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Immobilien Ende des Dornröschen-Schlafes

Das alte, denkmalgeschützte Parchener Pfarrhaus wird aus seinem Dornröschen-Schlaf erweckt. Eine Sanierung ist geplant.

06.07.2017, 23:01

Parchen l Mehr als 15 Jahre ist das traditionsreiche Parchener Pfarrhaus an der Kirchstraße unbewohnt und dümpelt vor sich hin. Das wird sich ändern. Ein Antrag zur Sanierung der Immobilie, der beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Stendal eingereicht wurde, verlangt der Stadt Genthin und dem Ortschaftsrat Parchen zunächst einmal Handlungsbedarf ab. Denn das Vorhaben muss, um positiv vom ALFF beschieden zu werden, zunächst der bereits bestehenden Dorfentwicklungskonzeption angepasst werden.

Das Papier war 1995 durch die APEG mbh Tangerhütte noch für die eigenständige Gemeinde erarbeitet worden und hält den neueren Entwicklungen nicht mehr stand. Der Haken daran: die Frist des konkreten Antrages zur Pfarrhaus-Sanierung ist bereits an den Monat Juli verknüpft, eine generelle Überarbeitung der Dorfentwicklungsplanung durch einen Planer und das sich anschließende Planverfahren sind in einem solch engen zeitlichen Rahmen nicht zu leisten. Deshalb schlug die Verwaltung dem Stadtrat eine sogenannten einzelfallbezogene Ergänzung des Dorfentwicklungsplanes zur Beschlussfassung vor.

Der Stadtrat winkte diesen Beschluss nun ohne großen Diskussionsbedarf durch, sodass das Sanierungsvorhaben ein Stück weit auf den Weg gebracht werden konnte. Einen kommunalen Eigenanteil braucht die Stadt Genthin für die Sanierung des denkmalgeschützen Pfarrhauses nicht aufzubringen. Verwaltung und Stadträte sehen in der Sanierung des denkmalgeschützten Pfarrhauses unter anderem eine Stärkung des dörflichen Bestandes. Sie wollen das ortsbildprägende Haus, deren Zukunft viele Jahre ungewiss war, vor dem sicheren Verfall bewahren und zugleich den Zuzug einer jungen Familie ermöglichen.

Denn das Pfarrhaus, das von der evangelischen Kirche im Internet zum Verkauf ausgeschrieben war, hat inzwischen einen interessierten Käufer und Liebhaber gefunden, der in den letzten Wochen und Monaten das Haus bereits entrümpelt hat. Bis vor Kurzem war in dem ehemaligen Pfarrhaus noch die Winterkirche untergebracht. Die Gemeinde ist mit dem Eigentümerwechsel nun auf der Suche nach geeigneten räumlichen Alternativen. In den Wintermonaten trafen sich die Parchener zu ihren Gemeindenachmittagen bereits in der Gaststätte Herget.

Das Parchener Pfarrhaus, dessen Grundmauern aus dem 13. Jahrhundert stammen, wurde 1993 gemeinsam mit der angrenzenden Kirche in die Landesdenkmalliste aufgenommen. 1827 wurde es durch einen Brand heimgesucht, der die alte Schule und 29 Gehöfte vernichtete. Später wurde das Pfarrhaus als Fachwerkhaus wieder aufgebaut.

Die jüngere Geschichte des Pfarrhauses ist eng mit der Geschichte der Familie Usbeck verbunden. So bekleidete Werner Usbeck von 1885 bis 1920 das Pfarramt in Parchen, auf ihn folgte von 1920 bis 1964 sein Sohn Ernst. Er war zugleich auch der letzte Pfarrer, der mit seiner Familie das Pfarrhaus bewohnte. 1964 wurde die Kirchengemeinde Parchen dem Pfarramt Genthin angegliedert. Ernst Usbeck verstarb im Jahr 1976 84-jährig, seine Ehefrau Hildegard lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1989 als letzte Pfarrfrau im Pfarrhaus. Das Haus wurde dann von Mietern bewohnt.