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Karneval Die Perle sinkt und lacht

Die Narren des Genthiner Carneval Club (GCC) nahmen dem Bürgermeister den Rathausschlüssel ab und begingen ihre Festsitzung.

Von Mike Fleske 13.11.2017, 00:01

Genthin l Furioser Auftakt der 42. Saison des GCC. Mit Tanz, Gesang, Spaß und Bütten übernahmen die Narren am Sonnabendvormittag die Macht im Rathaus und in der Stadt Genthin. Dazu hatten sich so viele Besucher eingefunden wie seit vielen Jahren nicht.

„Ich glaube, wir feiern die Karnevalseröffnung jetzt immer an einem Sonnabend“, witzelte Bürgermeister Thomas Barz angesichts der Zuschauerschar. Die durfte kräftig mitschunkeln und mitsingen. Sie sah nicht nur einen gut aufgelegten Moderator Bernhard Horn, sondern verfolgte auch, wie GCC-Präsident Wolfgang Fleischer dem Bürgermeister die Rathausschlüssel abnahm.

Der Bürgermeister habe die falsche Marktstrategie, konstatierte Fleischer. „Du machst Ratssitzungen, da liegt die Langeweile schon im Wort, wenn die Leute Festsitzung hören, da wird die Neugier geweckt, da wird gefeiert.“ Davon überzeugt rückte der Bürgermeister seinen Schlüssel heraus. Nicht ohne zu reimen: „Als Bürgermeister habe ich - ohne Klagen - bis Aschermittwoch nun nichts mehr zu sagen.“

Er bat aber das Narrenvolk, ihm das Rathaus nicht völlig zu zerlegen. Die Reparatur sei teuer: „Wir müssen noch Geld für das Stadtkulturhaus 2.0 aufheben.“ Nicht nur um diesen Neubau, der den Namen Perle trägt, sondern auch um Genthin, die Perle am Kanal, rankt sich das neue Motto der Saison: „Wenn die Perle sinkt und lacht, dann wird Karneval gemacht - Genthiner Unterwasserwelten“.

Der GCC präsentierte noch am selben Abend eine jugendlich-spritzige Festsitzung, ja nahezu eine stimmungsgeladene Abendshow. Dass die personelle Decke dem Verein dünn geworden ist, war dank starker Darsteller wie Michael Schremmer, Manfred Göbel oder Ulrike Paul nicht spürbar. Insgesamt legten die Karnevalisten eine starke Teamleistung hin.

Auch Darsteller in „der zweiten Reihe“ gaben eine starke Performance. So hielt das Stimmungshoch über knapp zwei Stunden an. Damit wurde in diesem Jahr das Programm zwar etwas kürzer, doch die Strategie ging auf. Die Moderation des Abends, sonst in den bewährten Händen von Karneval-Urgestein Christian Granitzki, hatte diesmal Hartmut Nothe, der gesundheitlich angeschlagen, noch zu Beginn des Festsitzung in Sorge war, ob seine Stimme durchhalten würde.

Sie tat es - trotz aller Bedenken. Eine heisere Stimme wäre allerdings für das Publikum unter Umständen noch verzeihbar gewesen, ein Totalausfall an Gesängen und Tänzen, Sketchen und Büttenreden in keiner Weise. Gleich zum Anfang setzten Ulrike Paul und „Delicious“ chic gestylt und stimmgewaltig mit dem Fischer-Song „Die Hölle morgen früh ist mir egal“ ein Achtungszeichen, bevor die sangesfesten Brüder (und Schwestern) Blattschuss mit ihrem traditionellen Song „Fasching ist einmal im Jahr“ den Karneval in Genthin verorteten.

Wieder einmal verliehen die tanzenden Kinder und Damen der Festveranstaltung Glanz. Die Kindertanzgruppe „Crazy“, „Delicious“ aus Parey und die „Schweißgirls“ sorgten für tosenden Beifall und gaben der Festsitzung ein buntes, fröhliches und vorallem modernes Gesicht. Zum Publikumsliebling avancierten die „Schweißgirls“, die in einer pfiffigen und schwungvollen Choreografie von Ulrike Paul den SDP-Song „Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag“ auf die Bühne zauberten und damit den Saal zum Kochen brachten.

Drei Zugaben trieben die Damen älteren Semesters fast zur Atemlosigkeit. Auch das Genre Gesang wurde vom GCC „volle Kanone“ bedient. Anerkennung für die Akteure Manfred Göbel, Ulrike Paul, Birgit Heinzelmann, Ivonne Brien, Janet Jechorek und Andrea Krause. Hemmungslose Spielfreude paarte sich mit gekonntem Gesang, als Manfred Göbel und Ivonne Brien torkelnd das Lied „Halts Maul, sei still, ich geh Heim, wann ich will“ unters Narrenvolk brachte. Ein echter Stimmungsbringer.

Das gesprochene Wort kam in Sketchen, dem Klassiker „Sprüche aus der Tonne“ und einer Büttenrede von Michael Schremmer zum Zuge. Dr. Michaelus Schremmeler, wie ihn Moderator Hartmut Nothe betitelte, sprach als Gründer einer neuen Partei, der Weißen Partei, den es ins Kanzleramt drängt, an das Narrenvolk. Rhetorisch kamen ihm dabei seine jahrelangen Erfahrungen als Bütten-Redner zu Gute. Erfreulich, dass Dr. Michaelus Schremmeler Lokales in die Bütt holte und damit ein Manko der vergangenen Jahre wettmachte.

Er verkündete, dass Genthin zukünftig Bundeshauptstadt sein werde, in Mützel ein großer Flugplatz entstünde, Altenplathow sich zum Sternenstädtchen mausern würde. Ja, und dass Horst Leiste auf Grund seiner vielfältigen Bekanntschaften zu Politikern das Amt des Außenministers bekleiden werde. Eine Bütt, die die Seelen der Genthiner liebevoll streichelte.