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Gefahrenstufe Sorge um Waldbrandgefahr im Jerichower Land

Mit dem angekündigten schönen Sommerwetter über die Osterfeiertage wächst die Sorge um Waldbrände. Auch rund um Genthin.

Von Simone Pötschke 18.04.2019, 01:01

Genthin l Sonnige 20 Grad, Regen nicht in Sicht: Die Wettervorhersage für die Osterfeiertage lässt Festtags- und vor allem Ausflugsstimmung aufkommen. Die kann Peter Sültmann, Forstamtsleiter des Betreuungsforstamtes Elbe-Havel-Winkel, wiederum nur bedingt teilen.

Denn ab Donnerstag gilt im Jerichower Land die Waldbrandgefahrenstufe 4, die eine „hohe Waldbrandgefahr“ auf der Grundlage der vom Deutschen Wetterdienst ermittelten Daten anzeigt. Die Skala der Gefährdungsstufen geht bis 5.

Die Landkreise Jerichower Land und Stendal sind damit traurige Vorreiter in Sachsen-Anhalt, keine anderen Landkreise zwischen Zeitz und Arendsee weisen derzeit ein solch relativ hohes „Waldbrandrisiko“ auf.

Der unmittelbare Nachbar Anhalt-Zerbst tritt die Osterfeiertage mit der Waldbrandgefahrenstufe 3 an. Ähnlich wie im Jerichower Land schrillen allerdings auch bei dessen brandenburgischen Nachbarn Potsdam-Mittelmark und Havelland mit der Waldbrandgefahrenstufe 4 die Alarmglocken.

Die relativ hohe Waldbrandgefahr muss Forstamtsleiter Peter Sültmann während der Feiertage zwangsläufig auf der Agenda haben. Denn im April, sagt er, seien bisher nur zwei Millimeter Niederschlag gemessen worden.

Der Wetterdienst registrierte in diesem Jahr bisher 119,8 Liter pro Quadratmeter, über das gesamte Trockenjahr 2018 waren es in der Region Genthin durchschnittlich 371,3 Liter pro Quadratmeter. Der Durchschnitt der letzten zehn Jahre in Genthin lag bei 579,8 Millimeter.

Eine Niederschlagshöhe von einem Millimeter entspricht der Niederschlagsmenge von einem Liter pro Quadratmeter. Somit entspricht die Niederschlagshöhe von 15 Millimeter einer Niederschlagsmenge von 15 Liter pro Quadratmeter. Nach Millimetern wird in der Meteorologie gemessen. Die Niederschläge, egal ob in Millimeter oder Liter pro Quadratmeter gemessen, fallen in Genthin alles in allem viel zu gering aus, erklärt Peter Sültmann. Das habe zur Konsequenz, dass der Waldboden und die Vegetation, das sind zurzeit frische Gräser und Moose, nicht durchgängig durchnässt seien und sich trockene Stellen hartnäckig halten.

Bei der nach wie vor anhaltenden Niederschlagsarmut reiche zurzeit der berühmt-berüchtigte Funken, um einen verheerenden Waldbrand auszulösen, gibt der Forstmann seine langjährigen Erfahrungen wieder. „Die Situation ist mittlerweile sehr kritisch“, meint Peter Sültmann, der deshalb auch mit Sorge auf die bevorstehenden Osterfeiertage blickt. Auch Feuerwehren und zuständige Behörden haben sich auf diese Situation einstellen müssen.

Um Waldbrände über die Osterfeiertage zu vermeiden, muss der Forstamtsleiter vorerst auf die Vernunft der Spaziergänger und Ausflügler setzen, die es bei den bevorstehenden Tagen in die Natur ziehen wird. Sültmann bittet alle Waldbesucher, den Wald schon jetzt möglichst nicht mehr außerhalb der Waldwege zu betreten. Für Pkw und Kräder gelte nach dem Landeswaldgesetz sowieso ein generelles Fahrverbot im Wald.

Glimmende Zigaretten oder Kippen während der Fahrt aus dem Pkw werfen, sollte ohnehin unbedingt unterbleiben, wie Rauchen im Wald überhaupt, appelliert der Forstamtsleiter.

Im vergangenen Jahr gab es im Bereich des Forstamtes Elbe-Havel-Winkel, inklusive den Bereich Nedlitz, 42 Waldbrände, bei denen insgesamt 10,7 Hektar Waldfläche dem Feuer zum Opfer fielen. Dadurch entstand ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von 56.500 Euro. Allein mit 30 Bränden bildete dabei der Bereich Genthin/Jerichow den Schwerpunkt.

Nur der Landkreis Wittenberg war in Sachsen-Anhalt mit 49 Waldbränden, die eine Waldfläche von 57,16 Hektar zunichte machten, stärker betroffen. Auf Platz drei nach dem Jerichower Land folgte der Landkreis Stendal mit 16 Bränden, die eine Fläche von 32,2 Hektar zerstörten.

Die Genthiner Feuerwehr wurde im vergangenen Jahr im Juni erstmals zu einem Waldbrand gerufen.