1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Für Genthiner Filmprojekt werden Kinder in Kartons gesteckt

Jugendprojekt Für Genthiner Filmprojekt werden Kinder in Kartons gesteckt

Filmclips für die Aktion „Projektion ins Leere“ entstehen derzeit in der Sekundarschule am Baumschulenweg. Tucheimer Schüler äußern dabei Sorgen um den Bestand ihren Jugendclubs.

Von Mike Fleske 18.06.2021, 16:32
Vor einem "Greenscreen", der später eine Bildüberblendung erlaubt, posierten die Schüler im Karton.
Vor einem "Greenscreen", der später eine Bildüberblendung erlaubt, posierten die Schüler im Karton. Mike Fleske

Genthin - „Und Action“, die Anweisung von Annette Witt ist kurz und knapp. Aber sie funktioniert. Plötzlich bekommt ein Karton Beine und beginnt zu tanzen. In dem Karton steckt ein Schüler der 5. Klasse der Genthiner Sekundarschule „Am Baumschulenweg“. Annette Witt ist Mitglied des Vereins „Tänzer ohne Grenzen“ aus Berlin und dreht mit den Kindern kurze kunstvolle Clips. Diese sollen im Spätsommer in leerstehenden Geschäften in gezeigt werden.

Eine spannende Idee, findet Schulleiterin Diana Gellrich. Die Aktion sei abseits des Unterrichtes eine gute Möglichkeit für die Schüler, neue Erfahrungen zu sammeln. „Das Verständnis von Teamgeist, die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, aber auch die Überwindung, sich in völlig neuen Betätigungsfeldern zu versuchen, gehören dazu“, führt sie aus und hat bereits Veränderungen bei den Schülern festgestellt. Alle Schüler spürten, dass sie zu diesem Projekt etwas beitragen könnten - vor der Kamera, aber auch dahinter.

Schüler mögen bestimmte Orte besonders

Außerdem können die 12- und 13-Jährigen erzählen, was ihnen am Herzen liegt. Im Gespräch mit der Initiatorin des Projektes, Bärbel Jahn, erläutern die Fünftklässler etwa, welche Plätze in der Stadt und in den Orten ihnen am Herzen liegen. Denn diese Orte sollen mittels Filmtrick in den Tanz der Kartons kopiert werden. „Mir gefällt der Mützeler See, und ich hoffe, dass er so schön bleibt, wie er ist“, sagt ein Mädchen. Einem anderen liegt das Schloss Tucheim am Herzen, da es bald auseinanderfalle.

Überhaupt Tucheim. Mehrfach wird in der Runde die Sorge geäußert, dass der beliebte Jugendclub im Ort bald schließe. Sie würden den Club häufig besuchen, berichten Jannik Buß und Alexander Rothenpieler, aber die „Chefin“ des Jugendclubs, Marina Wöhling, gehe bald in Rente, und dann gebe es keine Betreuerin mehr.

Auf Volksstimme-Anfrage werden die Sorgen der Heranwachsenden zerstreut. Marina Wöhling bestätigt, dass irgendwann ihr Ruhestand nahe, aber niemand werde plötzlich vor verschlossenen Türen stehen, weil kein Betreuer mehr da sei. Gemeinsam mit der Stadt werde der Erhalt des Clubs angestrebt. Und so bestätigt die Stadt Genthin kurz und knapp: „Seitens der Verwaltung wird nicht mit einer Beendigung der Jugendarbeit im Bereich Tucheim geplant.“ Gute Nachrichten für die jungen Leute, zumal sich die Stadt die örtliche Jugendarbeit im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) auf die Fahnen geschrieben hat.

Bekenntnis zum Tucheimer Jugendclub

Einen Befürworter für ihren Club finden die Jugendlichen auch in Ortsbürgermeister Christian Köpke (CDU): „Der Jugendclub ist wichtig für den Ort.“ Junge Menschen möchten solche Anlaufpunkte haben, an denen sie sich treffen und aktiv werden können. Daher sei es gut, wenn sich die Stadt zum Jugendclub bekenne und das Angebot aufrecht erhalten möchte. Auch das Filmprojekt finde er spannend und werde sich damit beschäftigen.

Dort wird aktuell weitergearbeitet. Elemente des Films entstehen in Zusammenarbeit mit den jugendlichen Besuchern aus dem Morus-Haus, aber auch in der Sekundarschule. Kurt König vom Verein „Tänzer ohne Grenzen“ gestaltet zum Beispiel mit den Schülern die musikalische Untermalung. Aus Geräuschen, etwa aufgenommen auf dem Gelände der Genthiner SET-Werft, oder selbstgebauten Instrumenten entstehen zum Teil mystische Klanguntermalungen. Manchmal gibt es aber auch selbstkomponierte Lieder wie das freche „Rattenlied“, in dem es heißt „Ratten sind soziale Wesen, Ratten jagt man mit dem Besen, Ratten müssen weg, wir finden Ratten nett“.

Und auch das ist eine Besonderheit des Projektes, Kurt König bringt ein Jungentrio dazu, diesen Text für den Film zu singen, was sie wohl im Musikunterricht nicht so freiwillig gemacht hätten. Wer sich das fertige Ergebnis anschauen möchte, hat beim Lichterfest vom 3. bis zum 5. September in der Genthiner Innenstadt Gelegenheit dazu.