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Förderschule Parchen Jonas lernt den „Käsebrötchengriff“

Ein Sicherheitsteam für Kinder und Jugendliche war vor Kurzem zu Gast in der Parchener „Albrecht-Dürer-Schule“.

Von Kristin Schulze 15.09.2016, 07:00

Parchen l „Alle auf den Boden“, ruft Andreas Heilemann und die Kinder der Stufe 3/4 werfen sich auf das Parkett ihres Klassenzimmers. In diesem Moment sind sie ängstliche Bankkauffrauen, zu allem entschlossene Räuber und eingeschüchterte Besucher.

Zum Glück nur für die Episode eines Rollenspiels. An der Parchener Förderschule „Albrecht-Dürer“ steht statt Mathe und Deutsch nämlich heute ein Sicherheitstraining auf dem Programm. Ziel ist es, Gewalt und Missbrauch an Kindern vorzubeugen. „Das Training vermittelt soziale und emotionale Kompetenzen und fördert das Selbstbewusstsein“, sagt Schulsozialarbeiterin Justine Matthies. „Weiterhin sollen die Kinder Gefahren frühzeitig erkennen und lernen, angemessen zu reagieren.“ Durchgeführt wurde das Training vom Kinder- und Jugend-Sicherheitsteam. Regionalleiter Andreas Heilemann erklärt die Intension des Vereins: „Wir vermitteln einfache, jedoch sehr wirkungsvolle Strategien zur Selbstverteidigung, um Kinder vor Gewalt zu schützen.“ So wird mit Rollenspielen, wie dem vom Banküberfall, das Selbstbewusstsein gestärkt. Außerdem bekommen die Kinder Regeln an die Hand, wie sie sich bei einem Überfall verhalten sollen. „Euer Leben ist unersetzlich“, erklärt Heilemann den Kindern. „Rucksack, Handy und Geldbörse müsst ihr dem Räuber also, ohne zu diskutieren, aushändigen. Das kann man alles ersetzen.“ Angreifer würden auch oft nach der Adresse fragen, für diesen Fall sollte jedes Kind eine falsche Anschrift im Kopf haben.

Die Projekte sind speziell auf das Alter und die Bedürfnisse der Kinder angepasst. Während sich die Klassenstufe 4/5 also mit Raubüberfällen beschäftigt, befindet sich der Jahrgang 1/2 auf dem Schulhof. „Stopp, lassen Sie mich los“, schreit Jonas Schallop und rennt davon. Er hat gerade gelernt, wie er sich verhalten soll, wenn ein Fremder ihn auffordert, ins Auto zu steigen. Auch den „Käsebrötchentrick“ beherrscht er nun. Mit diesem kann das Kind sich wehren, wenn jemand versucht, es ins Auto zu ziehen.

Sechs Mitarbeiter des Sicherheitsteams sind in Parchen vor Ort. An der Förderschule mit Ausgleichsklassen werden Schüler mit den Schwerpunkten emotionale, soziale Entwicklung und Lernen unterrichtet. „Wir freuen uns, dass wir allen Schülern das Projekt ermöglichen konnten“, sagt Schulleiterin Petra Lubig. Finanziert wurde das über die Angebote der regionalen Netzwerkstelle „Akku“ (Schulsozialarbeit im Jerichower Land) sowie über Projektgelder der Schule.

Das Sicherheitsteam um Andreas Heilemann bietet Kurse für Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen an. Themen sind Gewalt, Missbrauch, Mobbing, Erpressung, Sucht und Internetkriminalität. Die Schulungen werden altersgemäß aufbereitet, Hauptbestandteil sind Simultationen. „So wird Prävention greifbar und erhöht die Motivation und die Effektivität der erlernten Inhalte“, sagt Heilemann.