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Jugendkonzept Junge Leute fit fürs Leben machen

Über ein neues Jugendkonzept in der Stadt Genthin wurde im Kultur-, Bildungs- und Sozialausschuss informiert.

Von Mike Fleske 05.11.2016, 06:00

Genthin l „Wir wollen mit der Konzeption Impulse für die hochwertige Arbeit im Jugendbereich setzen“, machte Bürgermeister Thomas Barz während der jüngsten Ausschusssitzung deutlich. Seit einem halben Jahr gibt es eine Arbeitsgruppe von Stadt und Landkreis, die sich mit der Erstellung eines Konzeptes beschäftigt hat. Erste Ergebnisse stellten Marina Wöhling, Leiterin des Jugendclubs Tucheim, und Andrè Eikel, Leiter des Thomas-Morus-Hauses in Genthin, vor.

Der Bedarf für eine fundierte Jugendarbeit ist da, das belegte Eikel mit Zahlen. So gibt es in der Kernstadt Genthin mit mehr als 11 000 Einwohnern rund 1900 junge Menschen bis 26 Jahre, in Tucheim seien es beispielsweise 192, in Parchen 135. Schwerpunkte werden die Arbeit mit Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren und von 13 bis 18 Jahren sein. Bereits bei vielen Kindern führte Eikel große Defizite bei der Sozialkompetenz an, Tendenzen zur Schulverweigerung oder auch Drogen- und Alkoholkonsum. Diese Probleme verstärken sich bei den Jugendlichen noch einmal und gehen einher mit Arbeitslosigkeit. „Wir sehen auch, dass es viele Familien ohne Familienstruktur gibt“, stellte Eikel fest. So seien in diesen Haushalten Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen.

Aus diesem Grund soll ein Schwerpunkt der künftigen Jugendarbeit auch die Einbeziehung der Eltern sein. „Offene Kinder- und Jugendarbeit muss die Familien umfassen“, stellte Eikel fest. Man müsse die Eltern einbinden und in die Verantwortung für ihre Kinder nehmen. „Ansonsten bilden sich schon im Kindesalter Defizite heraus, die später kaum noch zu beheben sind.“ Viele junge Leute seien nicht mehr zur Teilhabe an demokratischen Prozessen fähig, sprich sie könnten keine Entscheidung mehr fällen, nannte Eikel ein Beispiel.Aus diesem Grund soll künftig nur noch Fachpersonal für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig sein. „Durch Arbeitsmaßnahmen können diese Fachleute unterstützt werden, aber eine direkte Betreuung soll nur durch fachlich ausgebildetes Personal stattfinden“, kündigte Thomas Barz an.

Die Konzeption sieht auch vor, dass mobile Fachkräfte Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit in den Ortschaften unterbreiten. „In den Ortschaften ist der Kontakt der Jugendarbeiter zu den Kindern und Jugendlichen wesentlich direkter“, bestätigte auch Marina Wöhling. Einmal wöchentlich sollen daher feste Angebote installiert werden. Zudem favorisiert der Arbeitskreis eine zweite Einrichtung neben dem Morus-Haus in Genthin. Eine geeignete Stelle sei Genthin-Süd, da dort nicht nur der Einzugsbereich im südlichen Genthin läge. Auch Mützeler Kinder könnten die Einrichtung besuchen. Ähnlich würde der Einzugsbereich der Tucheimer Einrichtung bis Paplitz reichen.

Im Rahmen der weiteren Ausarbeitung der Konzeption werden die Möglichkeiten zur Finanzierung und geeignete Standorte diskutiert. Die Verwaltung wird zu der Konzeption Stellung nehmen und letztlich einen Stadtratsbeschluss ausarbeiten. „Wir gehen davon aus, dass wir im ersten oder zweiten Quartal 2017 Ergebnisse vorlegen können“, stellte der Bürgermeister in Aussicht. Das man den gesellschaftlichen Verändungen mit einer solchen Konzeption Rechnung trägt, begrüßte auch der Ausschuss-Vorsitzende Gordon Heringshausen (CDU).

„Die Gesellschaft ist verpflichtet, sich zu engagieren“, meinte er und verwies auch auf weitere Bausteine der Kinder- und Jugendarbeit, zu der genau so die Arbeit der Nachwuchsabteilungen von Vereinen und Organisationen, wie auch innovative Vorschläge wie das Leih-Großeltern-Projekt des DRK gehören.