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Jubiläum Kaninchenverein seit 110 Jahren

Der Rassekaninchenzuchtverein G 89 Genthin feierte sein 110-jähriges Bestehen. Er besteht aus neun Mitgliedern.

Von Thomas Skiba 16.07.2018, 08:00

Genthin l Die Zeit hat dem Genthiner Verein zugesetzt. Vor zehn Jahren zählte der Verein noch 20 Mitglieder. Am Sonnabend, auf der Jubiläumsfeier zum 110. Vereinsjubiläum, sprach Vorsitzender Helmut Halupka noch vor neun Vereinsmitgliedern. Das hatte aber auch positive Seiten. So wurde fast jeder der neun Mitglieder für seine Vereinszugehörigkeit ausgezeichnet. Keiner brauchte abseits stehen.

Den Ehrenbrief des Landesverbandes nahm Dietmar Winkler entgegen, der seit 50 Jahren „Blaue Wiener“ unter dem Dach des Vereins züchtet. „Die Rassen haben immer mal gewechselt, aber der Verein bleibt“, sagte Dietmar Winkler. Dieses Bekenntnis zum Verein, zum Hobby des Rassekaninchenzüchtens, kommt allen Mitgliedern leicht über die Lippen. Fast alle können auf eine lebenslange Vereins-Tätigkeit in ihrer Vita zurückblicken. Ob Helmut Halupka, Dietmar Winkler oder Guido Wolski, sie verkörpern stellvertretend eine Lebenseinstellung, die sich mit Bodenständigkeit und Liebe zur Region und zur Heimat auf den Punkt bringen lässt.

Helmut Halupka ließ unterhaltsam die Geschichte des Vereins Revue passieren, der am 8. März 1908 gegründet wurde. „Damals feierten die Genthiner Frauen diesen Tag schon inoffiziell als ihren Ehrentag, bevor er im 1911 als Internationaler Frauentag deklariert wurde. „Angeblich hatten die Männer zu Hause nichts zu sagen und guckten neidvoll auf die Zusammenkunft ihrer Frauen.“ Als Gegenveranstaltung hätten die Genthiner Männer den Rassekaninchenzuchtverein Genthin gegründet und trafen sich dann einmal in der Woche. Damit hätten sie gleich einen offiziellen Bierabend gehabt.

Der Rassekaninchenzuchtverein blieb so gut wie immer eine Männerdomäne. Das habe sich bis heute nicht geändert“, sagte Halupka. In seinen besten Zeiten, unter anderem nach dem letzten Weltkrieg, gehörten dem Verein an die 300 Züchter an.

Von diesen Mitgliederzahlen kann der Verein heute nur noch träumen. Dabei ist Kaninchenzucht eine naturverbundene Freizeitbeschäftigung für Jung und Alt schlechthin.

Kaninchenzucht hat in ganz Europa eine lange Tradition. Die Wurzeln der Zucht bestimmter Rassen wie Blaue Wiener, der Deutschen Widder oder der Deutschen Riesen reichen in Deutschland zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kaninchen erfreuten sich immer großer Beliebtheit als genügsame Haustiere, als kuschelige Schmusegenossen oder einfach, weil sie schön anzusehen sind. Darum stehen sie auch heute noch an der Spitze der Beliebtheitsskala bei den Heimtieren. Ihr Sinn und ihr Nutzen würden heute von vielen Seiten in Frage gestellt, beklagen die Züchter. In einer Zeit, in der die Ernährung durch Massentierhaltung dominiert werde, gehe der Blick für die Kleinerzeugung tierischer Nahrung im häuslichen Umfeld verloren. „Heute stellt sich die Frage, ob und wie man zu Hause die Kleintierzucht sinnvoll gestalten kann“, so Helmut Halupka.

Kaninchenzüchter gebe es immer noch, nur würden sie sich nicht mehr in einem Verein zusammenfinden.

„Vereinstätigkeit unterliegt nun mal einem Wandel“, wissen die Genthiner Kaninchenzüchter. Heute gebe es nicht mehr nur das zwanglose Zusammenkommen wie in den Anfangsjahren. Als passionierter Züchter schule man sich in der tier- und artgerechten Haltung, nehme an Ausstellungen teil und organisiere solche.

Auch wenn die Genthiner Kaninchenzüchter insgesamt nicht mehr die Jüngsten sind: „Wir werden auf jeden Fall weitermachen!“, sagen sie.

Die Mitglieder des Genthiner Kaninchenzuchtvereins wollten sich zum 110-jährigen Vereinsbestehen jedoch nicht nur auf die Vergangenheit besinnen. Sie hoffen, dass Jüngere dazukommen und Gefallen an der Kaninchenzucht finden. „Damit es auch weiter Jubiläen zu feiern gibt“, meinte Helmut Halupka scherzhaft.