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Gnadenhochzeit 70 bewegte gemeinsame Jahre

Das ganz besondere Fest der Gnadenhochzeit konnten Angela und Willi Walsleben aus Genthin feiern.

Von Mike Fleske 07.09.2017, 06:00

Genthin l Eine Gratulation zum 70. Hochzeitstag ist auch für einen stellvertretenden Landrat ein besonderes Ereignis. „Ich gratuliere Ihnen deshalb heute besonders herzlich“, sagte Bernhard Braun, der gleichzeitig die Glückwünsche des Landrates und des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff überbrachte. Alexandra Adel, Fachbereichleiterin der Stadtverwaltung, kam in Vertretung des Bürgermeisters und hatte süße Grüße in Form von Pralinen für das Jubiläumspaar dabei. „Das dürfen sie sich gönnen“, meinte sie.

Kennengelernt hatte sich das Paar 1946 beim Tanzen im Lindenhof. Der Ur-Genthiner Willi Walsleben war gerade aus der Gefangenschaft in seine Heimat zurückgekehrt. „Ich bin das erste Mal wieder ausgegangen, da traf ich ein schönes Mädchen und habe gedacht, dass könnte was werden“, berichtet der heute 97-Jährige.

Angela Walsleben hatte es nach einer dramatischen Flucht aus Ostpreußen quer durch die zerbombten Städte Deutschlands nach Genthin verschlagen. „Hier lebte mein Onkel als Geschäftsmann, der die Familie zusammen holte.“ Schnell wusste sie, Willi war ihre große Liebe.

Das Paar richtete sich in Genthin schnell ein. 1947 wurde geheiratet, 1959 zogen die Eheleute in die Wohnung, in der sie noch heute leben. „Da mussten wir damals schippen“, erzählt Willi Walsleben. 500 Arbeitsstunden habe er für den Aufbau des Wohnhauses geleistet und dafür durfte die Familie dort einziehen. Die Eheleute bauten sich einen großen Freundeskreis auf und wurde zu bekannten Gesichtern in der Kanalstadt.

Angela Walsleben war 35 Jahre als Verkaufsstellenleiterin der Spowa (Sport- und Wanderartikel) in Genthin tätig. „Das war erst ein ganz kleiner Laden zwischen der Kleinen Marktstraße und Mühlenstraße, später sind wir umgezogen und das Geschäft wurde auf zwei Etagen ausgebaut“, erzählt Angela Walsleben.

Willi Walsleben war der Mann mit der roten Mütze. Er arbeitete lange Jahre als Fahrdienstleiteraufsicht im Genthiner Bahnhof. „Das war nicht immer ganz leicht, wenn man an Silvester um 22 Uhr im Dienst sein musste“, sagt er heute. Dennoch seien es gute Jahre gewesen. Zumal die Eisenbahnerfamilie auch einen Garten am Schwarzen Weg betreuen durfte. „Obstbäume hatten wir da sehr viele“, erinnert sich Willi Walsleben.

Auch die Familie wuchs mit den Jahren. Zwei Kinder, fünf Enkel und zwei Urenkel gehören zu ihr. Ein Sohn ist allerdings leider schon verstorben. „Wir hatten viele schöne Jahre“, findet das Paar. Ihr Rezept für die lange Ehe sei der gemeinsame Werdegang gewesen.

„Wir haben uns unser Leben Stück für Stück gemeinsam aufgebaut, das schweißt zusammen“, meint Angela Walsleben. Das sie noch weitestegehend selbstständig wohnen können, sei ein großes Geschenk. Im Haushalt gehen Sohn und Schwiegertochter zur Hand, besorgen die Einkäufe. „Auch wenn das Laufen nicht mehr so gut geht, im Kopf sind wir noch fit“, bekräftigt das Jubelpaar. Täglich werde das Volksstimme-Rätsel gelöst, am Wochenende auch das ganz große. „Wir wissen viel, was wir nicht wissen , schlagen wir im Lexikon nach.“

Früher sei die Familie auch viel gereist. „27 Jahre waren wir Camper an der Ostsee.“ Da musste oft der robuste Trabi als Transportmittel herhalten. Auch Reisen nach Rumänien und in die damalige UdSSR gehörten dazu. „Zu unserer Silberhochzeit waren wir in Moskau und wollten am Abend noch etwas trinken“, erinnert sich Willi Walsleben.

Keinen Alkohol nach 22 Uhr, habe die Hotelangestellte gesagt. „Da haben wir mit Mineralwasser angestoßen“, lachen die Eheleute noch heute. Die Familie wird zur Feier des 70. Hochzeitstages noch zusammenkommen. „Das wird eine ganz große Runde“, verspricht das Paar und auch: „In fünf Jahren sehen wir uns wieder.“