I., zugeteilt.

Nach Genthin kam Ahner am 25. April 1852. In einer Biografie aus dem frühen 20. Jahrhundert heißt es, dass dies seine endgültige Lebensstellung gewesen sei. Und das lässt sich mit Blick auf die lange Amtszeit durchaus bestätigen.

Mehr als 20 Jahre, bis ins Jahr 1874 war Ahner Oberpfarrer in St. Trinitatis für Genthin und Roßdorf. Als pflichteifriger Seelsorger und als treu sorgender Familienvater wurde er in einer Schrift zu seinem 100. Geburtstag beschrieben. Er war aber noch mehr.

Beachteter Lieddichter seiner Zeit

Er war Heimatchronist und ein durchaus beachteter Lieddichter seiner Zeit. Im Jahr 1845 veröffentlichte er die „Christlichen Dichtungen“, im Jahr 1848 die „Christlichen Lieder und Sonette“. In einer zeitgenössischen Biografie heißt es: „Seine Gedichte sind wesentlich mit dichterischen Mitteln fortgesetzte Predigt und Seelsorge.“

Bekannt ist etwa Ahners Vertonung der Melodie „Nun ruhen alle Wälder“ , in der er dichtete: „Nun sinkt die Sonne wieder, so sanft ruhig nieder, bei kühlem Abentau, des Lebens Töne schweigen, da sich zur Ruhe neigen.“ Das Lied ist in der Evangelischen Kirche heute noch bekannt.

Kurz vor Ahners Tod erschien 1871 die „Liebesgabe in christlichen Liedern“. Zu dieser Zeit war Ahner bereits an einem schweren Halsleiden erkrankt, an dem er am 27. März 1874 in Genthin verstarb. Bis zum Schluss war er seinem Glauben und seiner Dichtkunst verbunden. In einem Nachruf hieß es, das Lied „Wer kann uns scheiden von der Liebe Gottes“ sei sein dichterisch zusammengefasstes Glaubensbekenntnis.