1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Mit Springseil und Reifen auf Abstand

Einzelbeschäftigung Mit Springseil und Reifen auf Abstand

Ein Teil der Schüler wird an Grundschulen wieder unterrichtet. Vor allem für jüngere ist es während der Pause schwierig, Abstand zu halten.

Von Julia Irrling 08.05.2020, 01:01

Genthin l Die Grundschulen in Genthin haben ihren Schulbetrieb wieder aufgenommen. Seit Anfang der Woche durften zunächst alle Viertklässler in ihre Klassenräume zurückkehren, bis Pfingsten werden auch die Klassen eins bis drei abwechselnd in Kleingruppen unterrichtet. „Wir haben das sehr gut vorbereitet und die Eltern per Elternbrief darüber informiert“, berichtet Ute Kliem, Leiterin der Grundschule „A. W. Diesterweg“.

Den notwendigen Abstand einzuhalten, ist Kliem zu Folge in den Klassenräumen kein Problem. „Wir haben die Tische so gestellt, dass der Abstand gewährleistet ist“, sagt sie. An den Türen zu den Toilettenvorräumen hat die Schule „Besetzt“-Schilder angebracht, damit nicht zu viele Kinder auf einmal in den Räumen warten. Vor den Türen markieren Balken auf dem Boden den Wartebereich.

Weit schwieriger als die Abstände in den Innenräumen umzusetzen, ist dagegen das Einhalten ebenjener auf dem Schulhof. An der „Diesterweg“-Grundschule sind maximal zehn Kinder draußen, zusammen mit einer Pausenaufsicht. „Wir müssen die Kinder immer wieder darauf hinweisen, Abstand zu halten“, so Kliem. Zu diesem Zweck bietet die Schule Springseile und Reifen für das Pausenspiel an. „Einzelbeschäftigungen sorgen automatisch für Abstand“, erklärt Kliem.

Auch die Lehrer können oft den geforderten Abstand zu den Kindern nicht einhalten. „Vieles geht mit Mindestabstand nicht“, sagt Ingo Doßmann, Leiter der Grundschule „Stadtmitte“. Wenn Lehrer beispielsweise dazwischengehen müssen, wenn ein paar Kinder raufen. Oder aber ein aufgeschürftes Knie verarztet werden muss.

Auch wenn er gegen eine generelle Maskenpflicht an Schulen sei, sollten Kindern und auch den Lehrkräften entsprechende Schutzausrüstung zur Verfügung stehen, findet Doßmann.

Die Grundschule „Diesterweg“ hat eigens waschbare Kindermasken nähen lassen, die die Kinder auf freiwilliger Basis benutzen können. Die Kosten hierfür wurden von der Stadt Genthin als Schulträger übernommen.

Doch was ist mit Mundschutzmasken für das Lehrpersonal? „Für Lehrkräfte ist der Träger nicht zuständig, sondern der Dienstherr“, erläuterte Doßmann, das heißt: Das Land Sachsen-Anhalt müsse sich darum kümmern.

Ein Sprecher des Ministeriums verweist auf Nachfrage hin auf vorhandene Hygienepläne und die Grundversorgung mit Desinfektionsmittel, die sichergestellt sei. „Im Rahmen des Infektionsschutzes wurden und werden umfangreiche Maßnahmen umgesetzt, die den aktuellen Betrieb des Schulwesens überhaupt erst möglich machen“, teilt das Bildungsministerium mit und betont: „Es besteht im Schuldienst keine Maskenpflicht.“

Dass das Bildungsministerium nicht bereit ist, Masken für die Lehrer zu stellen, frustriert Doßmann. Demnächst bekäme die Grundschule Stadtmitte auf eine Privatinitiative hin, nun 2000 Einmalmasken und zusätzlich noch Desinfektionsmittel von der Bundeswehr zur Verfügung gestellt. „Damit hat die Bundeswehr das geschafft, was dem Land Sachsen-Anhalt nicht möglich war“, sagt Doßmann. Anders als mit der Maskenfrage, zeigt er sich mit der Ausstattung von Seife und Desinfektionsmitteln zufrieden. „Hier muss ich den Schulträger loben“, sagt er. So steht zumindest von Seiten der Hygiene einer weiteren Schulöffnung nichts im Weg.

„Dass die Schulen geöffnet werden, begrüße ich. Über das Tempo kann man aber streiten“, meint der Schulleiter. Schon länger stand fest, dass die vierten Klassen noch vor Pfingsten zurückkehren würden. Die Information, dass weitere Jahrgänge so schnell dazu kommen sollen, sei aber sehr kurzfristig gekommen. Dementsprechend hoch war der Arbeitsaufwand für den Schulleiter: Stundenplan, Unterrichtsplan, Wegeplan, Pausenplan und weitere Pläne mussten vorbereitet werden.

Darüber hinaus ist außerdem unklar, wie es nach Pfingsten weitergehen soll. „Wenn der Schulbetrieb weiter hochgefahren wird, könnten wir nach Pfingsten an Grenzen stoßen“, überlegt Doßmann. Denn auch für den Hort muss Personal übrig bleiben – und die Zahl der Kinder in Notbetreuung wächst auch hier stetig an. „Den Spagat müssen wir halten.“