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Immobilien Tiefpunkt bei Abriss erreicht

Die Genthiner Wohnungsbau-Genossenschaft (GWG) hat auf das vergangene Geschäftsjahr geblickt.

Von Simone Pötschke 25.07.2019, 01:01

Genthin l „Wir haben die Hände nicht in den Schoß gelegt und haben flexibel und bedarfsgerecht gehandelt“ – dieses Resümee zog Roland Maiwald, Aufsichtsratsvorsitzender der Genthiner Wohnungsbaugenossenschaft, vor den Genossenschaftlern bei deren Mitgliederversammlung im Lindenhof.

Die Zahlen zur Unternehmensentwicklung, die Kurzfassung der Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechung per 31. Dezember 2018, die den Mitgliedern vorgelegt und erläutert wurden, belegten diese Aussage. Sie wiesen die GWG, die derzeit knapp 1300 Wohnungen bewirtschaftet, als ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen aus.

Sorgenfrei ist es damit freilich nicht. Roland Maiwald musste wieder einmal die Misere ausmachen, mit deren Folgen die GWG seit Jahren zu kämpfen hat. Die Politik habe in Genthin keine ernsthaften Versuche unternommen, gegen die Abwanderung junger Leute zu steuern, sagte er. Seit dem Jahr 2000 könne die GWG dem nur mit Abriss begegnen. „Rückbau ist das einzige probate Mittel gegen den Leerstand.“

Im Jahr 2018 hat die GWG 168 Wohnungen, 40 Jahre alte Wohnblöcke an der Lorenzstraße, vom Markt genommen. Sie erhielt dafür eine Fördersumme von 1,15 Millionen Euro für den kompletten Abriss in dem Bereich Uhlandstraße. Eine Vermarktung der freigewordenen Fläche ist derzeit noch nicht geplant.

Mittlerweile, gab Maiwald zu bedenken, sei durch den Rückbau von Wohnungen in manchen Bereichen, wie in der Uhlandstraße, eine „völlig neue Leere“ im Stadtbild entstanden. Das müsse intensiv in der weiteren Städteplanung und -entwicklung berücksichtigt werden, sagte er in Richtung Bürgermeister Matthias Günther gewandt.

2016 entfernte die GWG 60 Wohnungen, 2017 sogar 108. „Im vergangenen Jahr haben wir beim Abriss vermutlich die Talsohle erreicht“, sagte Maiwald. So konnte die Genossenschaft im vergangenen Jahr den Leerstand um 143 Wohnungen auf 132 verringern, das entspricht einer Leerstandsquote von 12,7 Prozent. Die Quote bei den Wohnungsgenossenschaften beträgt in Sachsen-Anhalt zurzeit 8,2 Prozent, im kommunalen Bereich 12,6 Prozent.

Die Leerstandsquote bei der GWG, erklärte Vorstand Jens Thormeyer, sei allerdings sehr differenziert zu betrachten. Während sie in Genthin unter zehn Prozent und damit im Landesdurchschnitt liege, falle sie in den ländlichen, strukturell schwächeren Bereichen, zum Beispiel in Parey und Güsen, deutlich höher aus. Um dem entgegenzuwirken, wird die GWG nach den Ferien in Güsen am Weinert-Ring eine Außenstelle eröffnen und so als Ansprechpartner unmittelbar vor Ort sein.

Die GWG will erklärtermaßen auch weiter für ihre immer älter werdenden Mitglieder attraktiv bleiben. Um ihnen ein längeres Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, hat sie im zurückliegenden Jahr ein Pilotprojekt in die Hand genommen und im Bereich der Genthiner Gröblerstraße 21 bis 25 und 22 bis 26 von außen vier Anbauten für Aufzüge errichtet.

Der Bau der Aufzüge wurde mit 320.000 Euro aus dem Fördermittelprogramm der Investitionsbank gefördert, die 50 Prozent der Baukosten abdecken. Im nächsten Jahr, kündigte Vorstand Angela Grube an, würden die Aufzüge in den Farben der GWG noch einen Außenanstrich erhalten. Mittlerweile sei auch ein Fördermittelantrag für den Bau zwei weiterer Aufzüge in dem Bereich gestellt worden.

Das Modell Genossenschaft, zeigte sich Vorstand Wolfgang Kadura in einem Gespräch mit der Volksstimme zuversichtlich, werde sich auch weiterhin auf dem Genthiner Wohnungsmarkt behaupten können. Bezahlbarer Wohnraum werde in der kommenden Rentnergeneration vor dem Hintergrund der aktuellen Rentnentwicklung von zunehmendem Interesse sein.

Das sei eine echte Chance für die GWG, weil eine Genossenschaft nicht an Gewinnmaximierung orientiert sei.