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Gesundheit Finale für Genthiner Krankenhaus

Das Genthiner Johanniter-Krankenhaus wird Ende des Jahres dicht machen.

Von Simone Pötschke 01.06.2017, 15:20

Genthin l Für die knapp 60 Mitarbeiter des Johanniter-Krankenhauses ist es nach Turbulenzen der Vergangenheit zur Gewissheit geworden: Mit dem Jahr 2018 wird es kein Genthiner Krankenhaus mehr in der Krankenhauslandschaft geben.

Geschäftsführer Franz Caesar, Geschäftsführer Dr. Martin Windmann, Prof. Dr. Ullrich Nellessen, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Stendal-Genthin, und Curt von Goßler, Vorsitzender des Johanniter Kuratoriums, informierten zunächst die Mitarbeiter, bevor sie mit der Entscheidung in die Öffentlichkeit gingen.

„Wir sind nicht mehr in der Lage, den Krankenhausbetrieb aufrecht zu erhalten“, verkündete Geschäftsführer Franz Caesar. Er gab an, dass der Standort Genthin jährlich ein Defizit von bis zu einer Million Euro einfahre.

Wenn die Geschäftsleitung dem weiter untätig zusehe, gefährde sie auch den Standort Stendal, so Caesar. Bisher konnte dieser Standort die Verluste des Krankenhauses Genthin kompensieren.

Die Geschäftsleitung machte für die Schließung die Tatsache verantwortlich, dass das Einzugsgebiet Genthin zu klein für eine ausreichende Patientenzahl sei. Aufgrund der geringen Inanspruchnahme sei es immer schwieriger geworden, ausreichend Ärzte für das Haus zu gewinnen und auch zu halten.

Eine qualitativ hochwertige Medizin könne so nicht mehr gewährleistet werden. Sollte die Patientenzahl weiter sinken, könnte das Genthiner Krankenhaus möglicherweise noch früher geschlossen werden, hieß es. Derzeit sei das 60-Betten-Krankenhaus, ein Krankenhaus der Grundversorgung, mit 14 Patienten belegt.

Prof. Ullrich Nellessen betonte auf der Pressekonferenz, dass Krankenhäuser der Genthiner Größenordnung in einem so geringen Einzugsgebiet politisch nicht gewollt seien. „Wir haben lange dagegen gesteuert. Auf Dauer konnten wir uns aber dem Druck nicht beugen.“ Wie es mit dem Krankenhausareal nach der Schließung weitergeht, ist derzeit völlig offen.

Aller Optimismus, den Standort auch in einer anderen Form zu erhalten, ist mittlerweile verflogen. Auch das jüngste Vorhaben, das Krankenhaus in ein modernes Gesundheitszentrum mit Pflegeeinrichtungen und ambulanten medizinischen Angeboten umzuwandeln, scheiterte bei den Verhandlungen mit dem Sozialministerium, der AOK und der Kassenärztlichen Vereinbarung.

Auch Curt von Goßler sprach davon, dass den Johannitern die Schließung des Krankenhauses sehr schwerfalle. „Wir haben als ein gemeinnütziger Orden einiges versucht, mussten aber einsehen, dass wir uns nicht gegen Entwicklungen stemmen können.“

Von Goßler stellte in Aussicht, dass die Johanniter eine andere Nutzung der Immobilie durch soziale Einrichtungen prüfen werden.

„Wir werden der Stadt Genthin auf keinen Fall eine Brache hinterlassen“, sagte von Goßler. Er räumte allerdings auch ein, dass eine Nachnutzung unter den gegenwärtigen Bedingungen „sehr schwierig“ zu regeln sei.

Am Nachmittag reagierten die Bürgermeister der Einheitsgemeinden Genthin, Thomas Barz, Elbe-Parey, Nicole Golz, und Jerichow, Harald Bothe, sowie der Landrat des Jerichower Landes, Dr. Steffen Burchhardt, auf den Schließungsentschluss der Johanniter. Von Entsetzen und Bestürzung war die Rede.

Jahrelange Bemühungen um den Erhalt des Krankenhauses seien somit ergebnislos geblieben. Die bereits im Jahr 2004 beschlossene Schließung sei nicht abgewendet worden.

In der Erklärung heißt es: „Uns persönlich bedrückt zutiefst, dass wir in diesem Land für die aberwitzigsten Projekte Geld haben, aber für eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Versorgung mit Ärzten und Krankenhäusern nicht genügend Mittel vorhanden sind.“

Gemeinsam mit den Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten wollen sich die Unterzeichner der Erklärung erneut an das Land wenden und es auffordern, die Schließung nicht geschehen zu lassen. Sie habe weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung der gesamten Region.

Laut Krankenhausplan des Landes Sachsen-Anhalt sollte der Genthiner Standort des Johanniter-Krankenhauses nach Fertigstellung des Erweiterungsbaues in Stendal 2019 geschlossen werden.