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Handel Das sagen Händler zum Genthiner Wochenmarkt

Seit einem Jahr betreibt die Stadt Genthin den Wochenmarkt. Mit ruhiger Hand, aber nicht kritiklos.

Von Simone Pötschke 13.10.2018, 01:01

Genthin l Freitagvormittag. Warteschlangen drängen sich vor allem an den Ständen, wo frische Lebensmittel verkauft werden. Das schöne Wetter lockt die Genthiner zu einem Einkauf unter freiem Himmel. Die Händler dürfen heute auf ein gutes Geschäft hoffen.

Längst sind die Aufgeregtheiten des vergangenen Jahres verflogen, als nach endlosen Querelen mit dem alten Marktbetreiber zum 3. November die Stadt den Markt übernahm. Seitdem kommt die Stadt für Strom- und Personalkosten auf.

„Ich glaube, wir haben den Übergang ganz gut gemeistert“, sagt Fachbereichsleiterin Alexandra Adel, die den Wechsel federführend begleitet hat. Die Zahl der Händler, die hier dienstags und freitags vor Ort sind, sei in etwa konstant geblieben. Das Angebot um weitere Händler zu erweitern, sei allerdings sehr schwer.

Es gab Beschwerden, dass die Händler freitags schon gegen 14 Uhr die Stände dicht gemacht hätten, räumt die Fachbereichsleiterin ein. Allerdings wirbt sie um Verständnis. „Wir hatten in den vergangenen Wochen Temperaturen über 30 Grad. Irgendwann stößt auch die beste Kühlung für Lebensmittel an ihre Grenzen.“

Anders als zu Zeiten des alten Marktbetreibers blieb die Zusammenarbeit zwischen den Händlern mit der Stadt in den vergangenen knapp zwölf Monaten jedoch ohne öffentlich ausgetragene Reibereien.

„Es läuft so“, meint Roland Stobbe eher zurückhaltend, mit seiner Feldküche seit Jahren eine feste Größe auf dem Markt. „Die Zeiten vor der baulichen Umgestaltung des Marktes waren für uns die besten. Immer mehr Geschäfte ziehen auf die grüne Wiese, das schadet uns. Da macht Genthin leider keine Ausnahme“, geht Blumenhändler Eugen Kaut einer Bewertung der Zusammenarbeit mit der Stadt aus dem Wege.

Carsten Pietrzak von der Landfleischerei Ferchland gibt hingegen eine klare Ansage. Licht und Schatten machen sein Resümee aus. Die Gebühren, die die Stadt gegenüber den Händlern erhebt, seien „absolut fair und im Vergleich zu anderen Städten sehr moderat“. Händler können einen Dauerstandplatz (zwischen drei und zwölf Monaten) für 2,50 Euro pro laufenden Meter plus Strom mieten. Daneben gibt es die Möglichkeit, einen Tagesstandplatz für 3,50 Euro zu mieten.

Bedauerlich sei aus der Sicht Pietrzaks, dass von den vielen Vorschlägen der Händler, den Markt anders anzuordnen, nichts umgesetzt worden sei. Offensichtlich, mutmaßt der Fleischermeister, fühlt sich dafür keiner verantwortlich. Die Händler hatten beispielsweise angeregt, die Marktstände auf zwei Reihen unmittelbar vor das Rathaus zu konzentrieren und nicht wie jetzt bis in Höhe Volksbank auseinander zu ziehen. Es sei auch nichts aus dem Vorschlag geworden, dass für die Dauer des Marktes die Stadt zusätzliche Bänke und Stühle aufstellt. „Manch Kunde würde sicherlich bei einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen etwas länger auf dem Markt verweilen“, ist sich Carsten Pietrzak sicher.

Für den Frischemarkt, der einmal im Monat an einem Sonnabend stattfinden sollte, lief es im vergangenen Jahr allerdings alles andere als gut. Das musste Alexandra Adel auf Nachfrage im Wirtschafts- und Umweltausschuss einräumen. Dabei hatte sich gerade der Stadtrat, als der Betreiberwechsel bevorstand, ausdrücklich dafür stark gemacht. Die Resonanz der Händler, sich an dem Frischemarkt zu beteiligen, war dürftig. Die, die dennoch kamen, beklagten einen schlechten Umsatz. Andere Sonnabend-Märkte in der Region seien fest etabliert, da sei es schwer, Händler für Genthin zu gewinnen, meinte die Fachbereichsleiterin. Händler Ronald Stobbe bricht das auf eine einfache Wahrheit hinunter: „Wenn in Genthin nichts los ist, verdiene ich auch nichts, da gibt es für mich lukrativere Sonnabend-Märkte“.

Die Stadt hatte 95 mobile Händler angeschrieben und um den Frischemarkt geworben. Rückantworten seien nur schleppend eingegangen. Dennoch wolle man in der nächsten Saison den Frischemarkt „im Auge behalten“, musste die Fachereichsleiterin die Ausschussmitglieder auf das nächste Jahr vertrösten.