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Kloster Jerichow Zweimal „Ja“ in zwei Jahrhunderten

Mittelalterliche Festkleidung statt weißem Kleid, Schleier, Anzug und Schlips. So heirateten zwei Paare aus Berlin im Kloster.

Von Sigrun Tausche 15.07.2015, 11:48

Jerichow l „Wir wussten gar nicht, was auf uns zukommt“, gestehen Annett, ehemals Gottlöber, (46) und Oliver Katzor (43) aus Oranienburg sowie Annemarie, geborene Kaiser, (35) und Tobias Clever (34)aus Berlin-Spandau nach der mittelalterlichen Hochzeitszeremonie während des Klostergartenfests. Beide Paare hatten kurz zuvor „offiziell“ standesamtlich geheiratet - natürlich im Sommerrefektorium des Klosters Jerichow. Standesbeamtin Anja Schünicke hat die Paare getraut und mischte sich danach als Mitglied der Redekiner „Böglinge“ ebenfalls in mittelalterlicher Kleidung unter die Festgäste.

Die beiden Paare gehören zu „Clanmageddon“ aus Berlin. Kennengelernt haben sie sich aber nicht durch den Clan, sondern auf ganz verschiedene Weise: Annemarie und Tobias Clever kennen sich schon seit der Schule. „1999 haben wir uns das erste Mal geküsst“, schmunzeln sie. Zum Hobby „Mittelalter“ sind sie durch ihre Neffen gekommen. „Mit ihnen sind wir zu Ritterspielen gegangen. Irgendwann sind die Neffen zu Hause geblieben und wir sind weiter hingegangen.“ Bei Clanmageddon sind sie jetzt seit etwa fünf Jahren.

Annett und Oliver Katzor haben übers Internet zueinander gefunden. „Wir hatten beide das gleiche Hobby - Mittelalter.“ Sie sind seit etwa drei Jahren bei Clanmageddon.

Im „wahren Leben“ ist Oliver Katzor selbstständiger Informatikkaufmann, Annett Katzor ist Verkäuferin. Letzteres war Annemarie Clever zunächst auch, fing dann aber noch einmal völlig neu an und arbeitet nun schon einige Jahre als Busfahrerin bei den Berliner Verkehrsbetrieben, während ihr Mann sich um die U-Bahn kümmert: Er ist dort Fahrzeugschlosser und Schweißer.

Ihre Hochzeit im Kreise ihrer Freunde und Familien hier im mittelalterlichen Lager beim Jerichower Klostergartenfest zu feiern, war ihr Wunsch und sie haben sich darauf eingelassen, ohne vorher jedes Detail zu kennen. „Es gab viele verschiedene Zeremonien im Mittelalter“, erklären sie. Christa, die Freundin vom Clanmageddon, habe die Auswahl getroffen. Die Zeremonie endete mit dem „Sprung in ein neues Leben“. Später ging‘s mit der Hochzeitsgesellschaft zum Essen ins Winterrefektorium des Klosters, und abends wurde im Lager gefeiert. Und natürlich war die Doppelhochzeit auch bestens geeignet, am Schluss des Klostergartenfests noch für einen zünftigen Spaß zu sorgen, den die Paare gern mitmachten: Die Frauen demonstrierten scherzhaft, wer in der Ehe das Sagen hat, führten den Mann am Strick vor und schwangen die Bratpfanne, während die Herren demütig-unterwürfige Gesichter schnitten ...