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Grünpflege Grün wächst Bauhof „über den Kopf“

Erneut Kritik an den Pflegearbeiten in Genthiner Ortsteilen in der Sitzung des Bau- und Vergabeausschusses

Von Simone Pötschke 02.08.2017, 01:01

Genthin l Wie gegenwärtig die Pflegearbeiten in Gladau und Dretzel gehandhabt würden, sei nicht in Ordnung, warf Gladaus Ortsbürgermeister und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat, Klaus Voth, im Verlaufe der Beratung unter der Rubrik Anfragen ein. Er werde immer wieder von Einheimischen daraufhin angesprochen. Voth plädierte deshalb dafür, dass zukünftig die Grünschnittarbeiten konsequent mit Beginn der Vegetation durchgeführt werden sollten. Das sei gegenwärtig nicht der Fall. „Wenigstens der Friedhof sollte hergerichtet werden“, sagte Voth.

Rüdiger Feuerherdt, Ortsbürgermeister von Mützel, warf daraufhin ein, dass Bürgermeister Thomas Barz auf ähnliche Beschwerden aus Schopsdorf, die über den Sachsen-Anhalt-Melder geäußert wurden, bereits eine Presseerklärung abgegeben habe. Barz hatte darin die momentane Urlaubszeit und einige Krankheitsfälle als Gründe angegeben, die die Arbeiten des Bauhofes gegenwärtig verzögern lassen würden. Er verwies außerdem darauf, dass Bauhof-Mitarbeiter gegenwärtig bereits zehn Stunden am Tag im Einsatz seien.

Klaus Voth wollte Krankheiten als eine Begründung jedoch nicht gelten lassen. „Krankschreibungen hat es schon vor Jahren gegeben, auf den gegenwärtigen Zustand muss unbedingt reagiert werden“, entgegnete Voth auf den Einwurf von Rüdiger Feuerherdt. Franz Schuster feuerte die Diskussion an, als er anfügte, dass auch in Paplitz nicht alles optimal bei der Pflege der Grünflächen liefe. Beispielsweise auf dem Weg an der alten Feuerwehr wachse das Unkraut mittlerweile 40 bis 60 Zentimeter hoch. Auch seien manche gepflasterte kommunale Wege als solche nicht mehr erkennbar.

„Wir haben die Grünfläche schon mal besser im Griff gehabt“, sagte Franz Schuster. Der ehemalige Ortsvorsteher des Fienerdorfes machte daraufhin eine Rechnung auf. „Wenn der Bürger sieht, dass auf den kommunalen Flächen nichts geschieht, werde er darauf regieren und sein Grundstück vernachlässigen. Ganz nach dem Motto „Wenn die (die Stadt) nichts tut, tue ich auch nichts“. So werde letztlich das ganz Dorfbild darunter leiden.

Klaus Voth regte an, die Technik des Bauhofes wieder ortsnäher, das wäre für Gladau in Tucheim, zu stationieren. So würden Wege kürzer. Er sprach sich damit dafür aus, den Bauhof wieder zu dezentralisieren. Voth betonte ausdrücklich, dass seine Kritik dem Zustand der öffentlichen Flächen gilt, nicht aber der Arbeit der Bauhof-Mitarbeiter.

Im Mittelpunkt der Zentralisierung des Bauhofes im Herbst vergangenen Jahres stand die Organisation und die Erfassung der Technik. Überall, wo der Bauhof einzeln stationiert war, in Parchen, Tucheim und Schopsdorf, entstanden - so die Überlegung der Verwaltung - Betriebskosten. Die Verwaltung rechnete mit der Zentralisierung eine Einsparung von Werkstattkosten in einer Höhe von 35.000 pro Jahr vor.

Der zentrale Bauhof, reagierte der Bürgermeister auf eine Volksstimme-Anfrage am Dienstag, habe sich bisher bewährt. Im Bereich der Technik seien die erhofften Einsparungen erzielt worden. „Natürlich sind wir noch dabei, ein paar Dinge zu synchronisieren.“ Ein Hauptziel sei es aber auch, so Barz, dass alle Mitarbeiter breiter aufgestellt seien. Ausfälle könnten so besser kompensiert werden. Barz: „Ich gehe fest davon aus, ohne diese Struktur würden insbesondere die Fienerdörfer nicht mehr in einem vernünftigen Zustand sein“.

Thomas Barz bestätigte, dass die Kritik aus Gladau, Paplitz und Schopsdorf bezüglich der Grünflächen-Pflege nicht neu sei. Vor der Einrichtung des zentralen Bauhofs kamen in diesem Bereich (Schopsdorf, Paplitz, Tucheim und Gladau) drei Mitarbeiter zum Einsatz, die teilweise durch die in Parchen eingesetzten Mitarbeiter unterstützt wurden.

Von diesen drei Mitarbeitern, führt Barz aus, sind zwei längerfristig erkrankt. Ein Mitarbeiter bereits seit Ende letzten Jahres. Der weitere Mitarbeiter ist im dreiwöchigen Jahresurlaub. Insoweit hielten die Genthiner Kollegen aktuell alles aufrecht. Würde man dem Vorschlag einigen Ausschussmitgliedern folgen, wer soll dann die Arbeit vor Ort erledigen?, stellte Barz rhetorisch in den Raum.

Der Bauhof, darauf verwies der Bürgermeister erneut, habe momentan bei insgesamt 14 Mitarbeitern drei längerfristig erkrankte Mitarbeiter. Aufgrund der Ferienzeit sind weitere drei Mitarbeiter im Jahresurlaub. Mit Blick auf die prekäre Haushaltssituation der Stadt und der aktuellen Haushaltssperre sei es nicht möglich, Krankheitsvertreter einzustellen bzw. externe Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Seit dem 1. August sei ein zusätzlicher Mitarbeiter im Bauhof eingestellt. Die Stadt Genthin dürfe nicht mehr als 15 Mitarbeiter im Bauhof als Kommune in Konsolidierung haben.

Aus der Sicht von Bürgermeister Barz sei es bedauerlich, dass die Arbeit der Mitarbeiter des Bauhofes immer wieder öffentlich kritisiert werde und „es dann auch in die Zeitung schafft, ob irgendwo das Gras höher steht oder ein Papierkorb nicht geleert wurde.“