Bibliothek wird mit Preis gewürdigt

Genthin l „Wir sind natürlich stolz, dass wir mit dem Bibliothekspreis geehrt werden“, sagte Gabriele Hermann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek, gegenüber Volksstimme. Am Montag wird die Genthiner Bibliothek mit dem Bibliothekspreis der mittelständischen Wirtschaft ausgezeichnet.

Man habe sich, um an der Ausschreibung teilnehmen zu können, allerdings nicht hingesetzt und lange, verschachtelte Konzepte ausgearbeitet, erzählt sie. Trotzdem sei vielleicht der Titel „Kompetenzzentrum Deutsch als Fremdsprache“ etwas kompliziert gewählt. „Kompetenzzentrum“ weglassen täte es möglicherweise auch.

Verständlicher wird der schwierige Titel vor dem Hintergrund, dass viele Aktivitäten in der Bibliothek in Sachen Integration mit der Ankunft der Flüchtlinge in Genthin gewachsen sind.

Impulse, stellte Gabriele Hermann dar, seien dabei aus zwei Richtungen gekommen. Als die ehrenamtlichen Deutschlehrer für ihre Gruppen dringend Räumlichkeiten suchten, habe die Bibliothek diese vorübergehend zur Verfügung gestellt. Zugleich sei die Bibliothek von Anfang an Teil eines Integrationsnetzwerkes gewesen, in dem viele Partner, Institutionen und Einrichtungen zusammenwirken, um Integrationsmöglichkeiten zu schaffen und zu begleiten.

Alle Flüchtlinge hätten mittlerweile die Möglichkeit, in die Bibliothek zu kommen und sich Deutsch als Fremdsprache zu erschließen. „Das bedeutet für uns wiederum, flexibel zu sein“, so Hermann.

Die Asylbewerber brauchen nach dem Dafürhalten der Bibliotheksleiterin perspektivisch einen neutralen Ort, an dem sie sich die verschiedensten Quellen und Medien zur Information erschließen zu können. Wenn Eingliederung gelingen soll, müsse Wissen vermittelt werden, sieht Hermann die Bibliothek in der Pflicht.

Sie sieht eine Menge Punkte, die die Bibliothek dabei für die Asylbewerber leisten kann, darunter die Förderung des Sprachvermögens, die Stärkung der Lesekompetenz, das Kennenlernen der deutschen Kultur und des Lebens sowie die Förderung des lebenslangen Lernens.

Die beiden Handwerks- und die beiden Industrie- und Handelskammern, die den Preis ausgelobt haben, unterstützen dies mit der Verleihung des Bibliothekspreises. Insbesondere die Ausbildung junger Leute tangiert den Bereich der Wirtschaft und des Handwerks. „Für eine Integration in den Arbeitsmarkt benötigen Flüchtlinge vor allem gute Deutschkenntnisse“, sagte unter anderen Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg.

Dotiert ist der Preis, der im Rhythmus von zwei Jahren vergeben wird, mit 5000 Euro.

Gewürdigt werden stets kreative Ideen, weniger eine konstante Leistung einer Bibliothek. Am Wettbewerb 2016 nahmen acht Bibliotheken aus Salzwedel, Oschersleben, Halle, Magdeburg und Genthin teil.

Zur Verwendung des Preisgeldes wollte sich Gabriele Hermann noch nicht abschließend äußern. „Wir werden gemeinsam mit den Ehrenamtlern über die Verwendung des Geldes entscheiden“, sagte die Leiterin der Bibliothek. „Im gemeinsamen Gespräch wollen wir klären, wo Bedarf besteht. Wir entscheiden nicht über die Köpfe der Ehrenamtler hinweg.“

Der Bibliothekspreis geht auf eine Anregung der einstigen Bundestagsabgeordneten und Bibliotheksbeiratsvorsitzenden in Sachsen-Anhalt, Undine Kurth (Bündnis 90/Die Grünen), zurück. Die Bibliotheken, so ihr Credo, brauchen mehr Öffentlichkeit, um sie zu stärken. Dazu gehöre ein Preis. Dafür konnte sie die beiden Handwerks- und die beiden Industrie- und Handelskammern gewinnen, die den Preis seit 2012 ausloben.