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Kinofestival Ein Wochenende voller Filmkunst

Sechs Kinofilme laufen im Rahmen der Filmkunsttage in Genthin. Zwei davon sogar vor dem Kinostart.

Von Mike Fleske 04.10.2018, 01:01

Genthin l Geballte Filmkunst gibt es am dritten Oktoberwochenende in Genthin. „Wir geben mit der Veranstaltungsreihe Filmen eine Chance, die es verdient haben, ein Publikum zu finden, auch wenn sie nicht von großen Studios und mit viel Geld produziert wurden“, sagt Kinobetreiber Lars Hoffmann.

„Es handelt sich bei den Filmen um Produktionen aus Deutschland oder mit deutscher Beteiligung“, fügt Festivalchef Frank Salender hinzu. In Genthin wird die Reihe am 18. Oktober mit dem Spielfilm „In den Gängen“ eröffnet. Der Film war einer der Höhepunkte der Berlinale und erzählt in ruhigen Bildern die Liebesgeschichte zweier Mitarbeiter in einem Großmarkt.

Der zweistündige Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Clemens Meyer. Diese umfasste nur 25 Seiten. „Gespannt“ ist Kinobetreiber Hoffmann auf die Reaktion des Publikums, das ostdeutschen Alltag jenseits von klischeehafter Vorstadttristesse zu sehen bekommt.

Der Überflieger in diesem Jahr könnte aber „Gundermann“ (19. Oktober) werden. Der Spielfilm zeigt das Leben des Liedermachers Gerhard Gundermann vor und nach dem Mauerfall. „Wir zeigen mit Gundermann hoffentlich auf differenzierte Weise einen Menschen, der sich gesellschaftlich eingemischt und aufgerieben, Schuld auf sich geladen und der eigenen Verantwortung gestellt hat“, meint Regisseur Andreas Dresen im Programmheft.

Man könne auch seine Musik entdecken, denn 18 Gundermann-Lieder kommen im Film vor. „Natürlich wollen wir dem Zuschauer Gundermanns großartige Lieder näherbringen“, bekräftigt Dresen. Dafür habe man sie einer behutsamen Adaption unterzogen.

Wer sich für Biografien interessiert, kommt mit der Dokumentation über die Künstlerfamilie „Familie Brasch“ (20. Oktober) auf seine Kosten. Regisseurin Annekatrin Hendel porträtiert in ihrem Film drei Generationen Brasch, die die Spannungen der Geschichte innerhalb der eigenen Familie austragen – zwischen Ost und West, Kunst und Politik, Kommunismus und Religion, Liebe und Verrat, Utopie und Selbstzerstörung.

„Auch wenn Thomas Brasch der berühmteste Spross seiner Familie ist, war der Gedanke, die ganze Familiengeschichte zu verfilmen, von Anfang an da. „Auch meine anderen Filme sind keine klassischen Künstlerporträts. Mich interessiert, persönliche Geschichten und Biografen in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen und Widersprüchen zu erzählen“, sagt Annekatrin Hendel im Presseheft.

Es sei ein Epos über den Niedergang des „Roten Adels“, ein „Buddenbrooks“ in DDR-Ausgabe. Der in diesem Jahr viel beachtete Spielfilm „Der Hauptmann“ läuft am ebenfalls am 20. Oktober. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs findet ein Gefreiter eine Hauptmannsuniform und wird dadurch zum Befehlshaber über eine Truppe Soldaten.

„Der Film erzählt ungemein eindringlich und erschreckend über funktionierende Befehlsketten und Kadavergehorsam“, sagt Product Manager Marek Bringezu. „Der Regisseur Robert Schwentke will den Film auch als Mahnung für das Heute verstanden wissen.“ Am 21. Oktober laufen die Filme „Astrid“ über die jungen Jahre der Schriftstellerin Astrid Lindgren und „Touch me not“ noch vor dem offiziellen deutschen Kinostart.

Laut Kinobetreiber Hoffmann könne „Astrid“ ein Überraschungserfolg beim Publikum werden. „Der Film ‚Touch me not‘ hat in diesem Jahr den Goldenen Bären bei der Berlinale gewonnen.“ Der Spielfilm verstöre anfänglich durch sein Spiel mit Sexualität und Intimität, berühre aber letztlich alle die, die sich auf die Handlung einlassen, meint Hoffmann. Die Filmkunsttage finden in diesem Jahr zum achten Mal statt.