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Immobilien Verkauf nach langem Leerstand

Die Einheitsgemeinde Jerichow hat das Gebäude der Breitscheidstraße 3 in Genthin für 95.000 Euro veräußern können.

Von Simone Pötschke 03.07.2019, 01:01

Genthin l Die Breitscheidstraße 3 hat in Genthin als Sitz der Kreisdienststelle des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) Geschichte geschrieben. 30 Jahre später, einschließlich einer aufwändigen und kostspieligen Modernisierung Ende der 1990er Jahre, hat sie wieder einmal einen neuen Eigentümer gefunden. Die Aussichten dafür standen Anfang des Jahres alles andere als gut. Bei der Frühjahrsauktion der Sächsischen Auktionshaus AG, bei der die geschichtsträchige Immobilie aufgerufen wurde, fand sich zunächst kein Interessent, der bereit war, für ein Mindestangebot in Höhe von 95.000 Euro das Gebäude zu erwerben.

Erst beim sogenannten Nachverkauf, einer zweimonatigen Frist nach der Auktion, ging die Immobilie schließlich für diesen Preis weg. Wer in die Breitscheidstraße 3 einziehen und wie sie zukünftig genutzt wird, konnte am Dienstag Jerichows Bürgermeister Harald Bothe (parteilos) noch nicht sagen. Die Nachricht über den Verkauf sei noch brandneu, sagte er auf telefonische Anfrage der Volksstimme.

Fast sieben Jahre mussten vergehen, bis die Bemühungen der Einheitsgemeinde Jerichow als Rechtsnachfolger der Verwaltungsgemeinschaft Stremme-Fiener, einen neuen Hausherren für das verwaiste Grundstück zu finden, erfolgreich waren.

Die Breitscheidstraße 3 diente vor allem Karowern, Kadern und Einwohnern des Stremmebereiches als Anlaufpunkt, um nicht einen weiteren Anfahrtsweg nach Jerichow in Kauf nehmen zu müssen. Finanziell, stellte sich später heraus, war diese Außenstelle allerdings nicht zu halten.

Im Dezember 2012 zogen Teile der Verwaltung der Einheitsgemeinde von der Genthiner Breitscheidstraße in das Jerichower Rathaus. Seitdem stand das Gebäude, das über eine Nutzfläche von 800 Quadratmetern verfügt, leer. Das gesamte Areal, das zum Verkauf stand, ist samt 25 Parkplätzen, Grünflächen und Baumbeständen 2500 Quadratmeter groß.

Auch Versuche der Jerichower, die Breitscheidstraße 3 über einen Immobilienmakler zu veräußern, scheiterten. Es habe darüber hinaus durchaus Optionen für eine weitere Nutzung des Gebäudes gegeben, räumte Jerichows Bürgermeister Harald Bothe im Nachhinein ein. Schließlich sei die Lage mitten in Genthin nicht schlecht. Davon ist der Stadtchef der Elbestadt nach wie vor überzeugt.

Das Gebäude aus den 1940er Jahren erlangte in der jüngeren Geschichte als Sitz der Kreisdienststelle der Staatssicherheit (Stasi) eine gewisse Bekanntheit. Ein Bonus bei den Verkaufsbemühungen schien es dafür allerdings nicht zu geben.

Von den 1950er Jahren bis zu ihrer Auflösung waren hier zwischen 20 bis 30 hauptamtliche Mitarbeiter der Stasi tätig. Im Beisein des Neuen Forums wurde am 6. Dezember 1989 die Kreisdienststelle der Stasi in Genthin versiegelt. Die Umstände, warum heute verhältnismäßig wenig Unterlagen der Genthiner Stasi-Kreisdienststelle im Vergleich zu anderen Kreisdienststellen in dem Magdeburger Stasi-Unterlagen-Archiv lagern, konnten bisher nicht abschließend geklärt werden.

Nach der Wende wurde die Immobilie durch den Landkreis Genthin genutzt, der hier den Bereich des Gesundheitswesens unterbrachte. Mitte der 1990er Jahre zog die Verwaltung der Verwaltungsgemeinschaft Stremme-Fiener ein, aus der später die Einheitsgemeinde Stadt Jerichow hervorging. Die Verwaltungsgemeinschaft hatte das Objekt zuvor käuflich erworben.