1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Vorfreude aufs Jubiläum

Feuerwehren Vorfreude aufs Jubiläum

Beste Stimmung bei der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehren Jerichow und Klietznick. Beide sind gut aufgestellt.

Von Sigrun Tausche 19.03.2016, 10:45

Jerichow l „Ich hätte mich gern mal mit den Leuten unterhalten, die die Feuerwehr in Jerichow gegründet haben“, sinnierte Wehrleiter Ralf Braunschweig. Unglaublich viel hat sich verändert in den 125 Jahren, eines jedoch nicht: die Geldprobleme der Kommune. Die hatten damals dazu geführt, dass die Gründung der Wehr immer wieder verschoben wurde. Es waren seinerzeit die Stadtverordneten, die das Geld nicht bewilligten. „Das ist heute aber anders!“ betonte Bürgermeister Harald Bothe. „Unser Stadtrat hat noch nie gebockt, wenn es um Geld für die Feuerwehr ging!“

Ein wenig über die Geschichte der Feuerwehr wird bei der Festveranstaltung am 30. April und 1. Mai zu hören sein. Leider, bedauert Ralf Braunschweig, ist nicht mehr sehr viel zu finden. Er hofft, dass der eine oder andere Jerichower vielleicht doch noch alte Dokumente hat und diese für die Chronik zur Verfügung stellt.

Einen Vergleich mit damals zog Braunschweig noch: Nach ihrer Gründung war die Feuerwehr tatsächlich nur für die Brandbekämpfung da. Heute sind die Aufgaben vielfältig. Auch technische Hilfeleistung verschiedenster Art, Tierrettung, Tragehilfe, Einsatz bei Hochwasser und anderes mehr gehören dazu. Allein der Rückblick auf das Jahr 2015 lieferte davon einen guten Querschnitt.

Insgesamt 31mal wurde die Jerichower Wehr alarmiert, deutlich öfter als in den Vorjahren. Mehrere Brände waren dabei, unter anderem der Großbrand in Wulkow, mehrere Sturmschaden-Einsätze, Verkehrsunfälle, Hilfe bei Notlage und auch Unterstützung einer Evakuierungsaktion im Fachkrankenhaus wegen einer Bombendrohung.

Und dazu kamen noch weitere Ereignisse, bei denen die Feuerwehr mitgewirkt hat: das erste Maibaumaufstellen auf dem „Pottmarkt“, der Fackelumzug der Kita, Weihnachtsbaumverbrennen und Osterfeuer, der Umzug beim Vereinsfest. „Einige haben sich aufgeregt, dass wir beim Umzug nur mit fünf Kameraden dabei waren“, sagte Braunschweig dazu. „Aber wenn wir alle Kameraden abgezogen hätten, die bei verschiedenen Vereinen mitgegangen sind, hätte es bei denen schlecht ausgesehen.“ Denn fast alle Kameraden sind auch noch in Vereinen aktiv und gestalten so auf vielfältige Weise das Leben in Jerichow mit.

Schade findet Ralf Braunschweig, dass 2015 keine Stadtmeisterschaft der Einheitsgemeinde mehr durchgeführt werden konnte, weil es nicht genügend Interesse gab. Er verstehe das aber, dass die meisten Wehren bei den vielfältigen Aufgaben, die sie ohnehin schon haben, nicht auch noch für den wettkampfmäßigen Löschangriff trainieren möchten – zumal dieser für die Praxis keine Bedeutung habe.

Bericht über die Ausbildung der Jerichower Wehr im Jahr 2015 erstattete Thomas Mewes. Die Ausbildung der Jerichower und Klietznicker Wehr und der Löschgruppe Kleinmangelsdorf wurde erneut gemeinsam durchgeführt: Damit sei ein gleicher Ausbildungsstand in Bezug auf die Technik erreicht und die Kameradschaft gestärkt worden.

Sonderausbildungen gab es zum Digitalfunk, weiterhin zwei Ausbildungen im Brandcontainer, eine Ausbildung zum Sandsackverbau durch zwei Fachberater des LHW und eine Atemschutzganztagsausbildung. An der Ausbildung mit dem Waldbrandteam in Zerben nahmen auch drei Jerichower Kameraden teil.

Insgesamt 1 702 Ausbildungsstunden wurden 2015 geleistet, das sind im Durchschnitt gut 50 Stunden je Kamerad, also weit mehr als die geforderten 40 Stunden. Tatsächlich erreicht haben von den 34 aktiven Kameraden jedoch nur 21 die Mindestanforderung. Die Streubreite ist groß, einige Kameraden haben sogar weniger als 20 Stunden absolviert. Die meisten Stunden hat erneut Patrick Hegewald geleistet: Er war bei allen Diensten dabei.

Zusätzlich haben einige Kameraden an überörtlichen Lehrgängen teilgenommen.

Schließlich erwähnte Thomas Mewes noch, dass die Jerichower Feuerwehr über 22 Atemschutzgeräteträger verfügt, eine stattliche Anzahl.

Sven Kaminski erstattete Bericht über die Klietznicker Ortsfeuerwehr. Dieser gehören noch sechs aktive Kameraden an – einer ist nach Jerichow umgezogen. Alarmiert wurden die Klietznicker 16-mal im vergangenen Jahr, doppelt sooft wie 2014.

Zusätzlich zur gemeinsamen Ausbildung mit Jerichow treffen sich die Klietznicker einmal monatlich im Ort zur Ausbildung. Weitere Aktivitäten waren das Neukjahrstreffen auf dem Weinberg, die Teilnahmen am Weihnachtsbaumverbrennen und Osterfeuer in Jerichow, das Osterfeuer Klietznick, eine Schrottsammlung, die Inbetriebnahme des neuen Flachspiegelnbrunnens am Agrarhof Heringa, Unterstützung von Bauernmarkt, Heydebleckfest und anderes mehr.

Der Jerichower Jugendfeuerwehr gehören zehn Kinder und Jugendliche an. Sieben Veranstaltungen und 25 Dienste wurden durchgeführt. Höhepunkte waren die Teilnahme am Seifenkistenrennen in Kade, an den Zeltlagern in Zabakuck und Zerben, am Herbstlauf in Mützel, am Schwimmfest in Burg, der erste Jugendfeuerwehrtag in Jerichow und ein Kinobesuch in Stendal.

Das Seifenkistenrennen soll dieses Jahr Ende Mai in Jerichow stattfinden, und auch ein zweiter Jugendfeuerwehrtag soll organisiert werden.

Danke sagten den Kameraden Bürgermeister Harald Bothe und Ortsbürgermeister Andreas Dertz. Auch Andreas Dertz merkte an, dass sich in den 125 Jahren des Bestehens der Jerichower Feuerwehr viel geändert habe – eines aber nicht: „Das ist der Wille, einander gegenseitig zu helfen. Das hat auch zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise überdauert!“

„Ich wünsche uns allen, dass es immer wieder gelingt, junge Leute zu finden, die sich ehrenamtlich bei der Feuerwehr engagieren“, blickte Harald Bothe nach vorn.