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Einzug Drei Berater an einem Ort

Es tut sich was in Genthin. In die Räume enes früheren Modegeschäftes ziehen gleich mehrere Beratungsangebote ein.

Von Mike Fleske 31.01.2021, 21:00

Genthin l Ins Eckgeschäft an der Brandenburger Straße kommt neues Leben. Im Schaufenster stehen Plakate des Bundesprogramms „Demokratie leben“. Drinnen sind Tische und Stühle eingeräumt worden. Ein Einzelhandelsgeschäft wird dort allerdings nicht mehr einziehen. Vielmehr werden dort in den kommenden Monaten verschiedene Beratungsangebote gebündelt.

Das Förderprogramm „Demokratie leben“, der Integrationstreff und die Beratung für Menschen mit psychisch-seelischen Belastungen sollen hier zusammengelegt werden. Erste Nutzerin ist derzeit Elke Förste von der Koordinierungsstelle im Bundesprogramm „Demokratie leben!“, die bislang ihr Büro in der Genthiner Stadtverwaltung hatte. „Dieses Büro nutzen wir nicht mehr, dafür finden mich Interessenten jetzt hier“ erklärt sie. Unter der Woche sei ihr Telefon bereits geschaltet. „Wenn die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden, bin ich auch wieder regelmäßig vor Ort.“

Derzeit laufe ein Großteil ihrer Arbeit wie bei so vielen über das Homeoffice. Allerdings sieht die Planung der AWO ein innovatives Konzept für die Stadt Genthin vor. Denn ab Mai soll der Integrationstreff den größten der Räume, also den früheren Ladenbereich nutzen. Der Treff war zuvor über Jahre in der Einsteinstraße in Genthin-Süd angesiedelt. In den 1990er Jahren hatte man dort Spätaussiedler, vor fünf Jahren Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan betreut. Im vergangenen Jahr hatte sich der Träger, die Rolandmühle Burg, zurückgezogen.

Nun ist mit den neuen Räumlichkeiten eine Fortführung der sogenannten „Netzwerkstelle Ehrenamt“ in der Flüchtlingsarbeit gefunden. Die bisherige Betreuerin des Integrationstreffs, Heike Stork bleibt erhalten und freut sich auf den Einzug: „Für uns hätte es den Vorteil, mitten im ‚prallen‘ Leben statt an der Peripherie unsere Aktivitäten anzubieten, damit ein integratives Miteinander mit geringeren Hürden oder Hemmschwellen stattfinden kann.“

Bereits jetzt laufen die Planungen, die seinen stärkeren Fokus auf Begegnungsangebote statt auf Deutschkurse legen werden. „Die meisten unserer Besucher haben mittlerweile an den offiziellen Integrationskursen teilgenommen und die neu erworbenen Sprachkenntnisse verfestigen und vertiefen sich dann doch vorwiegend über das Gespräch, die Begegnungen und den Austausch, den wir uns in der Stadtmitte Genthins erhoffen.“

Als Drittes sollen Menschen, die unter einer seelischen und psychischen Belastung stehen mehrmals wöchentlich zusammenkommen. Die AWO sieht aber noch mehr Aktivitäten in den Räumlichkeiten vor: „Im Rahmen der Ehrenamtsarbeit wäre es denkbar, dort verschiedene Aktionen wie zum Beispiel einen russischen Nachmittag, Filmvorführungen, Buchlesungen, oder Vorträge anzubieten“, erklärt Daniela Ferl, Referentin für Demokratiebildung beim AWO-Landesverband.

Zudem könnten die Räumlichkeiten für interkulturelle Frauenfrühstücke, Lesenachmittage und Hausaufgabenbetreuung für Kinder mit Migrationshintergrund genutzt werden. Diese Aktivitäten können erst nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wirklich ins Auge gefasst werden, genau wie Workshops und Schulungen im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ oder die Zusammenkünfte des Begleitausschusses.

Ferl betont die günstige Lage und den barrierearmen Zugang als Vorteil. Daher habe sich der AWO Landesverband entschieden, diese zum November 2020 unterzumieten. Zudem hat das Demokratie-leben-Büro einen eigenen Zugang, was bedeutet, dass Beratungen für Antragssteller auch möglich werden, während im großen Raum Treffen stattfinden.

Vorerst wird die „AWO.fair leben“ die Räumlichkeiten bis November 2021 nutzen, allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass man bei einer erfolg- reichen Umsetzung der neuen Beratungsangebote vor Ort bleibt. Auch wenn sich Demokratie leben nun aus dem Rathaus zurückzieht, wird die Stadt Genthin weiterhin als Abrechnungsstelle fungieren. Für das neue Jahr stehen für Projekte 68 000 Euro zur Verfügung. Diese könnten von Vereinen und Einzelpersonen für Demokratie-Projekte in Genthin, Jerichow und Elbe-Parey beantragt werden.