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Förderverein Hilfe für Menschen in Not

Luise Teske aus Schlagenthin erlebte bei einem Austauschjahr Menschen in Südafrika in Not. Daraus resultierte ein Hilfsprojekt.

Von Thomas Skiba 25.02.2020, 04:00

Schlagenthin l Über ein Austauschprogramm des Rotary Clubs Genthin-Burg ging Luise für ein Jahr in der Nähe von Johannesburg zur Schule: „Hier lernte ich, wie praktisch Schuluniformen sind.“ In Südafrika sei es Vorschrift, in einheitlicher Kleidung die Schule zu besuchen, was den Vorteil habe, so die Schülerin der elften Klasse, „dass ich nicht überlegen musste, was ich anziehen soll.“

Das Reisen den Horizont erweitert und auch der Blick in andere Lebenswelten zuweilen etwas Gutes bewirkt, zeigte Luise mit ihrem Hilfsprojekt „Kinderhorizont .“ Ihre erste Station in dem Land war eine Frau, die selbst acht Pflegekinder betreut. Gastmutter Ana nahm Luise auf wie ihr eigenes Kind und gemeinsam mit „ihren Geschwistern“ erlebte sie die ersten Wochen des Alltages in Südafrika. Luise sah, wie sich Ana mit viel Liebe und Engagement um die aufgenommenen Kinder kümmert. „Die Pflegekinder waren zum Teil elternlos und hatten Gewalt und Missbrauch erlebt“, schildert Luise die Hintergründe der Gast-Familie.

Sie sah auch, mit welchen Schwierigkeiten Pflegemutter Ana zu kämpfen hatte. Der Frau war es wichtig, dass ihre Schützlinge Bildung erfuhren, denn, so Luise: „Nur mit einer ausreichenden Schulbildung können die Kinder den Kreislauf durchbrechen und sich ein Leben aufbauen, das nicht geprägt ist durch die Erlebnisse ihrer Kindheit.“ Luise sah die Not, dass es in ihrem vorübergehenden Zuhause an Geld fehlte, um die nötigsten Schulmaterialien wie Schreibhefte und Bleistifte zu kaufen. „Ungefähr einhundert Euro werden für den Schulbesuch eines Kindes im Jahr benötigt, um es mit dem Notwendigen auszustatten.“

An Luise ging die Situation nicht ohne Spuren vorbei und „es berührte mich sehr.“ Kurzerhand rief sie bei ihren Eltern in Deutschland an und schilderte ihre Erlebnisse. „Wir müssen da etwas tun, die Schule soll schon in einer Woche beginnen“, appellierte sie an ihre Familie. Die Teskes organisierten darauf hin über ihren Freundes- und Bekanntenkreis eine Spendenaktion, deren Erlös über 5300 Euro erbrachte. Viele Menschen aus dem Jerichower Land, Magdeburg, aus dem Brandenburgischen und aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich schließlich daran. Durch die zahlreichen Spenden konnten die dringend benötigen Schulmaterialien angeschafft und das Schulgeld von zwei Pflegekindern beglichen werden. In Südafrika ist nur die Grundschule kostenfrei, mit dem Besuch der Sekundarschule werden Schulgebühren erhoben. Dazu kommen die Kosten für Schuluniformen und Schulmaterialien.

Aus dem Projekt, von Südafrika aus imitiert, ist mittlerweile ein Verein entstanden. „Als ich wieder aus Südafrika zurück war, haben wir uns in der Familie lange und intensiv über das Projekt unterhalten“, erklärt Luise und einig waren sich alle darin, das Projekt fortführen. Erstes Ziel des Vereins soll es sein, Spendengelder zu sammeln und damit das Kinderheim in Südafrika zu unterstützen.

Jedes Kind dort soll künftig eine gute Bildung ermöglicht werden, so Luise zu den Gästen des Vortrages und bringt es auf den Punkt: „Es soll genügend Geld für Schulmaterialien da sein.“ Um den Verein und dessen Ansinnen in der Öffentlichkeit vorzustellen, hält Luise seit Kurzem Vorträge zu ihrem Austauschjahr in Südafrika. Zu den Informationen und Hintergründen über den Verein „Kinderhorizont“ beschreibt sie in einem kurzweiligen Dia-Vortrag die Stationen ihres Südafrika-Aufenthaltes und räumt mit so manchem Vorurteil auf. In den Vorstellungen vieler Menschen sei das Land zum großen Teil von Europäern besiedelt: „Dem ist nicht so, nur rund 20 Prozent haben europäische Vorfahren.“

In dem Land herrsche zum Teil bittere Armut, die sich auch auf das Zusammenleben untereinander auswirke, sagt Luise. Die vermögenderen Südafrikaner wehren sich mit immer höheren Sicherheitsmaßnahmen vor dieser Entwicklung. Meterhohe Mauern mit Elektrozaun, Gittern vor Fenster und Türen und patrouillierende Sicherheitsdienste sind die Gegenmaßnahmen.

Sie weist auch auf den Umstand hin, dass Südafrika drei Hauptstädte habe – als einziges Land überhaupt. Geschichtlich gewachsen, kam es dazu, dass sich in Südafrika das Gleichgewicht des Machtverhältnisses über das ganze Land verteilte.

Pretoria ist die Hauptstadt der Exekutive, der Sitz der Legislative ist in Kapstadt und in Bloemfontein ist der Hauptsitz der Judikative. „Ich denke, wir können alle dieses Projekt mittragen“, sagt Ivonne Pilz vom Förderverein. Sie beeindruckt, „dass hier jemand nicht nur redet, sondern macht.“

An dem Abend bat der Fördererverein am Ende des Vortrages um Spenden, die zur Hälfte für die Sanierung der Schlagenthiner Kirche verwendet werden, die andere Hälfte floss dem Verein „Kinderhorizont “ zu.