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Karneval Das Kulturhaus wird zum Tatort

Die Festsitzung des Genthiner Carnevalclubs ging am Sonnabend über die Bühne des ausverkauften Stadtkulturhauses.

Von Kristin Schulze 19.02.2017, 19:43

Genthin l „Fasching ist geil.“ So heißt das Schlusslied der Festsitzung des Genthiner Carnevalclubs (GCC). Die Truppe belegt diese Behauptung prompt: Das Motto „Tatort Genthin“ klingt vielversprechend. Zur Eröffnungsshow marschieren alle Akteure auf. Von Mini bis Oldie, die Narren zeigen sich personalstark.

Stark geht es weiter. Manfred Göbel und die Kopfschüsse singen „Der GCC deckt auf“.

Dass sie in der Lage sind, lokale Themen ins Programm zu heben, zeigen die Mitglieder schon bei der Vorstellung des Elferrats. „In dem hat sich nämlich die Genthiner Ober- und Unterwelt versammelt“, wie Hartmut Nothe verspricht. Seiner Begrüßungsrede verleiht er auch in diesem Jahr die „besondere Note“. Wie immer moderiert er charmant und etwas rauchig. Dass Nothe pünktlich zur Festsitzung heiser ist, hat hier Tradition.

Im Elferrat jedenfalls sitzt die lokale Prominenz: „Kneipenguru“ Sebastian Haas, „der Spezialist für Nacht- und Nebelaktionen“ findet sich neben dem „Oberclown im Stadtrat“ Gerd Mangelsdorf ein. Auch der spezielle Dittrich, „der Türöffner für besondere Reisschüsseln“, ist dabei. Gemeint ist Mazdafachmann Klaus-Peter Dittrich.

Dass lokale Themen auch leicht in die Hose gehen können, zeigt sich in der Bürgermeister-Bütt. Ingo Strebe als Thomas Barz und Bernhard Horn als dessen Hausmeister präsentieren einen netten Sketch mit vielen Lachern. Doch die Parodie lebt nun mal von der Ähnlichkeit zum Parodierten. Und Strebe kommt Barz so nah wie Nordkorea einer Demokratie. Vielleicht gehen die Autoren doch einmal bei Angela Engel vorbei. Mit Jonas Hahm in der Hauptrolle hat die CCW-Regisseurin 2015 gezeigt, wie eine Bürgermeister-Bütt richtig geht. Wenn der Stadtchef alle zwei Minuten Schnaps trinkt, fällt das Lachen schwer, weil allgemein bekannt ist, dass Thomas Barz generell auf Alkohol verzichtet. Wenn er aber nach der Presse schickt, um ein Foto von sich machen zu lassen, lässt sich eher drüber schmunzeln. Denn das soll durchaus schon vorgekommen sein.

Die kleine Verstimmung ist schnell vergessen. Auch dank der Tanzgruppe Delicious. Ob in sportlichem Dress oder kurzen Lederröcken, die Frauen präsentieren sich synchron und ausdrucksstark. Moderator Christian Granitzki staunt mit Blick auf die Herkunftsgemeinde der Formation Elbe-Parey: „Die Elbe ist so ein langweiliger Fluss und dann kommen so schönen Nixen heraus.“

Beim GCC-Klassiker „Wir tanzen, bis die Füße qualmen“ schunkelt das ganze Stadtkulturhaus. Ein bisschen Wehmut schunkelt mit. Wie oft hat Manfred Göbel dieses Lied hier schon gesungen? Und wo wird er es nach dem bevorstehenden Verkauf des Gebäudes singen?

Der Schlüssel zum Erfolg sind einmal mehr die GCC-Urgesteine, ohne die das Programm undenkbar wäre. Neben Göbel sind das zum Beispiel Simone Wirt und Birgit Heinzelmann. Oder Bernhard Horn. Der brilliert als „007 von Genthin“ und als „Stimme des Volkes“. Der Experte für die Bütt wagt sich sogar an den Gesang. Zur Melodie von Helene Fischers „Atemlos“ singt er eine Hymne auf Martin Schulz und aus dem Erfolgslied von Andrea Berg macht er „Trump hat 1000 mal gelogen“.

Viel Beifall bekommt auch Michael Schremmer. Ob im Sketch „Der Erlkönig in Sachsen“ oder als Kellner im Marktcafé - Schremmer ist Garant für Rufe nach Zugaben.

Die Mischung macht‘s und so erlebt man alte Hasen und Nachwuchs im Wechsel. Die Kindertanzgruppe von Ulrike Paul zeigt eine tolle Choreografie, bei der die Mädchen gekonnt ihre Petticoat-Röcke schwingen. „Wir haben zweimal die Woche trainiert, ich bin erleichtert, dass alles geklappt hat“, sagt die elfjährige Leonie Söder nach dem Auftritt.

Sehr schwungvoll kommt auch der Wechsel aus Gedicht und Gesang der Chefdetektive daher. Die ermitteln zum leerstehenden Supermarkt in Genthin-Süd, zum Tongrubenprozess und zum Dauerbrenner Henkelbrücke. Bei deren Fertigstellung bewegt sich bekanntlich nichts, sehr gekonnt bewegen sich dagegen die Detektive vom Nil besser bekannt als Schweiß-Girls. Die Frauen glänzen durch Anmut, die Männer durch stattliche Bäuche. Christian Granitzki versichert, dass die eigens für die Festsitzung aufgerüstet wurden.

Da das Beste meistens zum Schluss kommt, kommt zum Schluss Dagmar Liebscher alias die kleene Marlene. Sie wurde mal wieder verlassen. Diesmal von Lutz. Die Frohnatur gibt trotzdem ein Lachseminar. Nun lacht der Genthiner nicht gerne auf Kommando, wenn Dagmar Liebscher ihn darum bittet, funktioniert das aber reibungslos. Musikalisch schließt die Sitzung mit einem gesungenen Aufruf an den Stadtchef: „Thomas Barz werde nicht matt. Die Zeit ist reif für einen Ruck durch diese Stadt.“

Alles in allem verdient die Festsitzung sich das Prädikat ausgezeichnet. Sogar die Suche nach einem knackigen Schlusssatz nehmen die Narren dem Berichterstatter ab. Was würde sich besser eignen als der Titel des finalen Liedes? „Fasching ist geil“.

Lust bekommen? Die Premiere am Sonnabend war ausverkauft, für die zweite Vorstellung am 25. Februar gibt es aber noch Restkarten. Infos unter 0175/22 57 250