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Hochzeitstag Der perfekte Tag zum Heiraten

Der 18. 8. 2018 ist ein Schnappszahldatum, wie es im Buche steht - und Paare lieben solche Daten.

Von Amelie Herm 19.08.2018, 05:00

Genthin/Burg l Die Vorbereitungen für ihre Trauung laufen für Sandy Niemann und ihren Verlobten Hardy Lemmer aus Möser derzeit auf Hochtouren. Das Paar feiert am kommenden Sonnabend Hochzeit. Seit sechs Jahren sind die beiden zusammen, sie kennen sich aber schon seit 17 Jahren. Nun sollen endlich die Hochzeitsglocken läuten.

Dass es gerade der Sonnabend ist, hat das Paar bewusst entschieden. Der 18. 8. 2018 sei einfach ein besonderes Datum, das man nicht vergessen werde, erzählt Sandy Niemann. Eine tiefere Bedeutung hat das Datum für die beiden darüber hinaus nicht. Aber ungeahnte Schwierigkeiten brachte die Wahl mit sich.

Denn den 18. 8. 2018 halten noch mehr Paare im Jerichower Land offenbar für den perfekten Tag, um sich das Ja-Wort zu geben. Die Standesämter im Landkreis erleben am Wochenende jedenfalls einen Boom. Allein im gemeinsamen Standesamt der Gemeinden Möser und Biederitz gehen vier Paare den Bund fürs Leben ein. Eine Trauung findet im Möseraner Standesamt statt, die anderen im Pietzpuhler. Auch Sandy Niemann und Hardy Lemmer haben sich für dieses Trauzimmer entschieden.

Dass die Hochzeit am Wunschtag im Wunschstandesamt tatsächlich stattfindet, war für Sandy Niemann und Hardy Lemmer mit großen Glück verbunden. Denn der Terminkalender der Standesbeamten ist voll. „Vier Trauungen sind schon recht viele. Wir hatten sogar noch mehr Anfragen, die wir aus Personalgründen aber leider nicht alle annehmen konnten“, sagt Christel Krawzoff, Leiterin des Standesamtes.

Dass der große Tag jetzt so nahe rückt, kann Braut Sandy Niemann noch gar nicht recht fassen: „Den Antrag bekam ich letztes Jahr am 23. Juli. Mein Verlobter hatte eine Poolparty organisiert, von der ich nichts wusste. Auf dieser Party hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte“, erinnert sie sich. Seitdem war das Paar mit der Organisation der großen Feier beschäftigt. Besonders die Suche nach einer Location hat beiden lange Kopfzerbrechen bereitet. Zwei Absagen bekamen die beiden, bis endlich der Landgasthof in Möser zusagte. Das Datum ist einfach zu beliebt.

Auch in anderen Gemeinden im Jerichower Land zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. In Burg werden am Sonnabend drei Trauungen stattfinden. Am 8. August – dem vorangegangenen Schnapszahl-Datum – waren es sogar vier, obwohl dieser Tag ein Mittwoch war.

Eines dieser drei Hochzeitspaare sind Juliane Heinrich und ihr Verlobter Phillip Böttge aus Burg. Seit dem 25. Mai 2015 sind die 28-Jährige und ihr 21-jähriger Freund bereits ein Paar. Kennengelernt hatten sie sich über gemeinsame Freunde. Am 2. September 2016 stellte Phillip Böttge seiner Freundin dann die Frage aller Fragen.

Eigentlich wollten sie schon im vorigen Jahr heiraten. Doch es kam etwas dazwischen: Die Geburt der gemeinsamen Tochter Leni Janine am 10. Mai. Das Paar verschob die Hochzeit um ein Jahr und entschied sich ebenfalls ganz bewusst für den 18. 8. 2018. „Es ist einfach ein besonderes Datum. Als der Entschluss schon gefallen war, fiel uns zudem auf, dass der 18.8.18 auch gut zum 25.5.15 passt. An diesem Tag sind wir zusammen gekommen“, erzählt die Braut.

Nicht nur in Burg, Möser und Biederitz läuten die Hochzeitsglocken beinah non-stop. Auch in Jerichow heiraten am Sonnabend vier Paare, sagt Standesbeamtin Anja Schünicke. An normalen Sonnabenden seien es sonst maximal drei. Für mehr als vier Paare reichen auch hier die Personalkapazitäten nicht, erklärt sie.

Auch in Möckern geben sich am 18. August 2018 drei Paare das Ja-Wort. Auf solch eine Anzahl komme man auch gelegentlich an normalen Sonnabenden, es seien aber schon recht viele, sagte eine Standesbeamtin.

Absolute Spitzenreiter in Sachen Trauungen sind aber die Gemeinden Gommern und Genthin. In beiden Standesämtern werden am Sonnabend jeweils sechs Paare den Bund fürs Leben eingehen. „An normalen Sonnabenden haben wir maximal zwei bis drei Trauungen. Sechs sind wirklich sehr viele“, sagt eine Standesbeamtin aus Genthin.

Auch in Gommern ist ähnlich viel los. Für die sechs Trauungen stehen am Wochenende nur zwei Beamte zur Verfügung, sagt Standesbeamtin Marion Neumann. Die dürften alle Hände voll zu tun haben. Auch hier finden normalerweise zwei bis drei Trauungen an Sonnabenden statt. Bereits am 1. und 8. August sei die Zahl aber deutlich gestiegen, erinnert sich Neumann. Sie hat sogar schon für den 19. 9. 2019 eine Anfrage bekommen.

Nur die Gemeinde Elbe-Parey fällt komplett aus der Reihe. Der 18.8.18 hat dort offenbar keine Bedeutung. Dort wird am Sonnabend kein Hochzeitspaar getraut, erklärt Standesbeamtin Anja Hoszbach.

„Wir haben für diesen Tag zwar zwei Anfragen bekommen, beide Paare haben uns im Voraus aber wieder abgesagt.“ Das sei für so ein besonderes Datum aber schon sehr ungewöhnlich.

Laut einer Studie der Universität Melbourne ist es tatsächlich gar nicht unbedingt ratsam, sich für ein bedeutsames Datum zu entscheiden. Die Wissenschaftler hatten Ehe- und Scheidungsregister aus den Niederlanden über einen Zeitraum von 14 Jahren ausgewertet.

Das Ergebnis: Ehen, die an einem bedeutsamen Datum wie dem Jahrestag oder einem Schnappszahl-Datum geschlossen werden, haben eine Scheidungswahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent. Bei Ehen mit zufälligem Hochzeitsdatum liegt dieser Wert bei gerade einmal 14 Prozent. Noch höher ist nur die Scheidungsrate jener Ehen, die am Valentinstag geschlossen werden: Sie liegt bei 41 Prozent.

Doch für die Sonnabend-Brautpaare aus dem Landkreis besteht deshalb noch lange kein Grund zur Sorge: Die Wissenschaftler sehen die Gründe für die hohe Rate besonders darin, dass Paare nur um des Heiratens willen den Bund fürs Leben eingehen und deshalb so viel Wert auf ein besonderes Datum legen. Wer sich allerdings aus Liebe das Ja-Wort gibt und sich einfach für das Datum entschieden hat, weil es einprägsam ist, hat nicht mehr zu befürchten als andere Paare auch.

Am Ende ist das Datum schließlich auch nur eine Zahl - bei bedeutsamen Daten zudem eine, die besonders einprägsam ist. So sinkt zumindest die Wahrscheinlichkeit für Streit über vergessene Hochzeitstage.