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Kirche Trinitatis-Kanzel wird restauriert

Restaurator Reinhold Gonschior beendet in dieser Woche seine Arbeiten in der Trinitatiskirche.

Von Kristin Schulze 18.08.2016, 10:06

Genthin l Bei Reinhold Gonschior ist die Genthiner Kanzel in den besten Händen. Auf immerhin 35 Jahre Berufserfahrung als Restaurator kann der Salzwedler zurückblicken. Seine Arbeit findet fast ausschließlich in Kirchen statt. Deren Faszination lässt ihn auch nach dreieinhalb Jahrzehnten nicht los. „Sie sind Zeugen einer bestimmten Vergangenheit. Darum ist es wichtig, sie zu erhalten“, sagt er, während er sich mit einem ganz kleinen Pinsel an der Kanzel zu schaffen macht.

Seit Juni arbeitet er hier, befreit das Holz von Schmutz und loser Farbe und gleicht die schlechten Stellen farbig aus. Den kleinen Pinsel taucht er immer wieder in einen Topf mit goldener Farbe. Die Kanzel bekommt so ihren alten Glanz zurück. „Hier oben war die Verschmutzung recht groß, da habe ich viel gemacht.“ Kein Wunder, seit etwa 100 Jahren ist an der Kanzel nichts erneuert wurden.

Gebaut wurde die barocke Trinitatiskirche 1722, Kanzel und Orgelprospekt kamen 1799 dazu. Im 19. Jahrhundert wurden Kanzel und Altar gemeinsam überarbeitet. Vor einigen Jahren war ein Restaurator am Altar beschäftigt, jetzt folgte die Kanzel. Um sie wieder ins rechte Licht zu rücken, hat Gonschior nicht nur zum Farbtopf gegriffen, auch abgebrochene Flügel schnitzte er nach.

Geplant und organisiert hat die Aufbereitung der Kanzel noch der ehemalige Pfarrer Reinhard Simon, inzwischen sind zwei neue Pfarrerinnen im Amt. Beate Eisert ist eine von ihnen und sagt: „Es ist schön, wenn die Kanzel in wiederhergestellter Schönheit in der Kirche erstrahlt.“ Immerhin sei sie ein historisches Dokument dieser Stadt in einem ihrer ältesten Bauwerke. „Den meisten Menschen in der Gemeinde liegt viel daran, dass die Kirche und besonders die Kanzel in einem guten Zustand sind und so haben auch viele Menschen zur Restaurierung der Kanzel mit Spenden beigetragen.“

Insgesamt kostet die Restaurierung der Trinitatiskirche laut Beate Eisert 24 000 Euro, ein Großteil davon wird vom Kirchenkreis Elbe-Fläming bezahlt. Ein weiterer Teil besteht aus Eigenmitteln der Kirchengemeinde und aus Spendengeldern. Auch Mittel der Stiftung Kunst und Kulturgut der Landeskirche kommen zum Einsatz.

Die besondere Bedeutung der Kanzel erklärt Eisert so: „Sie bildet mit dem Altaraufsatz eine künstlerische Einheit, zu der auch das Orgelprospekt gehört.“ Seit der Reformationszeit bilden die Kanzeln den Mittelpunkt der Kirche, direkt „beim Volk“. Sie stehen so für die Verkündigung des Wortes Gottes, das direkt an die Menschen gerichtet ist, erläutert Eisert. Auch die Genthiner Kanzel steht im Zentrum der Kirche und ist somit ein Blickfang.

Restaurator Reinhold Gonschior hat noch einen Folgeauftrag aus Genthin mitgenommen, für den er sich mit den 2001 gestohlenen Apostelfiguren beschäftigt. Damals verschwanden einige von ihnen, auch die Jesusfigur fiel den Dieben zum Opfer. Zwei der vier Evangelisten will Gonschior nun nachschnitzen. Markus und Matthäus sollen dann wieder in den Kanzelkorb der Trinitatiskirche zurückkehren. Die Evangelisten stehen für die Botschaft des Evangeliums: „Jesus ist in die Welt gekommen, um nahe bei uns Menschen zu sein. In allen Mühsalen des Lebens und uns Gott als liebenden Vater zu verkünden.“

In der Mitte des Kanzelkorbes bleibt der Platz für Jesus frei. Auch diese Figur wurde gestohlen, soll aber nicht nachgeschnitzt werden. „Bewusst wollten wir es bei den Evangelisten Markus und Matthäus belassen“, sagt Pfarrerin Eisert.

„Natürlich machen wir uns Gedanken, wo Jesus jetzt ist. Doch es ist in Ordnung, dass er nicht mehr in der Kirche ist. Mir gefällt der Gedanke, dass er in der Stadt ist und dort wirkt“, sagt die Pfarrerin und meint damit natürlich nicht mehr die Holzfigur.