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Hunde Eine tierische Therapiestunde

Tierischer Besuch im Genthiner Johanniterheim: Therapiehunde kamen mit Besitzerinnen Sandra und Ines Sommerey zur tiergestützten Therapie.

Von Kristin Schulze 01.02.2017, 07:04

Genthin l Tierische Begrüßungsrunde im Johanniterheim Genthin-Wald: Amy und Arek geben Pfötchen, die Bewohner streichen den vierbeinigen Gästen über den Rücken. „Wir kennen uns doch noch“, sagt eine ältere Dame zu Therapiehund Arek. Der hat allerdings für einen kurzen Moment nur die offene Küchentür im Sinn, schwupps ist er verschwunden, um kurz darauf mit einem geklauten Brötchen zurückzukehren. „Recht so“, finden gleich mehrere Bewohner. „Für die Arbeit hast du dir auch eine Belohnung verdient.“

Die Labradore Amy und Arek sind Therapiehunde und Hauptteil der tiergestützten Therapie, die Ines und Sandra Sommerey einmal im Monat im Johanniterheim Genthin-Wald anbieten.

Die Schnupperstunde im Oktober vergangenen Jahres war ein voller Erfolg, erzählt die Leiterin des begleitenden sozialen Dienstes Katharina Willging. Seitdem kommen die beiden Ergotherapeutinnen regelmäßig. Sinn der Sache sei es, Berührungsängste abzubauen. „Diese Dame zum Beispiel ist recht ängstlich“, erklärt Willging und zeigt auf eine Bewohnerin, die in diesem Moment so gar nicht ängstlich wirkt, sondern Arek ein Leckerli zusteckt.

Biografiearbeit ist ein weiterer Aspekt der tiergestützten Therapie. „Die meisten Bewohner hatten selbst einen Hund“, sagt Willging. Durch die Stunde mit den Labradoren kämen die Erinnerungen daran zurück. „Selbst wer keinen Hund besaß, Erfahrungen mit den Vierbeinern hat jeder“, ergänzt Sandra Sommerey. Sie ist ausgebildete Ergotherapeutin. Genauso wie Mutter Ines, in deren Praxis beide zusammen arbeiten.

„Zu uns kommen Menschen jeden Alters mit den unterschiedlichsten Problemen“, sagt Ines Sommerey. Ziel der Ergotherapie sei es immer, die größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen. „Wir behandeln zum Beispiel psychische und neurologische Störungen, aber auch Handverletzungen“, ergänzt Sandra Sommerey.

In der Praxis kommen auch die Therapiehunde zum Einsatz. „Wenn wir der Meinung sind, ein Hund kann etwas bewirken, holen wir ihn dazu. Bei Kindern funktioniert der tierische Assistent eigentlich immer“, sagt Ines Sommerey.

Labradore eignen sich besonders gut für solche Einsätze, denn sie sind ruhig und ausgeglichen, wollen gefallen, lernen schnell und sind sehr menschenbezogen. Wie aber wird aus einem Welpen ein vierbeiniger Therapeut? Sandra Sommerey zählt die Stationen auf: „Welpenschule, Junghundgruppe, Begleithundeprüfung, und ein Lehrgang zum Therapiebesuchshund. Alles in allem dauert das zwei Jahre.“ Die 30-Jährige bildete Arek mit Hilfe von Andreas Budick, Trainer an der Hundeschule Janosch in Plaue, aus. Der fünfjährige Rüde ist bereits geprüfter Therapiebesuchshund. „Azubine“ Amy ist auf dem Weg dorthin. „Sie hat noch Zeit, sie ist ja erst acht Monate alt.“

Die Arbeit mit den Senioren erledigt sie allerdings bereits wie ein Profi. Geduldig lassen die Hunde sich streicheln, euphorisch nehmen sie Leckerlis entgegen, die die Senioren an sie verfüttern dürfen. Zur allgemeinen Verwunderung fressen die Hunde mit Begeisterung kleine Möhrenstücke. „Die Leckerlis dürfen nicht dick machen, weil Labradore zur Fettleibigkeit neigen, darum die Möhren“, erklärt Sandra Sommerey. Als Gegenleistung für das Gemüse zeigen die Hunde Übungen wie Sitz, Platz und Slalomlaufen. Arek führt sogar einen kleinen Tanz vor. Die Senioren jedenfalls sind begeistert, am Ende der Sitzung blickt man in fröhliche Gesichter, etliche sind in Gespräche über Hunde vertieft. „Wir hatten einen ganz großen. Der bewachte den Hof“, sagt eine Bewohnerin. „Ich wurde mal gebissen, seitdem halte ich lieber Abstand“, erwidert eine andere.

Die beiden Hunde drehen mit ihren Frauchen noch eine Abschiedsrunde. Bewohner, die nicht in den Veranstaltungsraum kommen können, aber trotzdem gerne mitmachen möchten, werden jetzt noch auf ihren Zimmern besucht.

Danach haben sich Amy und Arek den Feierabend redlich verdient. Für beide Hunde geht es zum Toben und Laufen in den Wald und danach aufs heimische Grundstück, das sie sich mit einer Ziege, zwei Pferden und natürlich der Familie Sommerey teilen.