1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Gräben werden zu Mülltonnen

Gewässersauberkeit Gräben werden zu Mülltonnen

In Genthin ist die Sauberkeit des Mühlgrabens und des Fließgrabens nicht in den Griff zu bekommen.

Von Simone Pötschke 12.09.2018, 01:01

Genthin l Seit drei Monaten bietet der Mühlgraben, der sich durch Genthin schlängelt, ein Bild des Jammers. Die spärlichen Niederschläge der vergangenen Wochen haben das permanente Wasser-Defizit nicht ausgleichen können. Dicker Schlamm überzieht den Gewässergrund und gibt damit den Blick frei auf den Unrat, der sonst größtenteils unter der Gewässeroberfläche verborgen bleibt.

Das sensibilisiert. So kommentierte am Sonnabend ein Leser auf der Facebookseite der Volksstimme: „Am besten, mal in Genthin hinter den Mühlgraben schauen, dort halten Firmenwagen an und entladen Rohstoffe!“.

Dass die Gewässer in der Stadt mehr und mehr einer Müllkippe gleichen, gehört zu den bitteren Erfahrungen, die Lothar Koch, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Stremme-Fiener Bruch, und seine Mitarbeiter fast täglich machen müssen. Das Schlimme dabei: Die Verursacher bleiben immer anonym. Das trifft auch für die Mitarbeiter jener vermeintlichen Firma zu, die am Sonnabend am Mühlgraben ihr Unwesen getrieben haben sollen. Lothar Koch konnte den Vorgang nicht bestätigen.

Was bleibt, ist die alte Erkenntnis: Illegal entsorgte Gegenstände haben in den innerstädtischen Gewässern Genthins nach wie vor Hochsaison.

„Wir haben hier schon die kuriosesten Sachen erlebt“, weiß der Geschäftsführer zu berichten. Da entsorgten Diebe klammheimlich einen aufgebrochenen Zigarettenautomaten im Mühlgraben. Als er geborgen wurde, spuckte der Automat noch elf Euro aus, die die Langfinger in der Eile übersehen hatten.

Es waren auch Diebe, die nach einem Kabelklau die komplette Kabelummantelung, nachdem sie den Kupferstrang herausgezogen hatten, in den Mühlgraben kippten. „Wir haben eine Lkw-Ladung aus dem Gewässer fischen müssen“, erinnert sich Lothar Koch. Gegenwärtig sind ihm aber die vielen kleinen und großen Gegenstände, die als Gewässer-Müll an der Tagesordnung sind. „Alles, was man sich denken kann“, erspart sich Koch eine lange Aufzählung. „Jeder, der an den Gräben vorbeikommt, wirft irgendetwas hinein“. Es seien nicht immer Kinder, die alles Mögliche in den Gräben hinterlassen, ist Koch überzeugt. Kinder würden an den Gräben spielen und vielleicht auch mit Steinen werfen, aber „Hochkarätiges“ wie Flaschen, Töpfe, Einkaufstaschen oder gingen wohl nicht auf ihr Konto.

Hochkonjunktur habe derzeit Grünschnitt, der zunächst an den Böschungen abgelagert wird und schließlich im Gewässerbett landet.

Die Genthiner Gräben müllfrei zu halten, lässt Koch durchblicken, sei ein fast aussichtsloses Unterfangen.

Zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst, ist im Zuständigkeitsbereich des Unterhaltungsverbandes Stremme-Fiener Bruch großes Aufräumen angesagt. Am Fließgraben kann Technik zum Einsatz kommen, am Mühlgraben ist Handarbeit nötig, um den Unrat herauszufischen. Der Mühlgraben muss auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern manuell gesäubert werden. Der gesammelte Unrat wird an der Grabenkante abgelegt und dann vom städtischen Bauhof abgefahren und entsorgt. Als Unterhaltungsverband, erklärt Lothar Koch, sind wir per Gesetz nur für die Entnahme des Mülls verantwortlich, für die Kosten der Entmüllung kommt der Eigentümer des Gewässers, in diesem Fall das Land Sachsen-Anhalt und damit wieder der Steuerzahler, auf.

Die Kosten für die jährlichen Aufräumaktionen allein für den Mühlgraben belaufen sich auf 20.000 Euro.