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Jerichower Kloster „Viva la Musica“ aus vielen Kehlen

Es war ein wenig anders als seine Vorgänger - das 43. Volkskünstlerische Chorkonzert in der Klosterkirche Jerichow.

Von Sigrun Tausche 12.06.2017, 07:00

Jerichow l  Auf Bewährtes brauchte das Publikum aber nicht zu verzichten: ein vielseitiges Programm, den gemeinsamen Abschlusskanon „Dona nobis pacem“ und die Ankündigung, dass es ein nächstes Konzert geben wird. Weniger Chöre als sonst hatten in der Klosterkirche Aufstellung genommen. Aus dem Landkreis Stendal waren diesmal keine Chöre des Sängerkreises Elbe-Havel dabei, weil dort parallel ein anderes Konzert stattfand. Und auch das Publikum war nicht so zahlreich wie gewohnt – ­sicherlich auch wegen zu vieler anderer Veranstaltungen an diesem Wochenende, vermutete Vorsitzender Norbert Jankiewicz.

Da es diesmal nicht so beengt war, konnte ein vielfacher Wunsch der Chorsängerinnen und -sänger erfüllt werden: Während sonst alle an ihrem Platz in verschiedenen Teilen der Klosterkirche gesungen haben, kamen nun nacheinander alle auf die Bühne, die vorm Altar aufgestellt worden war. Für Chöre und Publikum war das natürlich schöner, denn trotz der insgesamt sehr guten Akustik in der Klosterkirche waren so doch alle noch besser zu hören – und natürlich auch zu sehen.

Ganz außergewöhnlich war, dass diesmal tatsächlich nur drei Chorleiter vor den Ensembles standen: Jürgen Töpfer mit der Chorgemeinschaft Hohenseeden, dem Gemischten Chor Möckern, dem Doppelquartett des Vokalensembles Burg und beim Abschlusskanon, Anna Lipets beim gemeinsamen Auftritt der Stremmelerchen und der Liedertafel Genthin sowie beim Frauenchor Genthin, und Bernhard Janowski beim Männerchor Gommern.

Die Wechsel der Chöre auf der Bühne nutzte Norbert Jankiewicz, um jeweils ein wenig über die Geschichte des Volkskünstlerischen Chorkonzerts sowie des Sängerkreises Elbe-Havel zu berichten – und für den Chorgesang zu werben. „Jeder kann singen. Versuchen Sie es einfach. Keine Ausreden!“ Die Werbung tut not, steigt doch der Altersdurchschnitt vieler Chöre immer weiter an. Neue Mitglieder werden dringend benötigt, und da richtete Jankiewicz seinen Aufruf besonders an die nicht mehr ganz so Jungen, die vielleicht eher Zeit finden, regelmäßig zu den Proben zu kommen, als jüngere Leute, die noch in Ausbildung stehen oder kleine Kinder ­haben.

„Viva la musica“ – „Es lebe die Musik“ – ist ein zünftiger Einstieg für ein Konzert. Die Chorgemeinschaft Hohenseeden sang diesen Kanon, bevor Norbert Jankiewicz die Anwesenden begrüßte. Mit mehreren deutschen Volksliedern setzten die Hohenseedener ihr Programm fort, dazwischen kamen sie aber richtig in Schwung: Die Liedermappen wurden beiseite gelegt, Jürgen Töpfer stellte sich an die afrikanische Trommel, und zu „Sihahamba“ haben sich dann alle rhythmisch bewegt und geklatscht.

Der Männerchor Gommern ging es mit Liedern wie „O Abendklang“ oder „Einsames Glöckchen eher ruhiger an. Stremmelerchen und Liedertafel begannen mit „Ich bete an die Macht der Liebe“ und erfreuten am Schluss mit der überwiegend deutsch gesungenen Version von „Kalinka“. „Vergiss es nie, dass du lebst“ forderte der Genthiner Frauenchor die Zuhörer auf und schloss sein Programm mit dem hebräischen „Hevenu schalom...“ – „Wir bringen Frieden für alle...“

Mit einem Mix aus alten deutschen Volksliedern und dem englischen „Have a nice day“ und dem Kanon „Heaven is a wonderful place“ beeindruckte der Gemischte Chor Gommern das Publikum, bevor das Doppelquartett des Vokalensembles Burg dem Chorkonzert einen wunderbaren Schlusspunkt setzte. Anstelle von acht Sängerinnen und Sängern standen allerdings neun vorn: Die Freude daran, sich intensiv besonderem Liedgut zu widmen, das in Volkschören in der Regel nicht gesungen wird oder zumindest nicht in solch anspruchsvollen Fassungen, steckte an... So wurde aus dem Doppelquartett ein „Nonett“.

Die neun Sängerinnen und Sänger präsentierten Liedgut aus verschiedenen Ländern der Welt, begannen mit dem von Brahms vertonten „Erlaube mir, feins Mädchen“, hatten „Amazing Grace“ mit tollem Solo dabei, das wunderschöne „Oh Shenandoah“, die heimliche australische Nationalhymne „Waltzing Matilda“ und noch etliches andere. Mit der Zugabe „Der Mond ist aufgegangen“ verabschiedete sich das Ensemble.