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Hobbykunst Das Bild entsteht beim Malen

Im Juni ging die Genthiner Ausstellung zum Schaffen von Edith Danner zu Ende. Mit „Mohnblumen“ meldet sie sich nun zurück.

Von Kristin Schulze 05.08.2017, 01:01

Mützel l Was macht man, wenn man gerade eine Ausstellung mit 90 Bildern gestemmt hat? Edith Danner malt. Aktuell an einer Landschaft mit Mohnblumen. „Im Urlaub war ich aber auch, eine Kreuzfahrt mit meiner Tochter, herrlich“, erzählt die 70-Jährige während sie die letzten Pinselstriche an den roten Blumen tätigt.

Zu Danners rundem Geburtstag wurde ihr Schaffen unter dem Titel „Vom Gedanken zum Bild“ im Genthiner Museum gewürdigt. „Für mich eine große Ehre, aber eine kleine Auszeit brauchte ich danach einfach“, gibt sie zu. Die Pause hat ihr offensichtlich gut getan, inzwischen ist sie zu Pinsel und Leinwand zurückgekehrt, die „Mohnblumen“, eine Auftragsarbeit, die im September fertig werden soll, stehen kurz vor der Vollendung.

Rund 130 Bilder hat Edith Danner bisher angefertigt. Eine erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass sie erst kurz vor dem Ruhestand zum Malen gekommen ist. „Ich habe damals für den Kunstverein gearbeitet“, erinnert sie sich an die Anfänge. 2005 war das und durch das Anschauen von Kunst und das Reden über sie hätte sie eben Lust bekommen, sich auszuprobieren. Danner ist keine Frau für halbe Sachen, sie belegte Kurse bei Walburg Spitzenberg, trat der Gruppe „Regenbogen“ um Ulrike Schmieder bei und erweiterte ihr künstlerisches Repertoire Jahr um Jahr.

Zum Beispiel in der Sommerschule Wust bei Gudrun Möckelmann, in Kursen von Christian Grams oder unter Anleitung des Heilbronners Martin Thomas. Sie malt, wie sie spricht: Erfrischend, begeisternd und viel. Aus den unterschiedlichsten Einflüssen formt sie ihren eigenen Stil. Nach dem Motto „Das Bild entsteht beim Malen“ hält sie sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf und bringt so Landschaften, Porträts, vor allem aber Collagen und Abstraktes aufs Papier.

Typisch Danner ist das Spiel mit Materialien, kräftige Farben und ein Schuss Eigensinn. „Wenn mir ein Rahmen gefällt, male ich schon mal ein Bild, nur damit es dazu passt.“

So ist ein Besuch in der oberen Etage ihres Hauses ein vielseitiges Erlebnis. Sofort ins Auge fällt ein knallbuntes Bild. „Das Farbzusammenspiel fand ich unwahrscheinlich irre“, sagt sie, lächelt und zeigt im selben Atemzug auf drei Leinwände, die in schwarz-weiß gehalten sind und deutlich machen, dass sie auch puristisch kann. Ob ein Bild fertig ist, entscheidet sie aus dem Bauch heraus. „Bei mir passiert viel intuitiv.“

Edith Danner malt bei schönem Wetter gern draußen auf der Terrasse, meistens findet man sie aber hier oben in der Wohnung von Tochter Madlen. „Wenn sie und ihr Mann zu Besuch kommen, wandern die Bilder in den Keller“, erzählt die Künstlerin. Schwiegersohn und Ehemann haben eigens dafür einen Hobbyraum, der vor Feuchtigkeit geschützt ist, eingerichtet.

Danners Bilder finden sich längst nicht mehr nur im eigenen Haus. Etliche hat sie bereits verkauft, wobei das Erste in bleibender Erinnerung geblieben ist. „Die Lady mit Hut“ wechselte nach einer Ausstellung in Haldensleben den Besitzer. „Da habe ich schon einen Hüpfer gemacht. Wenn dein Bild so gefällt, dass es gekauft wird, ist das schon eine besondere Anerkennung.“

Anerkennung findet sie mittlerweile auch in der hiesigen Kunstszene. „Wenn Erhard Holley meine Collage lobt, ist das für mich ein schönes Lob“, erzählt sie, während sie auf eine ihrer abstrakten Arbeiten zeigt. Auch das Urteil der Jerichowerin Luise Winkelmann bedeutet ihr viel. Wichtigster Kritiker ist und bleibt aber Ehemann Peter. Dessen Urteil ist grundsätzlich gnadenlos ehrlich. Zum Beispiel wenn er über ihren Zaunkönig sagt, dass er aussehe wie eine Krähe. „An Kritik wächst man“, sagt Edith Danner pragmatisch und malt eben einen neuen Vogel.