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Kleinkunst Humorige Wortgefechte in elf Duellen

Eine gute Tradition ist die Valentinade des Genthiner Amateurtheaters (Gat) im Lindenhof.

Von Mike Fleske 17.02.2020, 00:01

Genthin l Jedes Jahr am Valentinstag beehrt das Gat sein Publikum mit einem Programm für Liebende. Dafür das dabei keine Langeweile aufkommt, sorgt ein spielfreudiges Ensemble und immer wieder kleine Änderungen im Ablauf. So gab es diesmal keine boshaften Couplets und Popsongs zwischen den Spielszenen. Stattdessen führten Rita und Jürgen Wagner, im echten Leben verheiratet, unter ihren Aliasnamen Gudrun und Klaus Eberspäher zum ersten Mal durch das Programm.

Als ständig kabbelndes Paar sorgten sie zuallererst für einen zehnminütig verspäteten Veranstaltungsbeginn, weil sie so lange telefoniert hat. „Typisch“, meint er und deshalb hieß das Programm „Typisch: Männer & Frauen“. Und wen es in den elf Sketchen alles gab. Karsten Schwarz als Ehemann beim Kartoffelschälen, der nach einer kleinen Schnittverletzung ausrief: „Mir ist ganz schwindlig, das kommt vom hohen Blutverlust.“ Sein Kumpel (Axel Lorenz) verarztet ihn zwar stilecht mit einem Biene-Maja-Pflaster, ist aber ansonsten keine große Hilfe: „Ich kann kein Blut sehen, mir wird schlecht.“ Und so enden beide am Boden liegend.

Da gab es mit Alicia Haack und Kathleen Lemke zwei Damen, die bei der Geburtstagsfeiervorbereitung genau wussten , welche Freundin sie nicht einladen und beim Bühnenpaar Rosemarie Krusch und Jürgen Wapniarz, Knatsch, weil sie immer das letzte Wort haben muss. Anders als sonst, gab es sogar zwei Sketche, die komplett im Dunkeln spielten und bei denen nur die Stimmen der Darsteller zu hören waren.

Pfiffig wurden die Zuschauer einbezogen: Als schlaftrunkener Ehemann durfte Gat-Urgestein mit einer Taschenlampe auf die Bühne tapern und mit Blick auf das Publikum ausrufen: „Das gibt es doch nicht, in unserer Küche sitzen 100 Menschen und gucken uns zu.“ Vielleicht kommen solche Erscheinungen tatsächlich wie von Neumann vermutet „vom zu schweren Essen vor dem zu Bett gehen“.

Tausendsassa Manfred Göbel durfte als Urlauber brillieren, der zum ersten Mal selbst einkauft und dabei nur zu billigem greift. Klopapier aus alten Zeitungen, Spreewaldgurken, die keiner mag oder Kinderwindeln, obwohl kein Baby im Haus ist. „Aber wir haben doch so viel gespart.“ Skurril auch die Einkaufstour zweier Ehepaare (Alicia Haack/Dirk Matthies und Birgit Gärtner/Axel Lorenz), die sich als Lustersatz für die eingeschlafenen Ehen entpuppte.

Wie eine Frau, ihren Ehemann auf die Spur des richtigen Geburtstagsgeschenkes bringt, zeigte das echte Ehepaar Christiane und Karsten Schwarz. Während er eigentlich an ihrem Geburtstag nur ins Steakhaus möchte, leitete sie ihn durch geschicktes Taktieren erst ins Kempinski und dann zum Juwelier. „Du bekommst eine Goldkette“, sagt er als spontanen Einfall. „Ich habe sie gestern zurücklegen lassen, du kannst sie morgen abholen“, überrascht sie ihn. Typisch Frau eben.

Welche Verwicklungen eine durchzechte Nacht inklusive Filmriss mit sich bringt, zeigten Dirk Matthies und Axel Lorenz im Kurztheaterstück „Zwei Männer allein zu Haus“ des Autors Andreas Kroll. Als sich die Dame des Hauses früher als erwartet zurückmeldete, hieß es keine Zeit verlieren und aufräumen. Geschirr abspülen, Wäsche waschen und Bierflaschen wegräumen. Das im Aquarium ein fremdes Toupet schwamm, war so lange kein Problem bis die beiden Zecher feststellten, dass die Katze fehlte. Dieses Missgeschick vor der Hausherrin (Kathleen Lemke) zu verbergen, sorgte für einige Lacher beim gut aufgelegten Publikum.

Fast durchgehend standen in diesem Jahr maximal zwei Darsteller gleichzeitig auf der Bühne, nur selten waren es drei. Was hier und da im Lindenhof ein wenig zulasten der Dynamik und des Tempos ging, könnte sich bei einer Wiederholung des Programmes in kleinen Räumen, etwa in Bibliotheken, als äußerst zweckmäßig erweisen. Dass das Valentinsprogramm nicht nur am 14. Februar funktioniert, hat das Gat bereits im vergangenen Herbst während der Genthiner Bibliothekstage gezeigt.