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Kleingärten Genthin sucht Nachwuchs für grüne Parzellen

Der Stadtverband der Kleingärtner muss 15 Prozent Leerstand verwalten.

Von Simone Pötschke 25.03.2019, 00:01

Genthin l Es kehrt wieder Leben ein in die Kleingartenanlagen, die unter dem Dach des Genthiner Stadtverbandes der Kleingärtner organisiert sind. „Die Gartenfreunde sind schon seit einigen Tagen fleißig und bringen ihre Gärten in Schuss“, sagt Stadtverbandsvorsitzender Reimar Porrini, der heute Abend die Spartenvorsitzenden zur Versammlung in die Stadt- und Kreisbibliothek eingeladen hat.

Mit dem neuen Gartenjahr werden die zehn im Stadtverband organisierten Vereine jedoch wieder mit den alten Problemen konfrontiert. Leerstand, Überalterung, fehlender Nachwuchs – die Sorgen des Kleingartenwesens machen auch um Genthin keinen Bogen.

Dramatisieren will Reimar Porrini die Situation jedoch nicht. Von 600 Kleingärten, die unter der Obhut des Stadtverbandes verwaltet werden, sind derzeit 516 belegt. Erfahrungsgemäß, so Reimar Porrini, pendele die Belegung der Gärten zwischen 80 und 85 Prozent. Damit liegt Genthin etwa im Landesdurchschnitt, wo von 120 000 Kleingärten 20 000 leerstehen.

Große Illusionen macht sich Reimar Porrini jedoch nicht, dass mit dem neuen Gartenjahr die Leerstandsquote entscheidend gesenkt werden könnte. Das Durchschnittsalter der Kleingärtner liege immerhin deutlich über 60 Jahre, sagt Porrini. „Der große Ansturm wird auch in diesem Jahr ausbleiben.“ Dabei sei die Entwicklung unter den Kleingartenanlagen im Stadtverband sehr unterschiedlich.

Dort, wo Kleingartenanlagen unmittelbar an Wohnbebauungen grenzten, wie in Parey oder in Altenplathow, gebe es eine 100-prozentige Verpachtung. „Der Trend ‚Hinaus ins Grüne‘ ist hier ungebrochen, weil die Leute ihre Parzelle direkt vor der Haustür haben und keine langen Wege zurücklegen müssen. Um diese Anlagen brauchen wir uns keine Sorgen machen. Hier finden sich für Gärten, die abgegeben werden, sofort Nachfolger, auch jüngere“, sagt Porrini.

In anderen Anlagen hat man bereits die Konsequenzen aus dem Leerstand ziehen müssen. Im „Mühlenfeld“ arbeitet man gemeinsam mit der Stadt als Verpächter des Grund und Bodens daran, die gesamte Anlage in Höhe der Brettiner Chaussee möglichst noch in diesem Gartenjahr um eine Gartenreihe zurückzusetzen.

Weitere 15 Gärten sind im vergangenen Jahr in der „Birkheide“ aus der Bewirtschaftung herausgenommen worden und andere teilweise verkleinert worden. „Gärten über 600 Quadratmeter und mehr will heute niemand mehr“, das ist für den Stadtverband gesetzt. Kleinere Gärten seien zukunftsfähiger.“

Um jüngere Leute für ein Stückchen Grün zu begeistern, zeigt sich Porrini durchaus kompromissbereit und weicht damit vielleicht auch etwas von der offiziellen Linie des Landesverbandes ab. „Viele Leute verbinden mit einem Kleingarten immer ein Muss“, bezieht sich Porrini auf das Bundeskleingartengesetz, aus dem die Pflicht des Kleingärtners ableitet wird, die Pachtparzellen zu einem Drittel kleingärtnerisch, zur „Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf“, zu nutzen.

Diese Regelung gebe aus seiner Sicht den Kleingärtnern zwar genügend Gestaltungsspielraum, werde aber auch, um weitere Interessenten zu gewinnen, mittlerweile nicht ganz so streng gehandhabt, räumt der Vorsitzende des Stadtverbandes der Kleingärtner ein. „Mir ist ein Garten mit Rasen lieber, als ein Garten, der verwildert und vor sich hindümpelt“. Aber trotzdem, räumt Porrini ein, halten sich die Nachfragen, ausgenommen in Parey und Altenplathow, in Grenzen.

Bereits seit längerem hält der Stadtverband daran fest, auf seiner Homepage um neue Gartenpächter zu werben. Das Prinzip Hoffnung, Großstädter in das beschauliche Genthin zu locken, war bisher zumindest nicht ganz erfolglos. Eine Familie aus Leipzig und eine weitere aus Berlin haben Parzellen in der „Birkheide“ gepachtet und halten sich an den Wochenenden in Genthin auf.

Die Stadt erhebt für Kleingärtner eine Pacht von neun Cent pro Quadratmeter im Jahr und orientiert sich damit an den Vorgaben des Bundesverbandes der Kleingärtner. Ein Kleingarten bleibt somit für einkommensschwache Haushalte erschwinglich. Für einen 600 Quadratmeter großen Garten muss ein Hobbygärtner in Genthin, der einer Sparte des Stadtverband angeschlossen ist, beispielsweise ein Jahrespacht in Höhe von 80 Euro entrichten. Schlechter könnten da die Kleingärtner eines Vereines dran sein, die den Grund und Boden von Privatpersonen pachten. Die könnten Kosten für leerstehende Gärten umlegen.