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Gedenken Mahnmal drängt zum Finale

Das Sgraffito am Mahnmal in Genthin-Wald ist nach jahrelangem Hin und Her durch eine Fachfirma fertiggestellt worden.

Von Simone Pötschke 08.12.2017, 06:00

Genthin l Das Sgraffito ist aufgebracht. Dennoch: Eine teilweise fleckige Oberfläche des Mahnmals hinterlässt zumindest bei Laien Zweifel, ob die Ausführung des Kratzputzverfahrens tatsächlich korrekt erfolgt ist. Bürgermeister Thomas Barz (CDU) verwies deshalb auf Volksstimme-Nachfrage darauf, dass noch eine Nachbehandlung des Sgraffitos im Frühjahr erfolgen soll.

Es gebe leichte Farbspuren, deren Herkunft noch geklärt werden müsse, räumte er nach einer Inaugenscheinnahme ein. Erst wenn dies erfolgt sei, werde die Endabnahme erfolgen. Im Zuge der Wiederherstellung des Mahnmals wurde im vorgelagerten Sockelbereich eine Hinweistafel angebracht. Ihre Inschrift dokumentiert, dass die an dieser Stelle einst befindliche Bronzeskulptur, das Kernstück des Denkmal-Ensembles, im Jahr 2013 gestohlen wurde.

Gestaltet wurde die denkmalgeschützte Anlage aus dem Jahr 1965/66 von der Magdeburger Bildhauerin Ursula Schneider-Schultz. Pläne, in welchem Rahmen oder möglicherweise an welchem Gedenktag das Mahnmal nach seiner Wiederherstellung übergeben wird, gibt es derzeit noch nicht.

Etliche erfolglose Anläufe haben die Stadt vermutlich vorsichtig werden lassen. Um den Ansprüchen an eine Gedenkstätte gerecht zu werden, entschied sich der Stadtrat dafür, auf die Betonwand dieses Sgraffito aufzutragen. Ursprünglich sollte die Anlage bereits zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 8. Mai 2015 ihrer Bestimmung übergeben werden.

Den Höhepunkt einer ganzen Reihe von Pleiten, Pech und Pannen bildete zu guter Letzt ein Rechtsstreit zwischen der Stadt Genthin und dem bauausführenden Betrieb im vergangenen Jahr, bei dem die Stadt eine qualitätvolle Ausführung des Auftrages in Zweifel zog. Das juristische Intermezzo endete schließlich mit einem Vergleich. Der bauausführende Betrieb wurde mit dem Gerichtsurteil verpflichtet, die gutachterlich bestätigten Mängel der vorangegangenen Ausführung zu beseitigen.

Dazu gehörten kleinere Bruchstellen rund um die vertieft liegenden Buchstaben und die teilweise etwas unebene und unsaubere Beschaffenheit der Betonstele.

In Genthin-Wald befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Barackenlager, in dem etwa 2000 dienstverpflichtete deutsche und ausländische Zwangsarbeiterinnen untergebracht waren, die im angrenzenden Munitionsbetrieb „Silva-Metall-Werke GmbH Genthin“ des Magdeburger Polte-Konzerns zur Arbeit für die Kriegsproduktion gezwungen wurden.

Darunter waren auch etwa 400 bis 700 Häftlingsfrauen aus dem KZ Ravensbrück/Sachsenhausen, die jedoch in einem gesonderten Nebenlager unter anderen Bedingungen leben und arbeiten mussten als die deutschen und ausländischen Zwangsarbeiterinnen. Ausschließlich ihnen wurde das Mahnmal gewidmet.

Für geschichtlich Interessierte hat der Förderverein „Genthiner Stadtgeschichte“ e. V. in seiner Schriftenreihe zur Stadtgeschichte als Heft 4 „Die Gedenkstätte Genthin-Wald Erinnerung und Mahnung an das KZ-Außenlager Ravensbrück“ herausgegeben, das unter anderem im Museum zu erwerben ist. Die Geschichte des KZ-Nebenlagers Genthin-Wald ist ebenso Bestandteil der ständigen Ausstellung des Kreismuseums.