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Konzert Beschwingte Jubiläumsfeier mit Abstand

Nun also doch: Der Genthiner Musik-Express feierte mit zwei Konzerten im Stadtkulturhaus sein 50-jähriges Bestehen.

Von Mike Fleske 19.10.2020, 05:00

Genthin l Masken, Namenszettel, Desinfektionsmittel, dass der Einlass zu einem Konzert des Musik-Expresses einmal so aussehen würde, hätte sich zu Jahresbeginn wohl niemand vorstellen können. Aber nur mit der Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen, war es überhaupt möglich, dass im Mai zunächst abgesagte Konzert überhaupt stattfinden zu lassen. Um die Besucherströme auszudünnen, gab es gleich zwei Termine, so gab es kein Gedränge und im Saal waren entsprechende Abstände möglich.

Im Saal war dann fast alles wie immer. Das Ensemble war mit rund 20 Musikern wie gewohnt besetzt, das Publikum bester Laune. Ungewohnt besinnlich begann der Musik-Express sein Konzert. „Es gibt zwei Arten ein Konzert zu eröffnen, mit einem Knalleffekt oder mit ruhigen Klängen“, erklärte Moderator Andreas Jutzi, der auch am Flügelhorn zu hören war. Man habe sich aus Anlass des Jubiläums für die besinnliche Variante entschieden, damit jeder in Gedanken schwelgen und die Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren lassen könne.

Erinnerungen gab es viele an diesem Nachmittag. Gründungsmitglied Eckhard Neumann, vielen als früherer Amateurtheaterchef bekannt, blickte auf die schwierige Anfangsphase zurück: „Die Genthiner Schulen hatten damals entweder einen Chor oder eine Tanzgruppe, nur die damals neue Thälmann-Oberschule hatte nichts zu bieten und bekam ein Jugendblasorchester, das dafür gegründet wurde.“ Allerdings gestaltete sich Neumanns Organisationsarbeit als kompliziert, da keiner der möglichen musikalischen Leiter die Aufgabe übernehmen wolle. „Erst Hans Rosolsky, den wir als Letztes gefragt hatten, sagte zu.“

Unter dessen Ägide wurde das damalige Pionierblasorchester mit Kindern zwischen acht und zwölf Jahren ab 1970 aufgebaut. 1971 hatte das Ensemble bei der Eröffnung der neu gebauten Thälmann-Oberschule (der heutigen Sekundarschule am Baumschulenweg) seinen ersten Auftritt.

Später wurde das Ensemble zum Jugendblasorchester und ab 1992 zum Musik-Express. Am Anfang seien es Märsche, Polkas und Kampflieder gewesen, die das Blasorchester zum Besten gegeben habe. Eines davon „Jugend erwach!“, auch unter dem Refrain „Bau auf, bau auf“, bekannt, wurde nach langer Zeit mal wieder kurz angespielt, um einen Eindruck der frühen Musik zu vermitteln.

Andreas Jutzi erinnerte sich an die früheren Jahre, als Noten nicht auf die Schnelle von Anbietern aus dem Internet erworben werden konnte: „Die Noten wurden per Hand einfach abgeschrieben, da schlich sich schnell mal der Fehlerteufel ein, das sah man nicht auf dem Papier, das hörte man später beim Spielen.“ Allerdings sei man in den 70er und 80er Jahren auch sehr findig gewesen und habe einfach improvisiert, eine dieser so ins Programm gekommene Melodie, war die Titelmusik der „Muppets Show“, die im Konzert erklang.

Aus den frühen Jahren, hatten die Mitglieder des Musik-Express eine von Mitgliedern des Pionierblasorchesters gesungene Tonaufnahme des Schneewalzers aus dem Jahr 1974 ausgegraben, die während einer Konzertreise im Harz entstanden war. Der Tonaufnahme schloss sich die Übernahme der Melodie auf der Stadtkulturhausbühne an.

Der Musik-Express hat sein Repertoire ständig erweitert und hat heute Melodien aus Film und Fernsehen, aber auch aus Jazz, Rock und Pop im Programm. „Aber besonders sind wir mit dem Swing verbunden.“ Und so gab es einige Swing-Nummern, etwa von Glenn Miller, aber auch der moderne Sound war mit einem Michael-Jackson- und einem Eric-Clapton-Medley vertreten.

Fast kam Wiesn-Stimmung auf, als das „Trompeten-Echo“ als Erinnerung an die vielen ausgefallenen Oktoberfeste, erklang. Und dann war da noch die Kategorie „Schwierig“. Diese war vertreten mit dem Marsch „Hochheiligsburg“, bei dem jeder einzelne Musiker gefordert war und durch die ständigen Einsätze, das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Es sei ein „Hasstitel“, bekannte das Ensemble, wenngleich dieser zum Programm dazugehöre.

Die Aufregung stieg bei einer waschechten Premiere. Diese bestand aus einer Bearbeitung der Musik zum Film „Arielle, die Meerjungfrau“, bekannt etwa durch das Stück „Unter dem Meer“. Der musikalische Leiter von Sven Schulenburg hatte dieses Stück aufgetan und vielleicht wird es ebenfalls bald zu einem Klassiker im Repertoire des Musik-Expresses. Für zahlreiche Soli und kleine eingestreute Einlagen, gab es immer wieder Applaus des Publikums und einen Sonderbeifall für Mario Morche. Der Schlagzeuger war einziges noch aktives Gründungsmitglied auf der Bühne. Insgesamt sind nur drei der Musiker so alt oder älter, als der Musik-Express.

Am Ende gab es viele fröhliche Gesichter, bestens unterhalten gefühlt hatten sich Genthins Bürgermeister Matthias Günther und Landrat Steffen Burchhardt. Auch das Ensemble zeigte sich angetan: „Wir sind zufrieden, dass wir das Konzert jetzt durchführen konnten, es war trotz aller Abwägungen die richtige Entscheidung“, bilanzierte Klarinettistin und Chronistin Petra Schulenburg.