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Gebet Lenkungskreis erlebt eine Überraschung

Der Genthiner Lenkungskreis beschäftigte sich unter anderem mit der Einrichtung eines Gebetraumes.

Von Simone Pötschke 29.03.2017, 08:00

Genthin l Den Anfang machte Heike Stork von der Netzwerkstelle Flüchtlingshilfe, die hier 15 Stunden wöchentlich im Einsatz ist. Sie betonte, dass eine großer Nachfrage bei den Flüchtlingen bestünde, Hilfe beim Ausfüllen offizieller Formulare in Anspruch zu nehmen. Es sei deshalb zu überlegen, ob nicht weitere Ehrenamtler in diese Arbeit eingebunden werden könnten.

Gudrun Luehr vom Bildungswerk Nestor berichtete, dass sechs Flüchtlinge in eine feste Arbeit gebracht werden konnten. Allen Arbeitsverhältnissen seien Praktika vorausgegangen. Bei allen sechs Flüchtlingen handelt es sich um Männer, vier davon sind jetzt bei Sitex tätig.

Für einen Paukenschlag sorgte der Integrationsbeauftragte der AWO, Mohamed Mabruk. Er teilte den Anwesenden mit, dass am 7. April in der Genthiner Mühlenstraße ein Gebetsraum eröffnet werde. Die Aktivitäten dafür seien vom Islamverein Stendal ausgegangen, der auch als Träger fungiere. Der Imam befürworte ein solches Vorhaben in Genthin, weil er befürchte, dass insbesondere junge Moslems über das Internet radikalen Einflüssen ausgesetzt werden könnten.

Genthins Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) erwiderte darauf, dass er nicht über das Vorhaben informiert sei. Er wies auch die Verantwortlichkeit von sich. „Ich sehe nun den Ball beim Landkreis und bei der Polizei“, sagte er im Hinblick auf notwendige Genehmigungen. Von der Neuigkeit überrascht zeigte sich allerdings der gesamte Lenkungskreis.

Mohamed Mabruk, der offensichtlich einen Gebetsraum für Genthin nicht favorisiert, weil es unter anderem in Magdeburg eine Moschee gibt, verwies darauf, dass ein ähnliches Vorhaben in Burg abgelehnt wurde.

Dort, hakte Amtsleiter Jörg Börstler von der Kreisverwaltung ein, sei die Einrichtung eines Gebetsraumes aus baurechtlichen Gründen versagt worden. Es werde unterschätzt, dass sowohl Vorgaben des Brandschutzes erfüllt als auch sanitäre Einrichtungen vorgehalten werden müssten. Dies gelte auch für die Tatsache, dass der Vermieter einen Antrag auf Umnutzung des Raumes stellen müsse. Mohamed Mabruk erwiderte darauf, dass die Flüchtlinge nicht wüssten, dass es hier Vorschriften gebe.

Letztlich wurde Mohamed Mabruk damit beauftragt, mit dem Stendaler Imam Kontakt aufzunehmen. Er solle den Stendaler Verein darüber informieren, dass für die Nutzung des Mietobjektes als Betraum Anträge beim Landkreis zu stellen sind.

Der Gebetsraum soll Platz für 40 bis 100 Personen für das Freitagsgebet um 13 Uhr bieten.

Pfarrerin Beate Eisert ergänzte, dass es auch eine Anfrage des Stendaler Vereins bezüglich des Betraumes bei der evangelischen Kirchengemeinde gegeben habe. Der Gemeindekirchenrat habe allerdings abgelehnt, weil die Gemeinde nicht über einen Raum in der notwendigen Größe verfüge.

Der Wohnungssituation für Flüchtlinge wandte sich Wahid Kulijew vom DRK zu. Es sei mittlerweile sehr schwer, in Genthin noch passenden Wohnraum zu bekommen, beklagte er. Dies gelte insbesondere für 1-Raum-Wohnungen und für 5-bis 6-Raum-Wohnungen für große Familien. Kulijew sprach davon, dass bezüglich des Wohnraumes zwischen Genthin und dem Umland eine „Ausgleichsbewegung“ in Gang gebracht werden sollte. Zugleich räumte er aber auch ein, dass die Flüchtlinge kein Interesse zeigten, aufs Land zu ziehen.

Kulijew regte außerdem an, den Flüchtlingen den Umgang mit Elektro- und Wasserrechnungen näherzubringen. „Sie müssen lernen, wie man damit umgeht.“

Yvonne Nitzsche verwies an dieser Stelle darauf, dass sie in Kürze eine Weiterbildung belegen werde, in der es genau um diese Fragen gehen werde. „Wenn ich merkte, ein solcher Kurs macht bei uns Sinn, werden wir ihn etablieren“, sagte sie.

Nitzsche kündigte für die Kreisvolkshochschule an - vorausgesetzt die Zahl der Flüchtlinge bewege sich auf einem gleichbleibenden Niveau - zukünftig sechs bis sieben Integrationskurse und nicht wie bisher elf/zwölf Integrationskurse durchzuführen. Yvonne Nitzsche begründete: „Inzwischen sind auch andere Träger im Boot“.