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Infoabend Samosa und Pilau schmecken den Gästen

Auf die Spuren der Herkunft unserer Gerichte und Zutaten begaben sich rund 40 Besucher in der jungen Kirche Genthin.

Von Mike Fleske 17.07.2018, 01:01

Genthin l Schon an der Eingangstür duftete es nach besonderen kulinarischen Leckereien. Ein Hauch von Kardamom, Zimt, Muskat und Nelkengewürz lag in der Luft. Und genau darum ging es: „Es soll ein genussvoller Abend werden“, sagte Eva-Maria Rohmann, Vorsitzende des Genthiner Kunstvereins, der die Veranstaltung initiiert hatte.

Eingeladen hatte der Verein den Turkologen und Islamwissenschaftler Mieste Hotopp-Riecke aus Magdeburg. Er gestaltete einen Abend mit geschichtlichen Informationen, Leseproben und kurzen Pausen für einen kulinarischen Genuss. So erfuhren die Besucher in einem kleinen Quiz, dass der hierzulande gebräuchliche Buchweizen eigentlich tatarischen Ursprungs ist, also aus einem eurasischen Gebiet kommt.

„Joghurt“, sei sogar eines der wenigen tatarischen Wörter, die im Deutschen verwendet werden. Mais komme hingegen ursprünglich aus Südamerika und sei auch im osmanischen Reich bekannt gewesen. Selbst die Süßkirsche hatte einen weiten Weg aus Asien hinter sich, bis sie hier heimisch wurde.

Lustig war die Geschichte des Döner Kebabs. „Nicht etwa die Türkei ist Ursprung des Gerichtes, sondern Deutschland.“ Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass der Döner, wie er heute bekannt ist, erstmals 1968 im Schwäbischen zubereitet wurde. Nichtsdestotrotz gab es in der Türkei schon lange vorher die Tradition, Fleisch am Drehspieß zuzubereiten. Kurios: „Heute hat Magdeburg eine höhere Dönerdichte als Hamburg oder Berlin.“

Nach so vielen Informationen hatten sich die Besucher eine Kaffeepause redlich verdient. Klassisch aufgegossen wurde er von Christine Nebeling und Tawfeek Alsheikh. Der aus Syrien stammende junge Mann stand an diesem Abend als Übersetzer zur Verfügung.

Er hatte die Aufgabe, dem Kaffee mit Gewürzen eine afrikanisch-arabische Note zu geben. „Durch die Gewürze Kardamom und Zimt schmeckt er fast weihnachtlich“, fand Besucher Peter Renusch. Wem nach etwas Süßem war, konnte bei Regina Bahr vom Kunstverein besonderen Brotaufstrich kosten. Etwa Erdbeermarmelade mit Whiskey, Salbei-Gelee mit Weißwein und Apfelsaft oder Minz-Gelee mit Zitrone und Weißwein.

Besonders begehrt waren die afrikanischen Gerichte, die Martha Waitnaka aus Kenia und Faduma Hassan und Abdulbasie Abdulaziz Hayi aus Somalia beisteuerten. Darunter waren mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen namens Samosa und ein Reisgericht namens Pilau. Das sei ein Festtagsessen, berichtete Martha Waitnaka. „Man braucht viel Zeit für die Zubereitung.“ Nach und nach würden die Zutaten zugegeben und das Gericht langsam gekocht.

Das Wichtigste für den Koch sei aber stets: „Er muss immer mixen, mixen, mixen.“ Erst dann werde ein schmackhaftes Gericht aus den Zutaten. Mieste Hotopp-Riecke präsentierte im zweiten Teil des Abends Geschichte des irakischen Nationalgerichtes „Dolma“ und die Spuren des osmanischen Soldaten Christian Friedrich Aly.

Dieser wurde im 17. Jahrhundert nach Deutschland verschleppt, mit einem deutschen Namen versehen und avancierte zum persönlichen Diener am Hofe des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg. Einer der Nachfahren dieses Mannes ist übrigens der Historiker Götz Aly.

Viel Geschichte, viel Genuss und anregende Gespräche gab es an diesem Abend für die Besucher. Gefördert wurde die Aktion mit 400 Euro aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“. Die anwesende AWO-Koordinatorin Elke Förste lobte den Abend: „Eine schöne Idee, Information und Integration zu verbinden.“