Festival Rock auf Geflügelhof

Das Open-Air-Festival mit vier Bands und einem Bluesmusiker in Parchen war ein echter Publikumserfolg.

Von Mike Fleske 26.07.2016, 11:00

Parchen l Ein dumpfes Grollen, einige Lichtblitze, dann fiel der Vorhang und gab den Blick frei auf eine riesige Festivalbühne, die auf dem Parchener Geflügelhof vor den Getreidefeldern fast wie ein eben gelandetes UFO wirkte. „Reise, Reise, Seemannreise, jeder tut‘s auf seine Weise“, schmettert Völkerball-Sänger René Anlauff mit tiefer Stimme und holte die zahlreichen Besucher mitten hinein in das Rammstein-Tribute-Konzert auf der grünen Wiese.

Es war eine akustisch und optisch beeindruckende Show, die das Sextett bot. Brachial, laut und kompromisslos. Keyboarder Andreas Schanowski mit bleich geschminktem Gesicht und Stahlhelm, Drummer Dirk Oechsle auf einem Aufbau weit über den Köpfen der Besucher. Die Gitarristen Tobias Kaiser und Björn Müller leisten ganze Arbeit, schnitten in den Sound, waren Stütze des Klanges. Bassist Tilmann Carbow ließ mit dem dumpfen und tiefen Sound seines Instruments nahezu den Boden vibrieren.

Der Auftritt von Völkerball war der krachende Höhepunkt eines langen Konzertabends. Ein Spektakel, das es in der Region Genthin so noch nie gab. Auch die Fahrt Schanowskis im Schlauchboot über den Köpfen durfte, wie beim Original üblich, nicht fehlen und auch nicht die atemberaubende Feuershow. Immer wieder sprühten Feuerfontänen, spürten die Zuschauer in den ersten Reihen die Hitze von den Feuerbällen am Bühnenrand. Erst nach mehr als zwei Stunden und weit nach Mitternacht verließ die Band mit den Zugaben „Du hast“ und „Sonne“ die Bühne und hinterließ verzückte Rockfans in allen Altersklassen.

„Vielleicht waren die sogar besser als das Original“, meinte eine Besucherin aus Stendal. Auch die Band war positiv von Zuschauern und Ort angetan. „Dass es Enthusiasten gibt, die so eine Veranstaltung auf dem Lande aus dem Boden stampfen, ist echt klasse“, fand Bassist Carbow. Sänger René Anlauff lobte die Organisation. „Wir haben bei der Technik die Stöpsel in die Buchse gesteckt und los ging es, das erleben wir selten.“ Auch seien die Fans in bester Stimmung gewesen, was den Auftritt auch für die Band bemerkenswert gemacht hätte.

Für die Besucher ging der Konzertabend bereits früh los. Ohne Pause spielten von 19 Uhr an vier andere Gruppen, die allesamt auch für sich Publikum hätten anziehen können. Locker anmoderiert von Robert Komorowski, der dafür extra aus der Schweiz angereist war. Am Eingang zeigte Mark Taylor aus Halle unterstützt von Uwe Komorowski Junior am Schlagzeug und Christian Becker an der Gitarre, was einen waschechten Blues ausmacht.

Musik von Muddy Waters bis John Lee Hooker brachte das Trio zu Gehör. Taylor schlug sich trotz Einschränkungen wacker. „Ich habe gestern gespielt und bin erkältet, meine Stimme ist etwas angeschlagen“, entschuldigte er sich und war dennoch bester Spiellaune.

Die legten auch Under Arrest aus Parey an den Tag. Im vergangenen Jahr noch als Duo wurden sie diesmal durch Schlagzeuger Axel Winkel verstärkt und begeisterten auch die Gastgeber Heike und Hartmut Gentz. „Das tut deren Sound richtig gut“, meinte Hartmut Gentz. Die Pareyer spielten Klassiker von Motörhead und Pothead und punkteten besonders mit dem ZZ Top-Titel „Sharp Dressed Man“. Perfekt hatte Veranstalter Uwe Komorowski den Ablauf auf den beiden Bühnen geplant.

„Wir konnten schnell von einer Stage auf die andere wechseln, ohne Leerlauf.“ Auf der großen Bühne durfte die Rolling Stones-Coverband Starfucker ihre Rockshow abziehen. Das gelang perfekt. Gitarrist Christian Sorge gab den Keith Richards, Schlagzeuger Bernd Haucke Charlie Watts, Volker Hopfner war als Bassist im Einsatz. Aber die Blicke zog Sänger Mike Kilian auf sich. Immer locker und ironisch forderte er regelmäßig die Techniker auf, eine neue Cassette mit Musik einzulegen, damit es weitergehen kann.

Von „Start me up“ über „Honky Tonk Woman“ bis „Ruby Tuesday“ gab es eine Stones-Hitaprade, die keine Wünsche offen ließ. Bei „Miss you“ hüpfte Kilian von der Bühne ging auf Tuchfühlung mit dem Publikum, steckte für Erinnerungsfotos die Zunge heraus und hatte Spaß.

„Für so einen Abend wie heute machen wir Musik, das hat echt Spaß gemacht, befand Kilian bevor sich die Band zu einem zackigen „(I Can‘t Get No) Satisfaction“ verabschiedete. Auf der kleinen Bühne ging es dann etwas verhaltener mit der AC/DC-Coverband High Voltage weiter. Die Band lieferte mit Titeln wie „T.N.T“, „Whole Lotta Rosie“ oder „Thunderstruck“ eine solide Show ab, war aber räumlich zu stark eingeschränkt, um eine ähnlich mitreißende Show wie im vergangenen Jahr abliefern zu können.

„Der Techniker hat auch den Lautstärkeregler nicht recht gefunden“, musste auch Veranstalter Komorowski einräumen. Dennoch gaben besonders Sänger Christian Tretschok und Gitarrist Manu Stieler (nur echt mit Schuluniform) ihr Bestes und konnten vor allem die eingefleischten AC/DC-Fans begeistern, sodass Sänger Treschok am Ende befand „Es war wieder schön mit euch.“

Letztlich zogen alle Beteiligte ein positives Resümee. „Wir machen das im nächsten Jahr wieder“, versprach Uwe Komorowski. Vielleicht werde dann auch ein Bus-Shuttle von Genthin eingerichtet, um noch mehr Bands von „Vor Ort“ anzulocken.