Kirche Trauer um Gönnerin

Der Förderverein Kader Kirchen trauert um eine Frau, die erst die Restaurierung der Kirche möglich gemacht hat.

Von Frank Bürger 26.02.2019, 06:00

Kade l Siegfried Koch, Vorsitzender des Vereins Kader Kirche, blickt dieser Tage weit in die Vergangenheit. Denn inzwischen zählt der Förderverein Kader Kirchen 19 Jahre.

Mit Marietta Lutze Sackler hatte die Restaurierung der Kirche von Anfang an eine wertvolle Unterstützerin. 1949 hatte sie das pharmazeutische Familienunternehmen Dr. Kade übernommen. Der Förderverein versuchte von Anfang an, Institutionen, Personen zu kontaktieren, die vom Namen her mit dem Örtchen in Verbindung standen. So stieß man auch auf das pharmazeutische Unternehmen in Berlin. Am 9. Juli 2000 kam Marietta Lutze Sackler zum Dorffest nach Kade und unterstützte die Restaurierung mit 15.000 Euro. Das Geld war gedacht für die Restaurierung des Altars, das Kleinod in der historischen Kirche.

Bemerkenswert ist dort der um 1510 fertiggestellte geschnitzte Altaraufsatz aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren. Im Schrein sind als farbige Schnitzfiguren eine Madonna und vier Heilige dargestellt, die vier Flügel bilden 24 Heilige ab.

Mit einer Sammlung im Dorf kam noch mehr Geld zusammen, so dass der gotische Altar aus dem 15. Jahrhundert schließlich in der Werkstatt von Inge Meußling in Plötzky restauriert werden konnte.

Der Alter weckte in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für Kade. Andrea Thiele aus Halle beschäftigte sich in ihrer Magisterarbeit mit der Frage, ob der Altar der Werkstatt Lucas Cranach dem Jüngeren oder dem Älteren zuzuordnen sei. Nicht nur Kunstgeschichtler und Cranach-Forscher besuchen seither den Ort.

Im Förderverein hat sich ein festes Team gebildet, das Führungen durch die Kirche, die 2013 das 100. Jubiläum ihres Umbaus feierte, veranstaltet.

Lucas Cranach der Ältere war einer der bedeutendsten deutschen Maler, Grafiker und Buchdrucker der Renaissance. Neben zahlreichen Altarwerken und allegorischen Gemälden fertigten er und seine Werkstatt vor allem auch eine große Zahl an Porträts seiner Dienstherren sowie der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon. Auch über das Reformationsjubiläum rückten die Werke des Künstlers wieder mehr in den Mittelpunkt. Und immer hatte auch Marietta Lutze Sackler ein Blick auf die durch den Förderverein inzwischen abgeschlossene Restaurierung der Kirche. Immer zur Weihnachtszeit kam eine Karte aus den Vereinigten Staaten, wo sie ihren Lebensabend verbrachte, an Ortsbürgermeister Heinz Beier. Auch Siegfried Koch hielt Verbindung.

Nun ereilte sie die Nachricht, dass die Inhaberin von „Dr. Kade“ gestorben sei. „Wenn Ihr mich sucht, dann sucht in Euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in Euch weiter.“ Dieses Zitat wählte Marietta Lutze Sackler als ihr Vermächtnis. So teilte es das Pharmazieunternehmen mit. Sie sei kurz vor ihrem 100. Geburtstag im Kreis ihrer Familie in Florida gestorben. Geprägt durch ihr Leben in Deutschland und USA engagierte sich Dr. Marietta Lutze Sackler unter anderem im Verein Atlantik-Brücke. Das 2007 verliehene Bundesverdienstkreuz würdigte ihre gesellschaftspolitischen Verdienste für ein gutes transatlantisches Verhältnis sowie ihr soziales und kulturelles Engagement in Berlin.

Vor Kurzem gab es auch die Jahreshauptversammlung des Förderverein Kader Kirchen. Das Leitungsteam sei im Kern erhalten geblieben. Siegfried Koch steht dem Verein auch für die nächsten drei Jahre voran. Er bringt sich auch immer wieder bei Führungen und auch den anstehenden Hochzeiten in der historischen Kirche mit ein. Immer wieder gerne kommen Brautpaare nach Kade, um die besondere Atmosphäre in dem Kleinod atmen zu können. Über 500 Arbeitsstunden seien ehrenamtlich für die Kirche im vergangenen Jahr geleistet worden, sagt Koch. Sorgfältig führt er über alle Aktivitäten in und an der Kirche Buch. Er ist auch fast immer dabei, wenn die Hochzeitspaare anreisen. In diesem Jahr sind weitere vier Hochzeiten geplant. Der nächste größere Höhepunkt ist die Teilnahme am Kader Vereinsball am 30. März. Die Gemeinde dankt damit denjenigen, die das gesellschaftliche Leben am Ort auf vielfältige Weise mitgestalten.