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Geschichte Hohenlohes Truppen in Genthin

Hobbyhistoriker bauen derzeit einen besonderen Wanderweg auf. Genthin spielt dabei eine Rolle.

Von Susanne Christmann 15.10.2020, 01:01

Genthin l Im Jahre 1806 muss in Genthin ganz schön was los gewesen sein. Im Gasthof „Zum goldenen Stern“ – heute Hotel Stadt Genthin – hatte Friedrich Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen und Öhringen am 22. Oktober 1806 Hauptquartier bezogen. Der General der Infanterie hatte während des Vierten Koalitionskrieges – auch bekannt als Dritter Napoleonischer Krieg oder Feldzug gegen Preußen – in der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806 mit der von ihm geführten Nachhut der verbündeten preußisch-sächsischen Abteilung eine schwere Niederlage erlitten.

Nun war er mit dem Oberbefehl über die restlichen, sich Richtung Stettin über Magdeburg zurückziehenden Truppen betraut, wobei er am 28. Oktober nach falscher Lagebeurteilung und kurzem Kampf in Prenzlau kapitulierte. Zuvor an diesem 22. Oktober aber muss der fürstliche General auch bei der Verhängung einer drakonischen Strafe dabei gewesen sein oder zumindest davon gewusst haben. Ein Husar aus dem Usedom-Regiment wurde zur Abschreckung vor den angetretenen Truppen –vermutlich auf dem Genthiner Marktplatz – standrechtlich erschossen.

Diese und noch mehr für Genthin hochinteressante geschichtliche Details aus dieser Zeit haben die Freunde der Historienwanderer aus Berlin und Brandenburg um Stefan Hückler wieder quellenbelegbar ausgegraben. Nicht nur für Genthin, sondern für viele in diesem Marsch wichtige Orte, über die sich Hohenlohes Truppen damals nach Prenzlau zurückgezogen haben.

Irgendwann bei dieser Forschungsarbeit wurde die Idee geboren, diesen und andere militärische Wege aus dem Jahr 1806 als Historienwanderweg für alle an solcherart lokaler Geschichte Interessierten nacherlebbar zu machen. In Buchform ist der „Historienwanderführer 1806“, Band I, „Der Marsch der Preußen unter Hohenlohe nach Prenzlau“ gerade frisch gedruckt fertig geworden und nun lieferbar.

„Praktisch“, so Stefan Hückler gegenüber der Volksstimme, „sind wir jetzt wie gerade in Jerichow gegenüber der Gaststätte Heinemann und hier in Genthin am einstigen Gasthof ‚Zum goldenen Stern‘ dabei, Informationstafeln zu den jeweiligen Ereignissen anzubringen“. Bisher sind entlang des Marschweges 16 solcher Tafeln, sieben Kreuze und Gedenksteine an Orten, an denen Soldaten damals gefallen sind, angebracht und aufgestellt worden.

„Eigentlich“, so Stefan Hückler, „sollte es auch ein offizieller Fahrradwanderweg werden“. Daran aber seien derart viele Bedingungen geknüpft, dass die Idee, diesen Titel anzustreben, wieder aufgegeben wurde. Gleichwohl, so die Hobbyhistoriker Hückler aus Berlin und Thomas Knöffel aus Cottbus, seien der Weg von Magdeburg über Burg, Genthin, Rathenow, Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Lüchen bis Prenzlau beziehungsweise seine Abschnitte gut mit dem Fahrrad zu bewältigen.

Bei einem Abstecher ins Kreismuseum zu Antonia Beran wurden am Dienstag mit Marina Conradi vom Festkommitee 850 Jahre Genthin erste Gespräche darüber geführt, wie die Historienwanderer in das Festprogramm eingebunden werden könnten. Hückler will 2021 mit einer historischen Formation kommen, die im Volkspark ihr Biwak aufschlägt. Nicht mal Strom müsste für sie organsiert werden, denn den hatten die Truppen 1806 ja auch nicht. Der Historienwanderführer, Band I, ist zum Preis von 22 Euro plus Versandkosten per E-Mail an info@historienwanderer.de beziehbar.