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Förderung Kein Zuschuss für Genthiner Amateurtheater

Das Genthiner Amateurtheater drängt die Stadt, den Betriebskostenzuschuss an die QSG zu überweisen. Die sieht sich dazu außerstande.

Von Simone Pötschke 26.06.2019, 10:33

Genthin l Jürgen Wagner vom Genthiner Amateurtheater hatte als geladener Gast bei der jüngsten Sitzung des Bildungs- und Kulturausschusses eine Menge über den Verein zu berichten und konnte so einmal mehr die Ausnahmestellung des Gat im kulturellen Leben der Region Genthin mühelos belegen.

Nichts anderes hatten die Stadtratsmitglieder eigentlich erwartet. Da das Amateurtheater seine Spiel-, Fundus-, und Probestätte seit vielen Jahren im Stadtkulturhaus besitzt, kam dennoch fast zwangsläufig die bisher ausbleibende Zahlung des Betriebskostenzuschusses der Stadt in Höhe von 50 000 Euro an die Qualifizierungs- und Strukturförderungsgesellschaft (QSG), die das Stadtkulturhaus bewirtschaftet, zur Sprache.

Jürgen Wagner wagte sich dabei als erster aus den Reihen der Vereine öffentlich aus der Deckung und appellierte an die Stadt eindringlich, trotz der unklaren Haushaltslage weiterhin ihren finanziellen Anteil zur weiteren Bewirtschaftung des Stadtkulturhauses zu leisten. Wagner sagte mit dem Blick auf die Turbulenzen um die Bewirtschaftung der Stadthalle Burg: Das Gat habe durch Auftritte in der Stadthalle durchaus hinein schnuppern können, wie eine Bewirtschaftung anderenorts funktioniere. „Glauben Sie mir, für so wenig Geld wie jetzt kann die Stadt Genthin so ein Haus wie das Stadtkulturhaus nicht mehr bekommen“, hob Wagner auf die noch offen stehenden 50 000 Euro ab. „Wenn man dies und jenes hört, lacht man über diesen Betrag.“ Der Bewirtschaftung der Burger Stadthalle liegt jedoch ein ganz anderes Modell als in Genthin zugrunde. Die bisherige Pächterin hatte mit der Stadt Burg nach Volksstimme-Informationen einen für ihre Seite großzügigen Pachtvertrag abgeschlossen, der nach Turbulenzen zu Mitte nächsten Jahres durch den Stadtrat gekündigt wurde.

Mit dem Blick auf den 1. Januar 2022, wenn die Stadt Genthin die QSG als Betreiber des Stadtkulturhauses ablösen wird, mahnte Jürgen Wagner: „Für die Stadt wird es damit nicht billiger.“

Derzeit gibt es noch keinerlei Vorstellungen der Stadt, wie sie ihre Betreiberfunktion auf die Dauer von zehn Jahren ausfüllen will und ob sie sich möglicherweise eines Anbieters bedienen möchte.

Für Wagner wäre die QSG dafür nicht unbedingt ein Wunschkandidat. Es gebe zwischen den Vereinen und der QSG Reibungspunkte, aber die Zusammenarbeit funktioniere noch, sagte er. Rückfragen, welcher Art die Reibungspunkte sind, kamen aus dem Ausschuss allerdings nicht.

Vor den Ausschussmitgliedern sprach Wagner davon, dass die Vereine, die im Stadtkulturhaus ihr Domizil haben, sich im einen Förderverein zusammentun sollten, um den Erhalt der Einrichtung zu unterstützen. „Möglichst bald, ehe es zu spät ist.“ Andere Vereine wie etwa der GCC, der CCW, das Genthiner Blasorchester, der SV Chemie oder der Schützenverein äußerten sich bisher noch nicht zu einem solchen Vorhaben.

Stadt und QSG haben sich seit Monaten und Wochen in einem Streit um eine, wie Bürgermeister Günther (parteilos) meint, mangelnde Transparenz beim Verwendungsnachweis der Zuschüsse nahezu heillos verheddert. Verbale Attacken zwischen ihm und QSG-Geschäftsführer Lars Bonitz bestimmten die Stadtratsdebatten.

Seit Monaten herrscht dicke Luft zwischen der Stadt und QSG. Bürgermeister Günther stellte die von QSG-Geschäftsführer Lars Bonitz vorgelegte Betriebskostenabrechnung 2018 grundsätzlich in Frage. Bonitz verwies wiederum darauf, dass der Verwendungsnachweis in gleicher Form vorgelegt wurde wie bereits in den Vorjahren und sich nichts an den Vorgaben geändert habe. Diese Verfahrensweise hätte aus Sicht Bonitz‘ den Anforderungen der Stadt stets genüge getan.

Der Stadtrat stand im Spannungsfeld dieser Positionen, entschied sich aber trotzdem im Interesse der Vereine, die avisierten 50 000 Euro zu splitten und zunächst 25 000 Euro zu überweisen bis Klarheit zu den Kostennachweisen bestünde. Dazu kam es nicht. Das könnte irgendwann den Vereinen, die ohnehin ein Entgelt für die Nutzung des Stadtkulturhauses entrichten müssen, auf die Füße fallen. Denn die QSG wird betriebswirtschaftlich die wegfallenden Zuschüsse kompensieren müssen. Geschäftsführer Lars Bonitz hielt sich dazu bisher bedeckt.

Ausschussvorsitzender Gordon Heringshausen (CDU) betrachtete den Konflikt zwischen Stadt und QSG als „sehr kritisch“. Die Stadt stieße aufgrund der Haushaltssituation an ihre Grenzen und könne den Zuschuss nicht zahlen. „Ich mache mir große Sorgen“, sagte er im Hinblick auf die Zukunft des Stadtkulturhauses.