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Defizit Jugendhaus in den roten Zahlen

Die Finanzierung des Fachpersonals stellt das Jugendhaus Thomas Morus in Genthin vor Probleme.

Von Kristin Schulze 17.02.2017, 05:00

Genthin l Ein Defizit von etwa 17 500 Euro für das Jahr 2017 belastet das Jugendhaus Thomas Morus in Genthin. Der Grund sind Personalkosten. Weil in der Einrichtung ausschließlich Fachpersonal beschäftigt ist, sind die Gehälter entsprechend hoch. Die Lohnkosten werden durch automatische Tarifsteigerungen in den Folgejahren vermutlich noch höher.

Die Stadt Genthin und der Landkreis Jerichower Land haben das Problem durch eine weitere Zuwendung für das Jahr 2017 gelöst. 25 Prozent des Defizits übernimmt die Stadt, das sind knapp 4400 Euro. Der Landkreis zahlt 13 100 Euro. Somit ist das Defizit von 17 500 Euro für dieses Jahr beglichen. „Wir wollen die bedeutsame Arbeit der Mitarbeiter des Thomas-Morus-Hauses würdigen“, sagte Genthins Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) am Mittwoch im Sozialausschuss der Stadt. Über die Summe wurde ohne Beschluss des Stadtrats verfügt, die Mitglieder des Ausschusses zeigten Verständnis für die Entscheidung.

„Im Stadtrat herrscht Konsens, dass wir hochqualifizierte Jugendarbeit wollen“, sagte Gordon Heringshausen (CDU). Da diese Arbeit Geld koste, müsse dann eben bezahlt werden. Günter Sander (Grüne) sagte zwar: „Die Zahl finde ich gravierend.“ Aber auch er verwies auf die „gute Arbeit, die im Morushaus seit Jahrzehnten verrichtet wird“. Thomas Barz sprach von einem „guten Ergebnis“. Die andere Alternative wäre gewesen, Personal abzubauen.

Fest steht aber auch, dass das Defizit sich in den Folgejahren nicht in Wohlgefallen auflösen wird, da die Personalkosten weiter steigen werden. Landrat Steffen Burchhardt (SPD) sagte auf Volksstimme-Nachfrage: „Wir haben die Finanzierung der Jugendarbeit im Kreis schon verändert und wollen noch mehr tun.“ So wolle man die Gelder nicht mehr mit der „Gießkanne verteilen“, sondern gezielt in qualifizierte Stationen investieren. Das Jugendhaus Thomas Morus sei so eine Station. „Ich war mehrfach vor Ort. Die Einrichtung erfüllt alle Bedingungen für finanzielle Förderungen.“

Burchhardt betonte, dass das Morushaus für den Genthiner Raum „unverzichtbar“ sei.

Das Thema soll nun im Jugendhilfeausschuss des Kreises thematisiert werden. Wenn eine Unterfinanzierung vorliegt, müsse man sich über weitere Mittel für die Einrichtung unterhalten.

Im Jugendhaus teilen sich momentan drei Angestellte zwei volle Stellen. Als Leiter fungiert der Diplompädagoge Andre Eikel. Weiterhin sind mit Birgit Heinzelmann und Birgit Klunter zwei Erzieherinnen beschäftigt. Genthins Streetworkerin Petra Schiele verstärkt das Team. „Mit mehr Personal kann man mehr bewirken“, sagt Andre Eikel. Und: „Über dieses Minus zu sprechen, ist unangenehm.“ Die Sachkosten machen keine Schwierigkeiten. „Unser Träger, die Gemeinde St. Marien, unterstützt uns“, so Eikel. Auch die Spendenbereitschaft in der Region sei groß.

Mangeln würde es an der Finanzierung des Fachpersonals. Das sei Fluch und Segen zugleich. „Qualitativ hochwertige Arbeit verursacht hohe Kosten und finanzielle Engpässe.“ Zwar hätte der Landkreis seine Zuwendungen bereits erhöht, das würde die steigenden Personalkosten aber nicht vollständig ausgleichen.

„Wir sind dankbar, dass wir mit Stadt und Kreis für 2017 eine Lösung gefunden haben“, so Eikel. Das verschafft uns die nötige Ruhe, nach dauerhaften Lösungen zu suchen. Ansätze könnten die Orientierung an neuen Aufgaben und Kontakte zur Wirtschaft sein.

Im Morushaus werden täglich etwa 30 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren betreut. Sie kommen aus völlig unterschiedlichen Haushalten. Jugendliche aus Familien mit sozialen und oder finanziellen Problemen seien genauso vertreten wie Jugendliche aus Elternhäusern ohne jegliche Problemlagen. „Diese Mischung ist gut und notwendig und erleichtert unsere Arbeit.“

Betreut werden im Morushaus Jugendliche aus dem gesamten Stadtgebiet sowie den umliegenden Dörfern. „Priorität haben niederschwellige Sportangebote“, erklärt Eikel. „Den eigenen Körper spüren, Erfolgserlebnisse schaffen und so auch Präventionsarbeit gegen Alkohol und Drogen leisten“, umreist Eikel grob einen Grundpfeiler der Arbeit. In diesem Rahmen werden etliche Projekte angeboten, beispielhaft sei die Brockenfahrt in der vergangenen Woche genannt. „Wir haben beim Bergsteigen geflucht, gelacht und es schließlich geschafft.“

Das regelmäßige Angebot des Hauses umfasst sportliche Angebote wie Billard, Tischtennis, Dart und Fußball. Ein TV-Raum steht als Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung. Medienpädagogik wird mit Hilfe von Computern und Internetzugang vermittelt.