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Förderverein Kirche Schlagenthin: Sanierung geht voran

Derzeit wird der dritte Sanierungsabschnitt in der Schlagenthiner Kirche durchgeführt.

Von Frank Bürger 03.01.2019, 06:00

Schlagenthin l Die Schlagenthiner Kirche ist unter anderem daran zu erkennen, dass direkt am Gebäude kein Kirchturm zu finden ist. Dort machen sich aktuell unter Anleitung von Tom Zimmermann Anna-Christin Selle und Sarah Ahrens täglich an die Arbeit: Sie sind mit der Sanierung des Chorraumes beauftragt.

Selle hat bereits Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. Unter anderem beschäftigte sie sich mit der Dorfkirche im brandenburgischen Kummerow bei Schwedt. Als Studentin kam sie mit dem Grabmal Friedrich-Wilhelm Murnaus und dem Muschelsaal im Schloss Rheinsberg in Berührung. Sarah Ahrens absolviert derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Ahrens engagiert sich gern im Restaurationsatelier, wie sie sagt.

Ein Blick in den Chorraum unterstreicht die Bedeutung der Restaurationsarbeiten. Dort befindet sich ein zweiteiliger Altaraufsatz aus Holz mit flankierenden Säulen und bekrönendem gesprengten Giebel mit Pyramide und Vasen. Im Zentrum steht ein Abendmahlsgemälde mit manieristischen Lichteffekten, im Aufsatz das Kruzifix. Der Altar ist auf das Jahr 1658 datiert. Auf dem Altar stehen zwei ziemlich hohe, aber unschön profilierte Zinnleuchter. Sie wurden 1585 durch den brandenburgischen Zolleinnehmer Anton Tuscheer gestiftet.

Vor dem Altar liegen, im Fußboden unter einer Klappe im Bohlenbelag, die Inschriften – zum Teil zerstört; zum Teil verdeckt. Außerdem zwei figurierte Grabplatten aus Sandstein: östlich die eines am 2. September 1616 verstorbenen Ritters von Treskow, westlich die einer am 8. Februar 1602 verstorbenen Marta von Treskow, beide stehend, er im Harnisch, den Helm zwischen den Füßen, mit lockigen Haar, starkem Schnurr- und breitem, langen Kinnbart, sie betend in Haube und Halskrause.

Die Kanzel befindet sich auf der Nordseite am westlichen Ende des Chores. Die hölzerne Kanzel mit Schalldeckel wurde von Margareta von der Schulenburg, wie die große Glocke wohl auch 1620, gestiftet. Auf dem polygonalen, mit Diamantbeschlägen und anderen ornamentalen Verzierungen geschmückten Kanzelkorb sind in Arkadenrahmen die vier Evangelisten dargestellt.

Ein auffallendes Schmuckstück: An der Chornordwand zwischen den beiden Rundbogenfenstern hängt ein prächtiges hölzernes Trophäen-Epitaph des Hans Christoph von Treskow. Der Hauptmann in polnischen Diensten, Hans Christoph von Treskow, ist 1702 in Warschau am hitzigen Fieber gestorben. Ein gemaltes ovales Brustbild ist umrahmt von einer Ahnenprobe und einem Kranz aus Kriegsflaggen und Waffen.

Insgesamt 96.000 Euro kostet das Sanierungsvorhaben. Zu den kosten informiert Katrin Hertwig, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates des Kirchspiels Stremme. Über das EU-Programm Leader fließen etwas über 71.000 Euro. Der Zuschuss des Kirchenkreises Elbe-Fläming beträgt 15.000 Euro. Rund 10.000 Euro kamen über Spenden zusammen, überwiegend über den Förderverein „Kirche Schlagenthin“, der sich sehr für die Kirche engagiert.

Am 9. November 2008 wurde zur Förderung und Sanierung der Schlagenthiner Kirche der Förderverein „Kirche Schlagenthin“ von acht Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Ständiges Ziel ist es, die erforderlichen Eigenmittel zusammen zu bekommen, um Anspruch auf die verschiedenen Förderungen zu haben. Aber auch die organisatorische Unterstützung des Kirchspiels bei den Bau- und Restaurierungsarbeiten und bei Veranstaltungen zugunsten der Schlagenthiner Kirche hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht. An der Spitze des Vereins steht der Schlagenthiner Rüdiger Schnapp.

Hauptsächlich konzentriert sich der Verein auf den Chor der Kirche. Bei einer Beratung vor Ort waren neben Mitarbeitern des Restaurationsateliers und Katrin Hertwig auch die Architektin Heidrun Fleege sowie Monika Pilz vom Förderverein und vom Gemeindekirchenrat anwesend. Am 9. Januar sollen weitere Weichen gestellt. Dann kommt Diplom-Restaurator Torsten Arnold vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt nach Schlagenthin, um Restaurationsvorhaben zu besprechen.