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Henkelbrücke Aus Brückengeschichte wird Puzzle

Am Ufer des Elbe-Havel-Kanals in Genthin wird die Henkelbrücke in Einzelteile zerlegt. Schwierig gestaltete sich der Aushub.

Von Natalie Häuser 04.03.2016, 11:00

Genthin l Viel Funkenflug war am Mittwoch bis in den späten Nachmittag hinein ein paar Meter über dem Elbe-Havel-Kanal zu beobachten. Die Schweißbrenner der für den Aushub durch das Wasserstraßen-Neubauamt Magdeburg beauftragten Firma liefen auf Hochtouren. Immer wieder verhakte sich die zum Verkehrshindernis der Schifffahrt gewordene Fußgängerbrücke in den alten Lagern. Doch dann schwebte sie. „Das ist Geschichte“, sagt Genthiner Hobbyfotograf Mario Randel. Rund sieben Stunden hatte er für diesen Moment im Sportboothafen am Südufer des Elbe-Havel-Kanals ausgeharrt. Und er war nicht der einzige. Nach einem Platzregen trat die Mehrheit jedoch den Heimweg an.

Der Aushub der 80 Meter langen und 150 Tonnen schweren Henkelbrücke von 1943 ist eine technologische Herausforderung. Sie ist die letzte ihrer Art von insgesamt 16 solcher Fußgängerbrücken über den Kanal. „Die neue Brücke wird nicht vor Ende April/Anfang Mai aufgesetzt“, sagt Rüdiger Richter vom Wasserstraßen-Neubauamt. Zunächst wird die alte Henkelbrücke an Land demontiert und abtransportiert und in diesem Zuge auch das alte Brückenbauwerk abgerissen. Dann werden die Neuanlagen für die neue, nun mit 5,25 Metern Durchfahrtshöhe ausgestatteten, Kanalbrücke eingerichtet. Mit 4,50 Meter Durchfahrtshöhe war die alte Fußgängerbrücke für die moderne Schifffahrt zu niedrig geworden. Das Bauvorhaben ist Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit. Die Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro trägt der Bund. Mit der neuen Brücke steht dem Schifffahrtsverkehr auf der Strecke Magdeburg-Berlin eine angemessene Durchfahrtshöhe zur Verfügung. Die Höhe ist ein entscheidender Faktor für den Transport von Projektladungen und Containern auf der Wasserstraße.

Für den Aushub und den Transport der Henkelbrücke wurde unter ihr ein Schwimmkörper mit Seecontainern platziert, auf dem der Brückenüberbau abgestützt wurde. Durch das anschließende Entfernen des Wassers aus dem Ponton wurde der Überbau von den Lagern gehoben und an das nördliche Ufer geschwommen. Dort hilft ein Kran bei der Platzierung an Land für die anschließende Zerlegung. Dafür bleibt der Kanal noch bis einschließlich heute für den Schiffsverkehr gesperrt. Die neue Brücke ist eine Konstruktion aus Stahl und Beton und wartet bereits vormontiert am Nordufer auf ihren Einsatz. Im dritten Jahresquartal sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Unterhaltung der Brücke obliegt dann der Stadt. Viele Genthiner verbinden mit der Henkelbrücke persönliche Erinnerungen. „Da haben wir schon den Kinderwagen drübergeschoben“, hörte man am Mittwoch einen Zuschauer um die 50 am Ufer sagen.